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Auch einzelne Ortschaften, wie Nassach (durch Ernst-Paul Wagner), Königsberg (durch Rudi Bätz) und Aidhausen (durch Christine Fuhl und Renate Hofmann) sind inzwischen vollständig erfasst.<br />
 
Auch einzelne Ortschaften, wie Nassach (durch Ernst-Paul Wagner), Königsberg (durch Rudi Bätz) und Aidhausen (durch Christine Fuhl und Renate Hofmann) sind inzwischen vollständig erfasst.<br />
  
Noch werden Mitarbeiter für die Gemeinden Kirchlauter, Oberaurach, Rentweinsdorf und Sand, sowie für die Gemeindeteile Friesenhausen und Rottenstein gesucht. Der Historische Verein würde sich über Interessenten freuen, die diese Gemeinden bearbeiten würden. Auch die bereits tätigen Mitarbeiter würden sich über eine Unterstützung seitens orts- und PC-kundiger Interessenten freuen. <br />
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Noch werden Mitarbeiter für die Gemeinden Kirchlauter, Oberaurach, Rentweinsdorf und Sand, sowie für die Gemeindeteile Friesenhausen und Rottenstein gesucht. Der Historische Verein würde sich über Interessenten freuen, die diese Gemeinden bearbeiten würden. Auch die bereits tätigen Mitarbeiter würden sich über eine Unterstützung seitens orts- und PC-kundiger Interessenten freuen. <br /><br />
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'''<u> 7. Exkursion in den Landkreis Rhön-Grabfeld am 28. März 2009</u>'''<br /><br />
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Am Samstag, 28. März 2009, besuchte der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. den Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld. Mit dem Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger des Landkreises Rhön-Grabfeld, Reinhold Albert, führte ein kompetenter Kenner der alten und neuen Geschichte durch die Region. Neben den Zeugnissen der alten Geschichte, wie Schloss Sternberg und den Ausstellungsstücken im Archäologischem Museum Bad Königshofen, sowie der Echterkirche in Breitensee und der Wallfahrtskirche in Ipthausen, standen auch Relikte der jüngsten Geschichte auf dem Programm, wie die Grenzbefestigungen zwischen Zimmerau und Rieth und ein noch erhaltener Wachturm an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Gompertshausen.<br />
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Wie kulturhistorisch eng die beiden Landkreise miteinander verknüpft sind, konnten die Teilnehmer daran erkennen, dass sich an der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen, an der von 1442 bis 1520 gebaut wurde, viele Steinmetzzeichen befinden, die sich auch an Kirchen des Landkreises Haßberge feststellen lassen. So befindet sich das Steinmetzzeichen des bedeutendsten Steinhauers, der im 15. Jahrhundert auch an der Pfarrkirche und Ritterkapelle in Haßfurt gearbeitet hat, gleich mehrfach am Eingangsportal der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen. Das erst 1973 offiziell zum Heilbad erhobene Königshofen, wurde als karolingischer Königshof gegründet und erstmals 739 als „Chuningishaobo“ schriftlich erwähnt. Vorher hennebergisch, fiel Königshofen im Jahr 1345 an das Hochstift Würzburg. Die Grenzlage zu Sachsen-Coburg bestimmte die Entwicklung Königshofens, das die Würzburger Fürstbischöfe ab 1650 zu einer Garnisonsstadt mit Festungsanlagen ausbauten. Wie stark Königshofen einst befestigt war, kann man an einem Stadtmodell im Archäologischen Museum erkennen.<br />
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Im Archäologischen Museum von Bad Königshofen konnten die Exkursionsteilnehmer auch viele eindrucksvolle historische Fundstücke aus dem Landkreis Haßberge besichtigen. So z. B. zahlreiche Fibeln, Lanzen, Pfeilspitzen, Beile, Bronzearmbänder und Armringe vom Großen und Kleinen Knetzberg, ein Bronzebeil aus Bundorf, Bronzegehänge von der Schwedenschanze und ein Schwert, das man in der Burgruine Raueneck gefunden hatte. Ein Besuch des Archäologischen Museums von Bad Königshofen lohnt sich also für Interessierte der Geschichte unseres Landkreises.<br />
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'''<u> 8. Drittes Heimatseminar in Haßfurt am 3. Juli 2008</u>'''<br /><br />
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Am Donnerstag, dem 3. Juli um 19 Uhr, veranstaltete der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. in der Aula des Schulzentrums des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt seine dritte Tagung zur Heimatgeschichte. Der Veranstaltungsort unterstrich den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung, denn der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. betreute auch dieses Jahr Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums im Leistungskurs Geschichte bei ihren Facharbeiten. Mit dem Abiturjahrgang 2009 werden diese Facharbeiten selbst der Geschichte angehören, denn das achtjährige Gymnasium (G 8) kennt diese Form der wissenschaftlichen Ausbildung ab 2010 nicht mehr. Der Historische Verein wird sich jedoch auch weiterhin der Vermittlung regionaler Geschichte an den Schulen verpflichtet fühlen und sich auch zukünftig in die Wissenschafts- und Projektseminare des achtjährigen Gymnasiums (G 8) einbringen.<br />
