Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen - Ergebnisse der Onlinebefragung

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Inhaltsverzeichnis

1. Grundlegendes

Die Befragung fand in einem Zeitraum von 14 Tagen statt. An der Befragung haben über 500 Schüler teilgenommen, hingegen nur 100 Eltern. Immerhin wurde damit mehr als 1/3 der Schülerschaft erreicht. Unterrepräsentiert in der Schülerschaft bleibt die Oberstufe mit einem Anteil von etwas mehr als 14%. Die Aussagen der Eltern können nur bedingt als repräsentativ angesehen werden, da lediglich 100 Eltern an der Befragung teilgenommen haben.

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Gleichzeitig sei darauf hingewiesen, dass bei der Befragung nur die Antworten bei den jeweiligen Fragen bewertet wurden, die bei einer Frage abgegeben wurden. Enthaltungen wurden dabei nicht berücksichtigt.

2. Freizeitaktivitäten von Schülern

In der Befragung gaben die Schülerinnen und Schüler folgende zehn Freizeitaktivitäten als liebste Freizeitaktivitäten an:

1. Mit Freunden unterwegs sein.
2. Sport treiben.
3. Zeit am PC verbringen (spielen, chatten).
4. Spielen.
5. Entspannen.
6. Musik hören.
7. Musizieren.
8. Einkaufen gehen.
9. Telefonieren.
10. Bücher lesen.

Das Zusammensein mit Gleichaltrigen zählt zu den häufigsten Freizeitaktivitäten der 10- bis 19-Jährigen. Weit über 50% der Kinder und Jugendlichen gaben an, regelmäßig Sport zu treiben. Weiterhin gehört das Spielen eines Musikinstruments zum Alltag. Allerdings hat auch der PC/das Internet an Unterhaltungswert hinzugewonnen, immerhin rangiert die PC-Nutzung auf Platz 3.

Die Freizeitgestaltung von Jungen und Mädchen unterscheidet sich vor allem im Bereich der sportlichen Aktivitäten und Computernutzung: Jungen betreiben häufiger aktiv Sport, während Mädchen sich häufiger mit ihren Freunden treffen, Musik hören oder Musik machen und gerne mit Freunden einkaufen gehen. In Bezug auf die PC-Nutzung zeigt sich hingegen, dass Jungen vermehrt Spiele am Rechner spielen, während sich Mädchen überwiegend in Internet-Foren bewegen (vgl. Ergebnisse zur PC-Nutzung/Internet-Nutzung).

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Auch hier überwiegt der Anteil der Jungen. Knapp doppelt so viel Jungen als Mädchen bewerten den PC als schöne Freizeitbeschäftigung.

3. Rolle der Medien

Welche Rolle die verschiedenen Medien im Alltag von Jugendlichen spielen, zeigt die Medienbeschäftigung.

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Musik ist ein zentrales Element der Jugendkultur. Dies zeigt sich auch im Umgang mit verschiedenen Musikmedien. Daneben haben auch im Zeitalter elektronischer Medien klassische Angebote wie das Schmökern in Büchern. Mit wenigen Ausnahmen zeigen Jungen und Mädchen deutliche Unterschiede in der Mediennutzung. Computer, Fernseher, Internet und MP3-Player werden häufiger von Jungen genutzt. Dies trifft insbesondere für den Bereich der Computerspiele zu. Deutlich mehr Mädchen als Jungen greifen hingegen zu einem Buch.

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Interessant erscheint hierbei, dass sich die Aussagen der Schüler in den Aussagen der Eltern widerspiegeln. So bestätigen über 60% der Eltern, dass sich ihre Kinder überwiegend mit dem Fernsehen und dem Rechner beschäftigen.

Gleichzeitig wird hiermit die allgemeine Aussage aus zahlreichen Umfragen zum Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen bestätigt, dass nunmehr das Medium „PC/Internet“ den Fernseher überholt hat. So lässt sich festhalten, dass der Computer und Fernseher im Medienalltag an erster Stelle stehen, dicht gefolgt von Handy, wobei auch klassische Medien wie das Medium „Buch“ Gehör finden.

