Unterrichtsmaterial Gestaltung des Vergleichs

Aus RMG-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Aufgabenstellung zur Lektüre (Willmann: Das finstere Tal): Vergleichen Sie, wie das Thema „Vergeltung“ in einem anderen literarischen Werk gestaltet wird.

Vergleichskriterium: Die Ursache für die Vergeltung

In beiden Werken werden ausführlich die Gründe für die Ausübung der Rache beschrieben. Jedoch überwiegen hierbei die Unterschiede in der Gestaltung.
In Theodor Fontanes Werk kommt nach langer Zeit die frühere Affäre zwischen Effi und dem Major Crampas ans Licht, da Baron von Instetten zufällig die damaligen Briefe der beiden findet. Baron von Instetten sieht es daher als seine Pflicht, Crampas zu einem Duell aufzufordern, um sein Gesicht in der Gesellschaft zu wahren. Für ihn sind also nicht die persönlichen Gründe zur Vollführung der Vergeltung ausschlaggebend, sondern der gesellschaftliche Zwang. Dem gegenüber steht der Wunsch nach Rache in "Das finstere Tal": Im Laufe der Erzählung stellt sich heraus, dass Greider Vergeltung für die Misshandlung seiner Mutter und die Folterung seines vermeintlichen Vaters sucht. Er handelt also aus persönlichen Gründen und möchte durch den Mord der Brenner- Bauern für Gerechtigkeit sorgen und der Vorrangsstellung dieser Familie ein Ende bereiten.

Vergleichskriterium: (Implizite) Beurteilung des Motivs der Vergeltung durch den Autor (Gruppenergebnis)

Gegensätze ergeben sich allerdings bei der Betrachtung der Beurteilung des Motives der Vergeltung durch den Autor. Fontane verdeutlicht in seinem Werk vor allem die Sinnlosigkeit der Vergeltung. Willmanns "finsteres Tal" stellt hier das Gegenstück dazu dar. Hier lässt sich keine genaue Aussage über die Meinung des Autors zur Vergeltung feststellen. In „Effi Briest“ versucht Fontane den Lesern näher zu bringen, wie Vergeltungen anzusehen sind. Dies geschieht durch die Darstellung der Folgen für die Protagonisten und das weitere Leben der Figuren. Konsequenzen der Vergeltung durch Instetten sind folgende: Der Konkurrent Crampas stirbt, Effi verliert ihr Kind, was sie traurig macht und schließlich an „gebrochenem Herzen“ sterben lässt, und sogar der Täter fühlt sich schlecht, da er hauptsächlich nach gesellschaftlichen Maßstäben handelte. Das Fazit lautet also: Vergeltung ist sinnlos, denn das persönliche Leben aller Beteiligten wird dadurch zerrüttet.
Thomas Willmann hingegen operiert in seinem Werk „Das finstere Tal“ anders als Fontane. Dieser zeigt seine Meinung zur Vergeltung des Protagonisten Greiders nicht offensichtlich. Anhand verschiedener Beschreibungen lässt sich aber eine vorsichtige Vermutung im Bezug auf dessen Beurteilung treffen. Dies lässt sich vor allem anhand der Details belegen, die in dessen Roman besonders auffällig sind. Besonders die Misshandlung von Greiders Mutter durch die Söhne des Brenner Bauern und den Priester Breiser wird detailliert beschrieben, was die Grausamkeit und die Skrupellosigkeit dieser Menschen verdeutlicht. Hier nimmt er offensichtlich die Position Greiders ein, was auch zur Folge hat, dass der Leser Greiders Vergeltung verstehen kann. Letztendlich nimmt Willmann aber weder explizit noch implizit Stellung zu den Taten Greiders.