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Nach den einleitenden Worten durch den Leiter des Leistungskurses Geschichte, Franz Gössl, und den 1. Vorsitzenden des Historischen Vereins, Dr. Stephan Diller, begann die Abiturientin Anna Ruß aus Sand ihren Vortrag über den katholischen Pfarrer von Unterhohenried, Gregor Deppisch (1899–1983), und seiner Haltung im Dritten Reich. Die von den Nazis geforderte Gemeinschaftsschule anstelle der vorherrschenden Bekenntnisschule wurde naturgemäß von den Kirchen abgelehnt. Viele Lehrer strebten eine Parteikarriere an, und mussten daher die antikirchliche Politik der NSDAP vertreten. So kam es, dass in vielen fränkischen Gemeinden häufig die Pfarrer den Lehrern gegenüber standen. Bevor der 1899 geborene Gregor Deppisch im Jahr 1940 Pfarrer in Unterhohenried wurde, hatte er bereits in seiner vorherigen Stellung in Mühlhausen einen solchen Konflikt mit dem dortigen Hauptlehrer ausgetragen, der Gregor Deppisch immer wieder angezeigt hatte. Aber auch in Unterhohenried wurde Gregor Deppisch aufgrund seiner kritischen Haltung zum Dritten Reich immer wieder aus der Bevölkerung angeschwärzt. So kam es, dass Gregor Deppisch im April 1944 zunächst in Sylbach von der Gestapo verhört wurde und im September 1944 im Zuchthaus Ebrach eingesperrt war. Als die Amerikaner näher kamen, sollte er nach Dachau verlegt werden. Auf diesem Fußmarsch gelang ihm am 29. April 1945 50 km vor Dachau die Flucht zurück nach Unterhohenried, wo er bis zu seiner Pensionierung zurückgezogen lebte.<br />
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Im zweiten Vortrag berichtete Wolf Wagner aus Holzhausen über den ersten Nachkriegs-Bürgermeister in Königsberg, Georg Bezold (1899–1962), dessen Leben er mit Unterstützung von Altlandrat Dr. Walter Keller erforscht hatte. Der 1899 in Ebermannstadt geborene Georg Bezold absolvierte nach der Volksschule eine Bäckerlehre, landete aber im Jahr 1916 in den Kruppwerken in Essen, wo er erste Kontakte zum Arbeitermilieu knüpfte. Nach zwei Jahren im Ersten Weltkrieg zog er nach Königsberg, wo er Arbeit in den Fränkischen Rohrwerken fand. 1920 trat er in die Gewerkschaft ein, 1923 wurde er SPD-Mitglied, Vertrauensmann, zog 1927 in den Bezirkstag Hofheim ein und 1930 in den Stadtrat in Königsberg. Nach einer Denunziation am 27. September 1936 durch Wilhelm Haas wurde er verhaftet und nach Dachau gebracht und verhört. Zwar wurde er in einem Gerichtsverfahren am 5. April 1937 nur zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, die mit der Untersuchungshaft schon abgegolten waren. Trotzdem ließ man ihn nicht frei. So kam es, dass Georg Bezold erst nach zwei Jahren Haft 1938 wieder nach Königsberg kam, physisch stark angeschlagen und kaum mehr in der Lage, seine Familie zu ernähren. Nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler wurde der als politisch unzuverlässig geltende Georg Bezold 1944 erneut nach Dachau gebracht und verhört, jedoch wieder freigelassen. Als die Amerikaner in Franken den Krieg beendeten, setzten sie im April 1945 Georg Bezold als Ersten Bürgermeister ein. In der Folgezeit wurde Georg Bezold noch viermal zum Bürgermeister von Königsberg gewählt. 1962 starb er, von den Königsbergern mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Georg Deppisch gehört zu den Nachkriegsbürgermeistern des Landkreises Haßberge, die aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen bereits verschwunden sind.<br />
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Einen anderen Bürgermeister beschrieb die dritte Referentin des Abends, die Haßfurterin Sarah Wächter. Hans Kram, ein überzeugter Nationalsozialist, war Bürgermeister in Haßfurt von 1933 bis 1939. Sarah Wächter nutzte für ihre Arbeit nicht nur die vorhandenen schriftlichen Quellen, wie die im Stadtarchiv Haßfurt vorhandenen Sitzungsprotokolle, oder die Rechtfertigungsschrift Hans Krams bei der Spruchkammer in Hammelburg, sondern bemühte sich auch um die Sicht eines damaligen Mitglieds im Stadtrat. Hans Kram wurde 1902 in Roth bei Nürnberg geboren, absolvierte ein Jurastudium in Würzburg und trat bereits 1920 in die NSDAP ein. Am 27. April 1933 wurde er zum damals noch ehrenamtlichen Ersten Bürgermeister von Haßfurt gewählt. Damals befanden sich neben den 8 NSDAP-Mitgliedern noch 5 BVP- und 2 SPD-Mitglieder im Haßfurter Stadtrat. Bis Mitte Juli 1933 waren jedoch alle Oppositionellen aus dem Stadtrat von Haßfurt beseitigt, zum Teil durch Beitritt der drei BVP-Mitglieder zur NSDAP, zum Teil durch Ausscheiden der zwei SPD-Mitglieder. Bis 1938 waren unter der Führung von Hans Kram 50 Siedlungshäuser in Haßfurt bezugsfertig geworden und hatten so zur Beseitigung der Wohnungsnot in Haßfurt beigetragen. Doch Hans Kram war für die NSDAP-Größen des Landkreises wohl kein bequemer Kandidat, denn als er sich auf den umgewandelten Posten des hauptamtlichen Bürgermeisters von Haßfurt bewarb, wurde er von seiner eigenen Partei zweimal abgelehnt. Daraufhin verließ Hans Kram Haßfurt und wurde auf Anregung des in Haßfurt geborenen Reichsstatthalters von Thüringen und Kriegsverbrechers, Fritz Sauckel, am 14. März 1439 Landrat in Thüringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Hans Kram drei Jahre in Internierungslagern, griff seine Arbeit als Rechtsanwalt wieder auf und starb 1966 im Alter von 64 Jahren.<br />
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Im Anschluss an die Vortragsreihe der Abiturienten stellte Roland Mayer den 2003 anlässlich der 1200 Jahrfeier gegründeten Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis Ebelsbach vor und Robert Endres gab Einblicke in die Arbeit des Kulturvereins Museum Schloss Oberschwappach.<br /><br />