Dabei zeigt sich weiterhin, dass sich die Mediennutzung nach Meinung der Eltern sowohl positiv als auch negativ auf die Kinder und Jugendlichen auswirkt. So bieten die neuen Medien ständigen Gesprächsstoff für die Kinder. Gleichzeitig offenbaren sich auch Auswirkungen auf das Verhalten, als dass sich einige Schüler nach Aussage der Eltern weniger an der frischen Luft aufhalten und mehr vor dem Rechner sitzen, u.a. auch mit vielen Freunden. Dies widerspricht sich allerdings mit der Aussage der Kinder, dass sie in ihrer Freizeit überwiegend Sport betreiben. Neben gängigen negativen Aussagen wie „steigende Konzentrationsschwäche“ oder dem Hinweis auf ein mögliches Suchtverhalten der Kinder, finden sich auch positive Bewertungen wie „die steigende Wissbegierde“ in den Antworten. Insgesamt wird die Mediennutzung sehr unterschiedlich bewertet.

4. Nutzungstätigkeiten am Rechner

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Bei der Offline-Nutzung steht das Musikhören und das Spielen von Computerspielen an erster Stelle. Weniger alltäglich sind die Verwendung von PC-Lexika, das Malen/Zeichen/Erstellen von Grafiken, die Verwendung von Lernsoftware oder Bild- bzw. Videobearbeitung sowie das Programmieren. Dabei wird das Programmieren, Bearbeiten von Musik oder das Brennen von CDs bzw. DVDS häufiger von Jungen ausgeführt. Mädchen beschäftigen sich zu einem größeren Anteil mit der Bearbeitung von Bildern oder nutzen den Computer stärker für Lernprogramme, Präsentationen oder das Schreiben von Texten.

Dabei wird von den Eltern bestätigt, dass insbesondere das „chatten“ an Bedeutung gewonnen hat. Hingegen sehen die Eltern auch, dass sich ihre Kinder im Internet informieren. Auch der Anteil von 10% im Bereich der Netzspiele scheint sehr hoch, spielt doch damit jedes 10. Kind im Internet, unter anderem auch Multiuser-Spiele. Damit bestätigt sich ebenfalls ein Ergebnis zahlreicher Befragungen, dass die Rechner überwiegend im Unterhaltungsbereich bzw. zur Kommunikation verwendet werden und sich als „Lernwerkzeug“ noch nicht etabliert haben.

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5. Nutzungsumfang des Rechners

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Damit verwenden über 90% der Schüler den Rechner mindestens einmal pro Woche bzw. öfter.

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Dabei verbringt die Mehrheit der Schüler im Schnitt eine Stunde pro Tag am Rechner. Dies wird auch durch die Eltern bestätigt.

6. Arbeiten mit dem Rechner in der Schule

Auch für das Arbeiten in der Schule spielt der Rechner eine wichtige Rolle. Richtet man sich nach den Aussagen der Schüler, insbesondere den Jungen, so macht das Lernen mit dem PC im Unterricht über 65% der befragten Schüler Spaß.

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Darüber hinaus finden die meisten Schüler (88 %), dass das Arbeiten mit den Rechnern für das Lernen und die Arbeit in der Schule nützlich ist.

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Auch die meisten Eltern befürworten die Arbeit mit den neuen Medien in der Schule und begrüßen eine Schulung ihrer Kinder im Umgang mit den neuen Medien. Als Begründungen führen die Eltern unterschiedliche Argumente an:

1. Neue Medien sind heute ein fester Bestandteil in der Arbeitswelt. Kinder werden im Umgang mit diesen besser darauf vorbereitet.

2. Der sinnvolle Umgang mit den Medien muss gelernt werden, insbesondere da wir in einem Medienzeitalter leben und mit diesen ständig konfrontiert werden.

3. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten und erscheint als „unerschöpfliche Informationsquelle“. Dabei bewerten die Eltern auch die Möglichkeit sinnvoller Lernangebote und Hilfestellungen für das Lernen ihrer Kinder als äußerst positiv.

Ablehnung erfährt die Schulung bei den Eltern, die mit dem Verhalten ihrer Kinder in Bezug auf das Medienverhalten überfordert sind und insbesondere schlechte Leistungen daran festmachen. Des Weiteren verweisen die Eltern auf mögliche Gefahrenquellen im Umgang mit PC und Internet (Suchtverhalten im Zusammenhang mit Netzspielen/Multiuser-Spielen und die potentiellen Gefahren von „dubiosen“ Plattformen) und äußern diesbezüglich die Meinung, dass dies von ihrer Seite aus nicht kontrolliert werden kann.

