Das Warschauer Getto damals und heute: Unterschied zwischen den Versionen

Aus RMG-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Das Warschauer Ghetto - damals und heute)
 
(22 dazwischenliegende Versionen von einem Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 4: Zeile 4:
 
<center><table border="0" width="800px" cellpadding=5 cellspacing=15>
 
<center><table border="0" width="800px" cellpadding=5 cellspacing=15>
 
<tr><td  width="800px" valign="top">
 
<tr><td  width="800px" valign="top">
 +
[[Datei:Erasmus-logo.png|Logo Erasmus+-Projekt|200px|right]]
  
''Diese Seite befindet sich in Bearbeitung ...''
 
  
= Das Warschauer Ghetto - damals und heute =
+
= Das Warschauer Ghetto =
  
Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung.
+
Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde.  
Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht.
+
Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte der Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger:,,Es gibt keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr". Über 13.000 Juden verloren bei diesem letzten Widerstandsversuch ihr Leben, weitere geschätzte 5000 bis 6000 bei den Sprengungen. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek ins KZ deportiert. 
+
Die Karte gibt einen kurzen Einblick in die Größe des jüdischen Ghettos. Die rote Umrandung zeigt die größte Ausdehnung des Ghettos. Die roten Punkte markieren die ungefähren Orte von Überresten und zentralen Gedenkstellen im Warschauer Ghetto. Der gelbe Bereich markiert den ehemaligen jüdischen Wohnbezirk in Warschau. Blau markiert sind die Bereiche, die am Ende noch von Juden bewohnt waren. Bei ihrem Besuch in Warschau im Rahmen des Erasmus+-Projektes haben die Schüler die historischen Schauplätze vor Ort besucht und fotografiert und versuchen an dieser Stelle das alte Warschau dem heutigen Warschau gegenüberzustellen.
+
  
[[Datei:Warschauer Ghetto.jpg|650px|Karte Warschauer Ghetto]]
+
[[File:Warsaw Ghetto destroyed by Germans, 1945.jpg|800px]]
  