Version vom 5. März 2013, 16:20 Uhr

1.Spende des Historischen Vereins am 8. Februar 2013 rettet Kopialbuch Mariaburghausen von 1586

Im Haßfurter Tagblatt erschien im Dezember 2012 ein Bericht unter der Überschrift „Säurefraß bedroht fränkisches Kulturgut“. Darin hatte die Universitätsbibliothek Würzburg öffentlich dazu aufgerufen, von ihr produzierte Weihnachtskarten zu kaufen. Der Erlös der Aktion ist für die Restaurierung wertvoller alter Bücher vorgesehen, die von Säurefraß und Schimmel bedroht sind. Denn der normale Etat der Bibliothek reicht bei Weitem nicht aus, um alle historischen Handschriften und Karten in der Sammlung zu retten. Unter diesen alten Büchern ist auch eine Handschrift aus den Jahren 1586 bis 1609, die Abschriften originaler Urkunden des ehemaligen Klosters Mariaburghausen aus dem fürstbischöflichen Archiv enthält.

Beim Historischen Verein Landkreis Haßberge e.V. sorgte der Zeitungsartikel sofort für Interesse und eine spontane Reaktion: Der Historische Verein warb bei seinen Mitgliedern um Spenden, um diese Handschrift aus dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Mariaburghausen restaurieren zu können. Denn in diesem Buch wurden handschriftliche Kopien von Urkunden niedergeschrieben, die zum Beispiel den Landbesitz der Eigentümer dokumentierten. Häufig wurden die Kopien rechtlich beglaubigt. Ein solches Kopialbuch ist auch deshalb von herausragender historischer Bedeutung, da die dort beglaubigten Urkunden z. T. aus sehr viel früheren Jahrhunderten stammen und teilweise im Original nicht mehr vorliegen. Für die Geschichte des heutigen Landkreises Haßberge ist das Kopialbuch aus Mariaburghausen von großer Bedeutung, da das Kloster auf dem gesamten Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge begütert war. Die Sanierung des wertvollen Buches wurde von der Universitätsbibliothek Würzburg mit 1.000 Euro veranschlagt.

Bei der Spendenaktion kamen am Ende die zur Restaurierung erforderlichen 1.000 Euro zusammen, einschließlich eines Zuschusses der Stadt Haßfurt und der Aufstockung durch den Historischen Verein Landkreis Haßberge. Klaus Kunkel, Schatzmeister des Vereins, und Zweiter Vereinsvorsitzender Thomas Schindler überreichten den Scheck im Februar an Karl Südekum, den Leiter der Universitätsbibliothek Würzburg. Dank der Spende kann diese wertvolle Handschrift nun nicht nur für die Nachwelt gesichert werden. Nach erfolgter Restaurierung wird die Universitätsbibliothek Würzburg die Handschrift auch digitalisieren und diese in ihrer virtuellen Bibliothek einstellen (http://vb.uni-wuerzburg.de/ub/index.html), wo sie der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Damit leistet die Rettung dieser Handschrift einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Geschichte der Region des heutigen Landkreises Haßberge.


2.Sitzung des Ausschusses des Historischen Vereins Landkreis Haßberge am 15. November 2012 im Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm

In jährlich zwei Sitzungen berät der Ausschuss des Historischen Vereins Landkreis Haßberge die Führung des Vereins. Dabei nutzt der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. diese Ausschuss-Sitzungen vorzugsweise, um sich an historischen Orten des Landkreises zu treffen.
Am 15. November 2012 tagte der Ausschuss mit Zeil an einem Veranstaltungsort, an dem Geschichte lebendig ist. Dafür steht nicht nur das Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm, sondern auch die Heimatforscher Ludwig Leisentritt, Alois Umlauf und Heinrich Weisel, die Quellen erforschen und wesentliche geschichtliche Informationen aufarbeiten, wie das 19. und 20. Jahrhundert, die Handwerker des Landkreises und der näheren Umgebung, sowie das ehemals fürstbischöflich-bambergische Amt Zeil. Der Bürgermeister von Zeil, Thomas Stadelmann, ließ es sich nicht nehmen, die Teilnehmer im Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm zu begrüßen.

