Blick in das Museum Polin

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Polin: Museum zur Geschichte der polnischen Juden - 1000 Jahre jüdische Geschichte

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Nachbau eines jüdischen Wohnbezirks im Spätmittelalter bzw. in der Frühen Neuzeit


Das Museum, das auf dem einzig noch frei gebliebenem, unverbautem Grundstück im ehemaligen jüdischen Viertel Warschaus errichtet wurde, zeigt auf einem weitläufigem Ausstellungsgelände die Geschichte der Juden vom Mittelalter bis heute. In einer beeindruckenden, interaktiven und didaktisch sehr wertvoll aufbereiteten Ausstellung können die Besucher viel über die jüdische Geschichte und die jüdische Kultur in Polen erfahren. Die Geschichte der Juden in Polen reicht von einer langen Periode der Toleranz seit dem Mittelalter bis zur fast vollständigen Vernichtung der Juden während der deutschen Besatzung in Polen. (Vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten über 3 Mio. Juden in Polen, von denen über 90% unter den Nationalsozialisten umkamen.

Jüdisches Museum Warschau Ausstellung Einführung.JPG Jüdisches Museum Warschau interaktive Ausstellung.JPG

Die ersten polnischen Juden waren Händler aus West- und Südeuropa. Die Ausstellung zeigt anhand von historischen Quellen interaktiv den Weg jüdischer Händler und erzählt deren Lebensgeschichte. So zum Beispiel die Geschichte eines Juden aus Cordoba, Ibrahim ibn Yakub, der im Jahr 960 vom Kalifen auf eine diplomatische Mission durch Europa entsandt worden war. In seinen Reiseberichten finden sich erste Eindrücke von Polen. Im Mittelalter siedelten sich Juden in zahlreichen Städten und Dörfern an, da sie dort besonders gute Lebensbedingungen vorfanden. Zahlreiche polnische Herrscher gewährten den Juden besondere Rechte, so z:b. auch König Kazimierz. Für die Juden war dies ein ,,goldenes Zeitalter". So durften sich die jüdischen Gemeinden selbst verwalten. Sie spielten für die Wirtschaft im Land eine zentrale Rolle, da sie über großen Reichtum und Besitz verfügten. Die Juden wurden toleriert und so wanderten viele Juden aus den europäischen Ländern nach Polen ein.

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Nachbau einer Synagoge.jpg Interaktive und pädagogisch wertvolle Aufbereitung der Geschichte.jpg

Im Museum selbst kann man nicht nur durch die Geschichte der polnischen Juden ,,wandern", sondern erfährt nebenbei sehr viel über das tägliche Leben der Juden und ihre Kultur. Die Nachbildung des Innenraums einer jüdischen Synagoge aus der Ukraine gibt einen atemberaubenden Eindruck vom religiösen Leben. Über 400 Voluntäre aus dem In- und Ausland verwendeten für die Rekonstruktion traditionelles Werkzeug, Material und Techniken, um die Decke bzw. das Dach zu rekonstruieren. Die Synagoge war Mitte des 17. Jahrhunderts in Gwozdziec in der heutigen Ukraine gebaut worden. Preußen, Rußland und Österreich teilten schließlich im 18. Jahrhundert Polen auf. Damit änderte sich auch das Leben für die jüdische Bevölkerung, die nun den Gesetzen des jeweiligen Monarchen unterworfen waren. So führte beispielsweise im 19. Jahrhundert Pogrome in Rußland zu einer Auswanderungswelle der jüdischen Bevölkerung. Zwischen 1880 und 1914 verblieb nur noch 1/3 der jüdischen Bevölkerung in Polen. Dies zeigt auch ein Film über die Emigration der Juden in die USA, nach Palästina, Canada, Argentinien, Südafrika oder Australien.

Nach dem Zusammenbruch der Staaten nach dem Ersten Weltkrieg und der Rekonstituierung des polnischen Staates begann für die jüdische Bevölkerung ein ,,zweites golendes Zeitalter" - trotz der wirtschaftlichen Not und des steigenden Antisemitismus.

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Die Juden besaßen das volle Wahlrecht und hatten in der Zwischenkriegszeit auch Repräsentanten im Parlament. Doch schon bald sollte sich die Lage der Juden in Polen mit der Besetzung durch die deutsche Armee und später Rußland drastisch verschlechtern. Tagebucheinträge und verschiedene historische Quellen geben ein beeindruckendes Zeugnis von den Ereignissen der Folgejahre, so zum Beispiel auch Auszüge aus dem Ringelblum Archive, der Widerstandsbewegung im Warschauer Ghetto. Knapp 300.000 Juden überlebten den Zweiten Weltkrieg. Viele davon verließen Polen und emigrierten nach Palästina. 1968 verblieben nach den antisemitischen Kämpfen nur noch 10 000 Juden in Polen. Seit dem Zerfall der UdSSR wächst die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Polen wieder.

Das Museum gibt ein beeindruckendes und lebendiges Zeugnis der jüdischen Geschichte wieder.



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