 +
<small><div align="right">''Das Warschauer Ghetto 1945 nach der Sprengung/Zerstörung durch die Deutschen''</div></small>
 +
 +
Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung. Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht. So war es nicht verwunderlich, dass der Alltag der Menschen im Ghetto von Enge, Hunger, Krankheiten und Leid geprägt war.
 +
[[File:Bundesarchiv Bild 101I-134-0771A-39, Polen, Ghetto Warschau, Kind in Lumpen cropped.jpg|thumb|Polen, Warschauer Ghetto.- Passanten neben auf dem Gehweg liegenden jüdischen Kind in Lumpen]]
 +
[[File:Death penalty for Jews outside ghetto and for Poles helping Jews anyway 1941.jpg|thumb|Den Juden war es nicht gestattet, das Ghetto zu verlassen, sonst drohte die Todesstrafe.]]
 +
Der polnische Mediziner Ludwik Hirszfeld, der von 1941 bis 1943 im Warschauer Ghetto eingepfercht war, schilderte die menschenunwürdigen Zustände dort in folgenden Worten:
 +
:„Die Straßen sind so übervölkert, daß man nur schwer vorwärts gelangt. Alle sind zerlumpt, in Fetzen. Oft besitzt man nicht mal mehr ein Hemd. Überall ist Lärm und Geschrei. Dünne, jämmerliche Kinderstimmen übertönen den Krach. […] Auf den Bürgersteigen stapeln Kot und Abfälle sich zu Haufen und Hügeln. […] Ich sehe ungeheuer viele Männer und Frauen, die vom Ordnungsdienst gejagt werden. Alte, Krüppel und Gebrechliche werden an Ort und Stelle selbst liquidiert. […] Oft liegt etwas mit Zeitungen Zugedecktes auf dem Bürgersteig. Schrecklich ausgezehrte Gliedmaßen oder krankhaft angeschwollene Beine schauen meistens darunter hervor. Es sind die Kadaver der an Flecktyphus Verstorbenen, die von den Mitbewohnern einfach hinausgetragen werden, um die Bestattungskosten zu sparen. […] Tausende von zerlumpten Bettlern erinnern an das hungernde Indien. Grauenhafte Schauspiele erlebt man täglich.“ – Ludwik Hirszfeld (zit. nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Ghetto#cite_note-2 Wikipedia: Das Warschauer Ghetto])
 +
 +
Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte SS-Brigadeführer Jürgen Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, am 16. Mai 1943 an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger nach Krakau:
 +
[[Datei:Karte des alten Warschauer Ghettos.JPG|thumb|Erinnerungstafel an das alte Warschauer Ghetto]]
 +
:„[…] Der ehemalige Jüdische Wohnbezirk Warschaus besteht nicht mehr. Mit der Sprengung der Warschauer Synagoge wurde die Großaktion um 20.15 Uhr beendet. […] Gesamtzahl der erfassten und nachweislich vernichteten Juden beträgt insgesamt 56.065. Und er fügte hinzu: Meine Leute haben ihre Pflicht einwandfrei erfüllt. Ihr Kameradschaftsgeist war beispiellos.“ (Zit. nach: Wladyslaw Bartoszewski: Das Warschauer Ghetto – Wie es wirklich war. Zeugenbericht eines Christen. M. e. Vorwort v. Stanislaw Lem, Frankfurt am Main 1986, S. 106, sowie: Philip Friedman: Im Ghetto von Warschau, in: Der Zweite Weltkrieg, Bd. 2: Von Pearl Harbor bis Stalingrad, Stuttgart u.a. 1989, S. 126, zitiert nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Ghetto Wikipedia])
 +
 +
Viele tausende Juden verloren bei dem Widerstandsversuch und später bei der Sprengung des Ghettos ihr Leben. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek/Treblinka ins KZ deportiert.
 +
 +
= Das Warschauer Ghetto - damals und heute =
 +
Die Karte gibt einen kurzen Einblick in die Größe des jüdischen Ghettos in den 40er Jahren. Die rote Umrandung zeigt die größte Ausdehnung des Ghettos. Die roten Punkte markieren die Orte von Überresten und zentralen Gedenkstellen im ehemaligen Warschauer Ghetto, die heute besichtigt werden können. Bei ihrem Besuch in Warschau im Rahmen des Erasmus+-Projektes haben die Schüler die historischen Schauplätze vor Ort besucht und fotografiert und versuchen an dieser Stelle das alte Warschau dem heutigen Warschau gegenüberzustellen.
 +
{|class="prettytable"
 +
|
 +
[[Datei:Stepmap-karte-besuch-im-warschauer-ghetto-1558349-1.jpg|500px]]
 +
|
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Der Umschlagplatz|Der Umschlagplatz]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Der Umschlagplatz|Der Umschlagplatz]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Übergang über das Ghetto|Übergang über das Ghetto]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Übergang über das Ghetto|Übergang über das Ghetto]]
Zeile 22: Zeile 39:
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Das jüdische Theater|Das jüdische Theater]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Das jüdische Theater|Das jüdische Theater]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Die Ghetto-Mauer|Die Ghetto-Mauer]]
 
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Die Ghetto-Mauer|Die Ghetto-Mauer]]
 
+
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Denkmal der Ghetto-Helden|Denkmal der Ghettohelden]]
 +
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Denkmal des Kniefalls|Denkmal des Kniefalls]]
 +
* [[Erasmus - Projekt Local Traces of Jewish Life in Europe/Das Warschauer Getto damals und heute/Der jüdische Friedhof|Der jüdische Friedhof]]
 +
|}
  
 
----
 
----
siehe auch
+
'''siehe auch'''
  
> [http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/156914/zeitzeugenberichte-kinder-im-ghetto?p=all Zeitzeugenberichte Kinder im Ghetto (www.bpb.de)]
+
*[http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/156914/zeitzeugenberichte-kinder-im-ghetto?p=all Zeitzeugenberichte Kinder im Ghetto (www.bpb.de)]
 
+
*[http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-ghetto Das Warschauer Ghetto]
> [http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-ghetto Das Warschauer Ghetto]
+
*[http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141455/marcel-reich-ranicki-ueber-das-warschauer-ghetto Marcel Reich-Ranicki über das Warschauer Ghetto]
 
+
*[http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/172547/video-geschichte-des-warschauer-ghettos Video Geschichte des Warschauer Ghettos]
> [http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141455/marcel-reich-ranicki-ueber-das-warschauer-ghetto Marcel Reich-Ranicki über das Warschauer Ghetto]
+
 
+
> [http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/172547/video-geschichte-des-warschauer-ghettos Video Geschichte des Warschauer Ghettos]
+
  
  
 +
[http://wikis.zum.de/rmg/Erasmus_-_Projekt_Local_Traces_of_Jewish_Life_in_Europe/Zweites_Erasmus%2B-Treffen_in_Polen_%28April_2015%29 <<< zurück zur Projektseite "Zweites Treffen in Polen"]
  
 
</td></tr></table></center>
 
</td></tr></table></center>
 +
  
 
</div>
 
</div>

Aktuelle Version vom 27. März 2016, 20:10 Uhr


Logo Erasmus+-Projekt


Das Warschauer Ghetto

Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Warsaw Ghetto destroyed by Germans, 1945.jpg

Das Warschauer Ghetto 1945 nach der Sprengung/Zerstörung durch die Deutschen

Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung. Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht. So war es nicht verwunderlich, dass der Alltag der Menschen im Ghetto von Enge, Hunger, Krankheiten und Leid geprägt war.