3.Vorstellung von Band 12: "Nikolaus Mölter" am 16. November und 1. Dezember 2011

Am 16. November 2011 wurde im kleinen Saal der Stadthalle Haßfurt der zwölfte Band der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Autor dieses zwölften Bandes ist Dr. Volker Grumbach. Sein 192-seitiges Buch über Nikolaus Mölter (1862–1945) beleuchtet ein Stück Haßfurter Wirtschaftsgeschichte. Die Firma Mölter, die 1985 ihren Betrieb einstellte, war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der größte Arbeitgeber in Haßfurt und nicht nur deutschlandweit, sondern auch international bekannt. Es handelte sich um einen Recyclingbetrieb, der u. a. aus Wollresten und Altpapier Rohpappe herstellte. Nikolaus Mölter war nicht nur Firmenchef, sondern auch im politischen und kulturellen Leben der Stadt präsent und hinterließ zahlreiche Mundartgedichte. Das Gedicht Nikolaus Mölters über „die Haßferter Fischer – wie sa senn“ ist noch unvergessen, und mancher Haßfurter kann sein Gedicht „die örscht Beicht“ mit dem Missverständnis zwischen Beichtkind und Pfarrer auswendig aufsagen. Einige der Gedichte wurden vom Haßfurter Mundarttalent Josef Hornung vorgetragen. Auch zwei kurze Filme über Nikolaus Mölter und seine Firma aus den Jahren 1938 und 1942 wurden vorgeführt.

Am 1. Dezember 2011 stellte Dr. Volker Grumbach auch in Zeil sein Buch “Nikolaus Mölter – Sein Leben, seine Firma, seine Dichtung” vor. Die Präsentation beleuchtete ein Stück Zeiler Wirtschaftsgeschichte. Auch wenn das Mölter-Unternehmen seit 1955 in Zeil nicht mehr besteht, hat sich Mölter um seine Vaterstadt verdient gemacht. Während in Zeil noch große Teile des einstigen Betriebes zwischen Bamberger-Straße und Mittelweg stehen, ist der einst dominante Werkskomplex in Haßfurt heute nahezu gänzlich verschwunden. Mölter wurde 1932 „in dankbarer Anerkennung der Verdienste um die segensreiche Entwicklung der Industrie“ zum Zeiler Ehrenbürger ernannt. Nikolaus Mölter blieb seiner Heimatstadt lebenslang verbunden. 1997 erhielt eine Straße im neuen Baugebiet „Lange Äcker“ seinen Namen. Gruß- und Einführungsworte sprachen Wolfgang Jäger (Historischer Verein), Bürgermeister Thomas Stadelmann und Stadtarchivar Ludwig Leisentritt. Außerdem trug Josef Hornung Mundartgedichte von Nikolaus Mölter vor. Dr. Volker Grumbach zeigte in seinem kurzweiligen Vortrag auch einen historischen Film anlässlich eines Betriebsausfluges der Firma Nikolaus Mölter & Co. von 1938.

Im Anschluss an beide Präsentationen ließen sich viele Interessierte das Buch von Dr. Volker Grumbach signieren.



4.Die Sommerreisen des Historischen Vereins im August 2010


Unter dem Motto "Sommerreisen zur Baukunst zwischen Steigerwald und Haßbergen" lud der Historische Verein Landkreis Haßberge in der Ferienzeit 2010 alle Interessierten und Daheimgebliebenen ein, im Landkreis Haßberge Kleinode, Verstecktes und Verborgenes kennen zu lernen oder neu zu entdecken. Im Wochentakt wurden die einzelnen Ziele angesteuert.

Zum Auftakt wurde anlässlich der Architektouren 2010 ein zeitgenössiges, ein modernes und neues Wohnhaus in Haßfurt unter Führung des Architekten Renee Lorenz besichtigt. In der Woche darauf fand eine Führung in Junkersdorf statt. Unter Führung von Pfarrerin Frau Winterstein wurde die Freskenmalerei im Chor der kleinen Dorfkirche zu Junkersdorf bei Königsberg besichtigt. Anschliessend konnten bei einer Brotzeit im Gasthaus Schwarzer Adler im benachbarten Unfinden noch weitere Gedanken fliegen. Eine dritte Sommerreise führte nach Gereuth bei Untermerzbach zur Besichtigung von Schloss und Ökonomiegebäuden unter fachkundiger Führung. Im Anschluss bot sich ein Besuch des dazugehörigen Biergartens an.