7. Computer- und Konsolenspiele

Computer- und Konsolenspiele spielen vor allem im Alltag männlicher Jugendlicher eine bedeutsame Rolle. Dabei steigt der Anteil der Nichtnutzer im Altersverlauf an.

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Besonders in der Unter- und Mittelstufe sind Spiele am Rechner beliebt, während prozentual der Anteil der Spieler in der Oberstufe sinkt.

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Dabei überwiegt der Anteil der Jungen, die gerne spielen, deutlich.

Die Frage nach den liebsten Spielen zeigt eine sehr breite Palette an verschiedensten Vertretern unterschiedlichster Genres. Meist werden Strategie- und Rollenspiele angeführt. Am häufigsten genannt werden „Die Sims2“, „Counter Strike“, „Battlefield“, „Herr der Ringe“ sowie allgemein Online-Rollen- und Simulationsspiele. Zudem verweisen die Jugendlichen sehr oft auf Internetseiten, auf denen kostenlos gespielt werden kann. Nicht ganz so häufig werden von den Jungen „Age of Empires“ und „Warcraft“ genannt. Etwas weniger als ein Drittel der Befragten gibt Strategiespiele („Die Sims“, „Age of Empires“) an. Circa die Hälfte Shooter- bzw. Action-Spiele wie „Counterstrike“. Von Jungen und Mädchen hingegen favorisiert werden Spiele aus den Bereichen Sport, insbesondere Fußball sowie Online-Rollenspiele, die man im Verbund mit anderen Online-Nutzern spielt.

Interessant erscheint auch die Frage nach dem Verbot von Action- und Shooter-Spielen.

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Insbesondere die Mädchen befürworten das Verbot von „Gewaltspielen“, wohingegen die Jungen dies ablehnen. Des Weiteren sprachen sich mehrheitlich die Unterstufenschüler für ein Verbot der Spiele aus. Als Gründe für bzw. gegen das Verbot werden folgende Argumente (gehäuft) angeführt:

Pro Contra
Mögliche Vorlage für Gewalttaten Möglichkeit, sich abzureagieren
negative Beeinflussung, steigert Gewaltbereitschaft Mehrspieler-Spiele im Internet
Verschwimmen der Grenzen zur Realität Aggressivität von Jugendlichen lässt sich nicht an einem Spiel festmachen
Persönliche Angst nur ein Spiel
sinnloser Zeitvertreib Spaß

8. Nutzungsumfang und Tätigkeiten im Internet

Der Anteil der Internetnutzer ist bei Mädchen und Jungen etwa gleich hoch. Dabei ist die Nutzung des Internets mittlerweile fest im Alltag der Jugendlichen verankert.

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Hinsichtlich des Tätigkeitskatalogs im Internet stehen vor allem die Kommunikationsmöglichkeiten im Vordergrund (E-Mails, Chat, Online-Communities). Auch Musik hören oder drauf los surfen zählt zu den ausgeübten Tätigkeiten.

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In den Nutzungsprofilen selbst tauchen deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede auf. So nutzen die Mädchen häufiger als die Jungen das Internet für die Schule, im Bereich der kommunikativen Tätigkeiten liegen sie bei E-mails und Online-Communities vorne. Die Jungen hingegen weisen insgesamt ein breiteres Anwendungsspektrum auf. Sie sehen sich häufiger Filme und Videos an, laden sich häufiger Dateien aus dem Internet herunter. Besonders eklatant fallen die Unterschiede aber im Bereich der Spiele aus.

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Das Nutzungsverhalten der Schüler wird durch die Aussagen der Eltern bestätigt. Dabei zeigt sich, dass die Eltern recht gut über die Tätigkeiten ihrer Kinder informiert sind. Dabei führen die Eltern beispielsweise an, dass die Schüler unterschiedliche Plattformen nutzen:

1. Kommunikationsplattformen: schülerVZ, Mainfrankenchat, ICQ 2. Onlinelexika: wikipedia 3. Film/Video: youtube, myvideo 4. Spieleplattformen: jetztspielen etc.

9. Social Network Communities

Knapp 80% der befragten Jugendlichen geben an, Mitglied einer Social Network Community zu sein. Die mit Abstand bei Jugendlichen bekannteste und am häufigsten genutzte Online-Community ist zweifelsfrei „schülerVZ“.

