Aufstand im Warschauer Getto
Gedenken, Erinnern, Lernen: Haßfurter Schüler auf Spurensuche in Polen Es ist der 19. April – und viel los auf den Straßen in der Innenstadt Warschaus. Unter die Passanten mischt sich eine Gruppe von Schülern aus fünf verschiedenen Nationen, um mehr über die Geschichte Warschaus und des Warschauers Gettos vor Ort zu erfahren. Es ist das zweite Treffen, das im Rahmen des Erasmus-Projektes ,,Traces of Jewish life in Europe“ stattfindet und die Schüler der Q11 des Regiomontanus-Gymnasiums dieses Mal nach Polen geführt hat. Dort konnten sich die Schüler selbst ein Bild vom Leben der jüdischen Bevölkerung im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte bilden. Ein Ereignis, das bis heute im Gedächtnis der Stadt verankert ist, ist der Aufstand im Warschauer Ghetto 1943. Die in Warschau lebenden Juden standen einer Bedrohung gegenüber, in der selbst Kampf und Widerstand aussichtslos schienen. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung. Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Die in den Straßen Warschaus eingelassenen Gedenksteine erinnern heute noch an den Verlauf der Grenzmauern des Warschauer Ghettos. Daneben: Eines der bekanntesten Bilder aus dem Warschauer Ghetto: Der Übergang, der den nördlichen und südlichen Teil des Gettos miteinander verband und von dem heute nur noch ein paar Eisenträger Zeugnis ablegen.
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Gettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt, sodass heute kaum noch Überreste zu sehen sind. Nur wenige tausend Gefangene überlebten das Warschauer Ghetto. Wie bedeutend dieses Zeichen des jüdischen Widerstands auch heute noch ist, kann man vor allem in Warschau selbst erkennen. Narzissenblüten, die als Symbol der Anteilnahme an jedem 19. April getragen werden, zeugen vom Gedenken an die Opfer des Holocausts. (Nico Hofmann, Q11)
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