Vorletzte Station der Sommerreisen war der Steigerwaldort Fabrikschleichach mit der ehemaligen Glasfabrik des Barockarchitekten Balthasar Neumann. Unter fachkundiger Führung von Herrn Henfling wurde der ehemals bedeutende Standort für die serielle Glasproduktion, Fabrikschleichach mit seiner Glashütte, vorgestellt. Balthasar Neumann hatte diese 1706 gegründete Glashütte, umringt von Wäldern mit dem nötigen Feuerholz, von 1737 bis 1747 gepachtet und seine eigene Fenster- und Spiegelglasfertigung aufgebaut. Als Auftraggeber (Architekt der Bauwerke), Unternehmer (Pächter der Glashütte) und Lieferant (der Glasscheiben) in einer personellen Konzentration, konnte Balthasar Neumann in der Glashütte von Fabrikschleichach als Bauverantwortlicher des Hochstifts Würzburg seine eigenen Bedürfnisse an Flachgläsern erfüllen und damit auch Gewinne erwirtschaften.

Die Sommerreise des Historischen Vereins endete mit der Besichtigung der Kirche im Örtchen Leuzendorf unter Führung von Manfred Böhnlein. Eine Einführung in die damit verbundene Ortsgeschichte ging voraus. In die Zeit unter Dietrich Karl Freiherr von Erthal fällt der Bau der kleinen Pfarrkirche St. Michael sowie des ehemaligen Kapuziner-Klösterchens, zwischen welchen beiden Bauwerken sich die Durchgangsstraße hindurchzwängt. Der von außen eher bescheidene, allerdings idyllisch am Dorfsee gelegene Kirchenbau besticht durch seine reichhaltige, kunstvolle und originelle Innenausstattung im Stil der Frührokoko. Allein 125 Putten umschweben die Bilder und Skulpturen aus der Heilsgeschichte, jedoch ohne den Raum überladen wirken zu lassen. Namhafte Künstler waren hier am Werk wie Johann Thomas Wagner und sein berühmter Sohn Johann Peter. Architekt des in den Jahren 1732 bis 1735 aufgeführten harmonischen Bauwerks dürfte aber doch nicht Balthasar Neumann gewesen sein, wie im Pfarrarchiv vermerkt, sondern einer seiner tüchtigen Schüler.


5.Drittes Flurnamenseminar in Rügheim am 24. April 2010  

Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, in seinem Projekt „Flurnamen des Landkreises Haßberge“ systematisch alle Flurnamen des Landkreises zu erfassen. Am vergangenen Samstag veranstaltete der Historische Verein im Schüttbau in Rügheim bereits sein drittes Flurnamenseminar in Kooperation mit dem Bezirk Unterfranken. Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. kann inzwischen auf 30 Mitarbeiter in 23 von insgesamt 26 Gemeinden des Landkreises Haßberge zurückgreifen. Mit dem Sprachwissenschaftler Joachim Andraschke nahm auch ein Experte für die Deutung von Flurnamen am Projekt teil.

Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst begrüßte neben den Seminarteilnehmern auch die Bürgermeister Hubert Endres und Hermann Martin, die sich für die Flurnamensammlungen ihrer Gemeinden Bundorf und Pfarrweisach interessierten. Neben den Präsentationen der Ergebnisse durch die Flurnamenforscher Horst Ruhnau und Klaus Kunkel wurden auch informative Vorträge zu bestimmten Themenbereichen gehalten. So erklärten Wolfgang Jäger und Horst Ruhnau die Bedeutung einzelner Flurnamen und Klaus Kunkel brachte Vorschläge für eine zusammenfassende Darstellung der gesammelten Flurnamen und Beispiele für deren Kategorisierung. Der Rest der Zeit gehörte dem Erfahrungsaustausch und den Diskussionen der Seminarteilnehmer.

Seit Beginn des Projektes „Flurnamen im Landkreis Haßberge“ im Sommer 2006 hat der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. inzwischen die Erfassung der Flurnamen in sechs der 26 Gemeinden abgeschlossen. Im Jahr 2008 hatten Klaus Dindorf und Max Breitwieser die Erfassung aller Flurnamen der Gemeinden Theres und der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim zusammengestellt. Im Jahr 2009 hatte Max Breitwieser die Gemeinden Ermershausen und Maroldsweisach abgeschlossen und im Jahr 2010 lieferten Klaus Kunkel und Horst Ruhnau die Flurnamensammlungen der Gemeinden Bundorf, mit sechs Ortsteilen (noch ohne den Rottensteiner Forst) und Pfarrweisach mit neun Ortsteilen, ab.

Neben der Erfassung kompletter Gemeindegebiete liegen aus anderen Gemeinden bereits Teilergebnisse vor. Bei der Gemeinde Aidhausen wurden inzwischen die Ortsteile Aidhausen von Renate Hofmann und Nassach von Ernst-Paul Wagner bearbeitet. Bei der Gemeinde Gädheim liegen Teilergebnisse aus Gresshausen von Dr. Konrad Albert und Ottendorf von Hermann Gräf vor. Bei der Stadt Königsberg hat Rudi Bätz bereits die Flurnamen des Stadtgebietes und Gerd Rügheimer die des Stadtteils Unfinden gesammelt. Und von Haßfurt liegen die Flurnamen des Stadtteils Prappach vor, die Bruno Müller erfasst hat. Damit liegt der bisherige Schwerpunkt der Flurnamenerfassung im Norden des Landkreises, während der Haßbergtrauf, die Mainachse und der Steigerwald diesbezüglich noch eine weiße Fläche darstellen.