Als wichtigster Grund für die Nutzung dieser Communities wurde das Thema „Freunde“ genannt: Alle Freunde sind auch dort eingetragen, man kann Freunde (wieder) finden und neue kennen lernen, man kann mit Freunden in Kontakt bleiben oder treten, sich schreiben und sich austauschen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Fotos. Man präsentiert sich selbst und sieht, wie die anderen sich darstellen. Bilder gemeinsamer Aktivitäten halten das Erlebte fest und zeigen denen, die nicht dabei waren, was sie versäumt haben. Dabei macht das Stöbern in Profilen nicht nur Spaß, es erleichtert auch den Zugang zu neuen Freunden. Den Jugendlichen geht es hierbei vor allem um Authentizität – die potenziell vorhandene Möglichkeit, seine Identität zu verschleiern, stößt nur verhalten auf Zustimmung. (Vgl. hierzu JIM-Studie 2008, S.55f.)

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Betrachtet man allerdings die Zahl der Freunde, die die Schüler angeben, muss man skeptisch werden. So muss der Begriff „Freund“ hier eher als „Bekannter“ aufgefasst werden, da es sich hierbei um weniger enge Beziehungen handelt, als es der Begriff „Freund“ eigentlich impliziert. Im Übrigen liegen hier die Mädchen mit der Anzahl der Freunde weit vorne. Insgesamt geben knapp 44% der Schüler an, mehr als 100 „Freunde“ in der Network Community zu besitzen.

10.Bewertungen

Im Folgenden sollten die Schüler bewerten, welchen der folgenden Aussagen sie zustimmen würden. In Bezug auf die Verwendung des Rechners gaben knapp 57% der befragten Schüler an, dass sie über den Rechner viele neue Leute kennen lernen könnten.

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Interessant erscheint hier, dass insbesondere die Jungen wesentlich öfter andere über den Rechner/das Internet kennen lernen.

Zweidrittel der befragten Schüler stimmen der Aussage zu, durch den Umgang mit unterschiedlichen Programmen für das spätere Arbeitsleben zu lernen.

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Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede, findet diese Aussage doch mehr Zustimmung bei den Jungen. Dies trifft ebenso auf die nachfolgende Aussage zu, dass Computer für das Erlernen eines Berufes unverzichtbar sind.

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11.Zusammenfassung

Kinder und Jugendliche können heute auf ein großes Medienangebot zurückgreifen. Handy und MP3-Player gehören inzwischen zum Standardinventar, ebenso wie Computer und Fernseher mittlerweile fester Bestandteil des Alltagslebens von Jugendlichen sind. Dabei finden klassische Medien ebenfalls Gehör, wie die Umfrage zeigt. Als Offline- und Online-Medium dient der Computer vielen Jugendlichen zur Unterhaltung sowie als Lernmittel für die Schule. Allerdings überwiegt im Moment noch der Bereich des Unterhaltungsmediums, wird der Rechner doch überwiegend als Musikgerät und zum Spielen bzw. Surfen im Netz verwendet. Die Verwendung des Internets bedeutet für die Kinder und Jugendlichen in erster Linie Kommunikation, also die Nutzung von E-Mail, Chat und Communities. Weiterhin wird das Internet zum Spielen, zur Informationssuche und als Unterhaltungsmedium genutzt. Da das Internet mittlerweile auch klassische Medien wie Fernsehen, Radio oder Zeitungen umfasst, hat es aufgrund seiner Multifunktionalität bei Jugendlichen im Allgemeinen die größte Bindungskraft. Eine besondere Bedeutung kommt derzeit den Online-Communities zu, in denen sich die meisten der befragten Schüler bewegen. Neben Chats sind auch diese Plattformen nicht unproblematisch. Einerseits besteht hier die Gefahr, durch naiven Umgang mit persönlichen Daten die Privatsphäre der Öffentlichkeit preiszugeben, andererseits sind Online-Communities im schlimmsten Fall auch Plattformen, um andere bloß zu stellen oder zu beleidigen. Daher erscheint es sinnvoll, im schulischen Bereich die Medienkompetenz der Schüler durch den praktischen Umgang mit den neuen Medien sowie durch eine gezielte Schulung und Information zum Umgang mit den neuen Medien (Verhaltenskodex; Vorteile und Gefahren der neuen Medien) zu stärken.

Wie die Schule hierzu beiträgt/beitragen kann, zeigt die folgende Seite zum Thema Internet - Gefahren und Chancen.