Polen, Warschauer Ghetto.- Passanten neben auf dem Gehweg liegenden jüdischen Kind in Lumpen
Den Juden war es nicht gestattet, das Ghetto zu verlassen, sonst drohte die Todesstrafe.

Der polnische Mediziner Ludwik Hirszfeld, der von 1941 bis 1943 im Warschauer Ghetto eingepfercht war, schilderte die menschenunwürdigen Zustände dort in folgenden Worten:

„Die Straßen sind so übervölkert, daß man nur schwer vorwärts gelangt. Alle sind zerlumpt, in Fetzen. Oft besitzt man nicht mal mehr ein Hemd. Überall ist Lärm und Geschrei. Dünne, jämmerliche Kinderstimmen übertönen den Krach. […] Auf den Bürgersteigen stapeln Kot und Abfälle sich zu Haufen und Hügeln. […] Ich sehe ungeheuer viele Männer und Frauen, die vom Ordnungsdienst gejagt werden. Alte, Krüppel und Gebrechliche werden an Ort und Stelle selbst liquidiert. […] Oft liegt etwas mit Zeitungen Zugedecktes auf dem Bürgersteig. Schrecklich ausgezehrte Gliedmaßen oder krankhaft angeschwollene Beine schauen meistens darunter hervor. Es sind die Kadaver der an Flecktyphus Verstorbenen, die von den Mitbewohnern einfach hinausgetragen werden, um die Bestattungskosten zu sparen. […] Tausende von zerlumpten Bettlern erinnern an das hungernde Indien. Grauenhafte Schauspiele erlebt man täglich.“ – Ludwik Hirszfeld (zit. nach Wikipedia: Das Warschauer Ghetto)

Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte SS-Brigadeführer Jürgen Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, am 16. Mai 1943 an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger nach Krakau:

Erinnerungstafel an das alte Warschauer Ghetto
„[…] Der ehemalige Jüdische Wohnbezirk Warschaus besteht nicht mehr. Mit der Sprengung der Warschauer Synagoge wurde die Großaktion um 20.15 Uhr beendet. […] Gesamtzahl der erfassten und nachweislich vernichteten Juden beträgt insgesamt 56.065. Und er fügte hinzu: Meine Leute haben ihre Pflicht einwandfrei erfüllt. Ihr Kameradschaftsgeist war beispiellos.“ (Zit. nach: Wladyslaw Bartoszewski: Das Warschauer Ghetto – Wie es wirklich war. Zeugenbericht eines Christen. M. e. Vorwort v. Stanislaw Lem, Frankfurt am Main 1986, S. 106, sowie: Philip Friedman: Im Ghetto von Warschau, in: Der Zweite Weltkrieg, Bd. 2: Von Pearl Harbor bis Stalingrad, Stuttgart u.a. 1989, S. 126, zitiert nach Wikipedia)

Viele tausende Juden verloren bei dem Widerstandsversuch und später bei der Sprengung des Ghettos ihr Leben. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek/Treblinka ins KZ deportiert.

Das Warschauer Ghetto - damals und heute

Die Karte gibt einen kurzen Einblick in die Größe des jüdischen Ghettos in den 40er Jahren. Die rote Umrandung zeigt die größte Ausdehnung des Ghettos. Die roten Punkte markieren die Orte von Überresten und zentralen Gedenkstellen im ehemaligen Warschauer Ghetto, die heute besichtigt werden können. Bei ihrem Besuch in Warschau im Rahmen des Erasmus+-Projektes haben die Schüler die historischen Schauplätze vor Ort besucht und fotografiert und versuchen an dieser Stelle das alte Warschau dem heutigen Warschau gegenüberzustellen.

Stepmap-karte-besuch-im-warschauer-ghetto-1558349-1.jpg


siehe auch


<<< zurück zur Projektseite "Zweites Treffen in Polen"