Es werden noch Mitarbeiter für die Gemeinden Haßfurt, Kirchlauter, Oberaurach und Rentweinsdorf, sowie für die Aidhäuser Gemeindeteile Friesenhausen, Kerbfeld und Rottenstein gesucht. Der Historische Verein würde sich über Interessenten freuen, die diese Gemeinden bearbeiten würden. Auch die bereits tätigen Mitarbeiter in allen Landkreisgemeinden würden sich über eine Unterstützung seitens orts- und PC-kundiger Interessenten freuen.


6.Zweites Flurnamenseminar in Rügheim am 4. April 2009

Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, in seinem Projekt „Flurnamen des Landkreises Haßberge“ systematisch alle Flurnamen des Landkreises zu erfassen. Denn die Flurnamen leisten einen großen Beitrag zur Besiedelungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und geben Informationen über die Bodennutzung und eine veränderte Raumnutzung im Verlauf von Jahrhunderten. Im Zuge der Digitalisierung der Karten und im Zeitalter satellitengestützter Orientierung im Gelände, drohen viele dieser Flurnamen in Vergessenheit zu geraten.

Am 4. April 2009 veranstaltete der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. im Schüttbau in Rügheim bereits sein zweites Seminar zum Projekt „Flurnamen des Landkreises Haßberge“ in Kooperation mit dem Bezirk Unterfranken. Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. kann inzwischen auf 30 Mitarbeiter in 22 von insgesamt 26 Gemeinden des Landkreises Haßberge zurückgreifen.

Bürgermeister Wolfgang Borst begrüßte die Teilnehmer und nahm sich die Zeit, auch einige interessante Vorträge anzuhören. So berichtete Edgar Meier über bundeseinheitliche Identifikationsnummern für Flurnamen und Klaus Kunkel brachte Vorschläge für eine anschauliche Darstellung des Kartenmaterials.

Über einen interessanten Aspekt der Flurnamenforschung berichtete Cordula Kappner. Sie zeigte Bilder des so genannten „Mazzenwegs“ zwischen Kleinsteinach und Lendershausen. Die „Mazze“ ist ein Brot aus ungesäuertem Teig für das Pessachfest (Fest des ungesäuerten Brotes), ein jüdisches Fest zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten, gefeiert am Sabbat nach dem Frühlingsvollmond. Die Mazzenbäckerei Gutmann in der heutigen „Matzengasse“ in Kleinsteinach war zu klein, um alle jüdischen Gemeinden an den Feiertagen mit Mazzen zu versorgen. Daher musste die Mazzenbäckerei Neuberger in Burgpreppach aushelfen. Am Ende der heutigen „Matzengasse“ in Kleinsteinach begann daher der so genannte „Mazzenweg“ über die Flur, der über Lendershausen bis nach Burgpreppach führte, um dort bei der Mazzenbäckerei Neuberger weiteres ungesäuertes Brot zur Versorgung der jüdischen Gemeinden abzuholen. Getragen wurden die Mazzen in einem Huckelkorb, in dem sie sorgfältig aufgeschichtet waren. Und der Weg, auf dem diese Mazzen getragen wurden, hat sich in der Überlieferung als „Mazzenweg“ erhalten. Ein schönes Beispiel dafür, wie die Flurnamenforschung geschichtliche Hintergründe aufdecken kann.

Zwei Mitarbeiter des Flurnamenprojekts haben inzwischen die Erfassung der Flurnamen zweier der 26 Gemeinden abgeschlossen: Im September 2008 hatte Klaus Dindorf die Erfassung aller Flurnamen der Gemeinde Theres fertig gestellt und sein Ergebnis dem Historischen Verein übergeben. Zu dieser Gemeinde gehören die fünf Ortschaften Buch, Horhausen, Obertheres, Untertheres und Wagenhausen. Im Dezember 2008 übersandte Max Breitwieser seine Tabelle mit den Flurnamen der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim. Die Verwaltungsgemeinschaft Hofheim umfasst die 10 Gemeindeteile Hofheim, Eichelsdorf, Erlsdorf, Goßmannsdorf, Lendershausen, Manau, Ostheim, Reckertshausen, Rügheim und Sulzbach.

Auch einzelne Ortschaften, wie Nassach (durch Ernst-Paul Wagner), Königsberg (durch Rudi Bätz) und Aidhausen (durch Christine Fuhl und Renate Hofmann) sind inzwischen vollständig erfasst.

Noch werden Mitarbeiter für die Gemeinden Kirchlauter, Oberaurach, Rentweinsdorf und Sand, sowie für die Gemeindeteile Friesenhausen und Rottenstein gesucht. Der Historische Verein würde sich über Interessenten freuen, die diese Gemeinden bearbeiten würden. Auch die bereits tätigen Mitarbeiter würden sich über eine Unterstützung seitens orts- und PC-kundiger Interessenten freuen.

7. Exkursion in den Landkreis Rhön-Grabfeld am 28. März 2009

Am Samstag, 28. März 2009, besuchte der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. den Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld. Mit dem Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger des Landkreises Rhön-Grabfeld, Reinhold Albert, führte ein kompetenter Kenner der alten und neuen Geschichte durch die Region. Neben den Zeugnissen der alten Geschichte, wie Schloss Sternberg und den Ausstellungsstücken im Archäologischem Museum Bad Königshofen, sowie der Echterkirche in Breitensee und der Wallfahrtskirche in Ipthausen, standen auch Relikte der jüngsten Geschichte auf dem Programm, wie die Grenzbefestigungen zwischen Zimmerau und Rieth und ein noch erhaltener Wachturm an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Gompertshausen.

Wie kulturhistorisch eng die beiden Landkreise miteinander verknüpft sind, konnten die Teilnehmer daran erkennen, dass sich an der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen, an der von 1442 bis 1520 gebaut wurde, viele Steinmetzzeichen befinden, die sich auch an Kirchen des Landkreises Haßberge feststellen lassen. So befindet sich das Steinmetzzeichen des bedeutendsten Steinhauers, der im 15. Jahrhundert auch an der Pfarrkirche und Ritterkapelle in Haßfurt gearbeitet hat, gleich mehrfach am Eingangsportal der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen. Das erst 1973 offiziell zum Heilbad erhobene Königshofen, wurde als karolingischer Königshof gegründet und erstmals 739 als „Chuningishaobo“ schriftlich erwähnt. Vorher hennebergisch, fiel Königshofen im Jahr 1345 an das Hochstift Würzburg. Die Grenzlage zu Sachsen-Coburg bestimmte die Entwicklung Königshofens, das die Würzburger Fürstbischöfe ab 1650 zu einer Garnisonsstadt mit Festungsanlagen ausbauten. Wie stark Königshofen einst befestigt war, kann man an einem Stadtmodell im Archäologischen Museum erkennen.

Im Archäologischen Museum von Bad Königshofen konnten die Exkursionsteilnehmer auch viele eindrucksvolle historische Fundstücke aus dem Landkreis Haßberge besichtigen. So z. B. zahlreiche Fibeln, Lanzen, Pfeilspitzen, Beile, Bronzearmbänder und Armringe vom Großen und Kleinen Knetzberg, ein Bronzebeil aus Bundorf, Bronzegehänge von der Schwedenschanze und ein Schwert, das man in der Burgruine Raueneck gefunden hatte. Ein Besuch des Archäologischen Museums von Bad Königshofen lohnt sich also für Interessierte der Geschichte unseres Landkreises.

8. Drittes Heimatseminar in Haßfurt am 3. Juli 2008

Am Donnerstag, dem 3. Juli um 19 Uhr, veranstaltete der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. in der Aula des Schulzentrums des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt seine dritte Tagung zur Heimatgeschichte. Der Veranstaltungsort unterstrich den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung, denn der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. betreute auch dieses Jahr Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums im Leistungskurs Geschichte bei ihren Facharbeiten. Mit dem Abiturjahrgang 2009 werden diese Facharbeiten selbst der Geschichte angehören, denn das achtjährige Gymnasium (G 8) kennt diese Form der wissenschaftlichen Ausbildung ab 2010 nicht mehr. Der Historische Verein wird sich jedoch auch weiterhin der Vermittlung regionaler Geschichte an den Schulen verpflichtet fühlen und sich auch zukünftig in die Wissenschafts- und Projektseminare des achtjährigen Gymnasiums (G 8) einbringen.

Nach den einleitenden Worten durch den Leiter des Leistungskurses Geschichte, Franz Gössl, und den 1. Vorsitzenden des Historischen Vereins, Dr. Stephan Diller, begann die Abiturientin Anna Ruß aus Sand ihren Vortrag über den katholischen Pfarrer von Unterhohenried, Gregor Deppisch (1899–1983), und seiner Haltung im Dritten Reich. Die von den Nazis geforderte Gemeinschaftsschule anstelle der vorherrschenden Bekenntnisschule wurde naturgemäß von den Kirchen abgelehnt. Viele Lehrer strebten eine Parteikarriere an, und mussten daher die antikirchliche Politik der NSDAP vertreten. So kam es, dass in vielen fränkischen Gemeinden häufig die Pfarrer den Lehrern gegenüber standen. Bevor der 1899 geborene Gregor Deppisch im Jahr 1940 Pfarrer in Unterhohenried wurde, hatte er bereits in seiner vorherigen Stellung in Mühlhausen einen solchen Konflikt mit dem dortigen Hauptlehrer ausgetragen, der Gregor Deppisch immer wieder angezeigt hatte. Aber auch in Unterhohenried wurde Gregor Deppisch aufgrund seiner kritischen Haltung zum Dritten Reich immer wieder aus der Bevölkerung angeschwärzt. So kam es, dass Gregor Deppisch im April 1944 zunächst in Sylbach von der Gestapo verhört wurde und im September 1944 im Zuchthaus Ebrach eingesperrt war. Als die Amerikaner näher kamen, sollte er nach Dachau verlegt werden. Auf diesem Fußmarsch gelang ihm am 29. April 1945 50 km vor Dachau die Flucht zurück nach Unterhohenried, wo er bis zu seiner Pensionierung zurückgezogen lebte.

Im zweiten Vortrag berichtete Wolf Wagner aus Holzhausen über den ersten Nachkriegs-Bürgermeister in Königsberg, Georg Bezold (1899–1962), dessen Leben er mit Unterstützung von Altlandrat Dr. Walter Keller erforscht hatte. Der 1899 in Ebermannstadt geborene Georg Bezold absolvierte nach der Volksschule eine Bäckerlehre, landete aber im Jahr 1916 in den Kruppwerken in Essen, wo er erste Kontakte zum Arbeitermilieu knüpfte. Nach zwei Jahren im Ersten Weltkrieg zog er nach Königsberg, wo er Arbeit in den Fränkischen Rohrwerken fand. 1920 trat er in die Gewerkschaft ein, 1923 wurde er SPD-Mitglied, Vertrauensmann, zog 1927 in den Bezirkstag Hofheim ein und 1930 in den Stadtrat in Königsberg. Nach einer Denunziation am 27. September 1936 durch Wilhelm Haas wurde er verhaftet und nach Dachau gebracht und verhört. Zwar wurde er in einem Gerichtsverfahren am 5. April 1937 nur zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, die mit der Untersuchungshaft schon abgegolten waren. Trotzdem ließ man ihn nicht frei. So kam es, dass Georg Bezold erst nach zwei Jahren Haft 1938 wieder nach Königsberg kam, physisch stark angeschlagen und kaum mehr in der Lage, seine Familie zu ernähren. Nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler wurde der als politisch unzuverlässig geltende Georg Bezold 1944 erneut nach Dachau gebracht und verhört, jedoch wieder freigelassen. Als die Amerikaner in Franken den Krieg beendeten, setzten sie im April 1945 Georg Bezold als Ersten Bürgermeister ein. In der Folgezeit wurde Georg Bezold noch viermal zum Bürgermeister von Königsberg gewählt. 1962 starb er, von den Königsbergern mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Georg Deppisch gehört zu den Nachkriegsbürgermeistern des Landkreises Haßberge, die aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen bereits verschwunden sind.

Einen anderen Bürgermeister beschrieb die dritte Referentin des Abends, die Haßfurterin Sarah Wächter. Hans Kram, ein überzeugter Nationalsozialist, war Bürgermeister in Haßfurt von 1933 bis 1939. Sarah Wächter nutzte für ihre Arbeit nicht nur die vorhandenen schriftlichen Quellen, wie die im Stadtarchiv Haßfurt vorhandenen Sitzungsprotokolle, oder die Rechtfertigungsschrift Hans Krams bei der Spruchkammer in Hammelburg, sondern bemühte sich auch um die Sicht eines damaligen Mitglieds im Stadtrat. Hans Kram wurde 1902 in Roth bei Nürnberg geboren, absolvierte ein Jurastudium in Würzburg und trat bereits 1920 in die NSDAP ein. Am 27. April 1933 wurde er zum damals noch ehrenamtlichen Ersten Bürgermeister von Haßfurt gewählt. Damals befanden sich neben den 8 NSDAP-Mitgliedern noch 5 BVP- und 2 SPD-Mitglieder im Haßfurter Stadtrat. Bis Mitte Juli 1933 waren jedoch alle Oppositionellen aus dem Stadtrat von Haßfurt beseitigt, zum Teil durch Beitritt der drei BVP-Mitglieder zur NSDAP, zum Teil durch Ausscheiden der zwei SPD-Mitglieder. Bis 1938 waren unter der Führung von Hans Kram 50 Siedlungshäuser in Haßfurt bezugsfertig geworden und hatten so zur Beseitigung der Wohnungsnot in Haßfurt beigetragen. Doch Hans Kram war für die NSDAP-Größen des Landkreises wohl kein bequemer Kandidat, denn als er sich auf den umgewandelten Posten des hauptamtlichen Bürgermeisters von Haßfurt bewarb, wurde er von seiner eigenen Partei zweimal abgelehnt. Daraufhin verließ Hans Kram Haßfurt und wurde auf Anregung des in Haßfurt geborenen Reichsstatthalters von Thüringen und Kriegsverbrechers, Fritz Sauckel, am 14. März 1439 Landrat in Thüringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Hans Kram drei Jahre in Internierungslagern, griff seine Arbeit als Rechtsanwalt wieder auf und starb 1966 im Alter von 64 Jahren.

Im Anschluss an die Vortragsreihe der Abiturienten stellte Roland Mayer den 2003 anlässlich der 1200 Jahrfeier gegründeten Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis Ebelsbach vor und Robert Endres gab Einblicke in die Arbeit des Kulturvereins Museum Schloss Oberschwappach.