Archivbesuch Staatsbibliothek Bamberg

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Im Vorraum des Leseraumes im Staatsarchiv Bamberg
Alte Reichskarte
Nur ein kleiner Bestandteil befindet sich im Besitz des Staatsarchives Bamberg


Besuch im Staatsarchiv Bamberg

Spannend und äußerst interessant war der Besuch des Staatsarchives Bamberg. Im Rahmen einer zweieinhalbstündigen Führung durch die verschiedenen Archivbestände erhielten die Schüler einen guten Überblick über historische Quellen und durften diese selbst in die Hand nehmen. Ein großer Dank gilt hier dem Leiter des Archivs, Hr. Dr. Rupprecht.

Als historischer Sprengel sind dem Archiv die im östlichen Teil des Fränkischen Reichskreises gelegenen Territorien - insbesondere das Hochstift Bamberg und das Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth - zugewiesen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Bayern gefallen sind. Das Staatsarchiv umfasst derzeit rund 1,9 Millionen Archivalieneinheiten, darunter etwa 75.000 Urkunden und 18.000 Karten und Pläne. Der gesamte Umfang beträgt knapp 21.000 laufende Meter (lfm).
An das Staatsarchiv gelangten u.a. vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv die Bamberger und Bayreuther Urkunden vor 1401, vom Staatsarchiv Nürnberg das Bamberger Dompropsteiamt Fürth und umfangreiche Akten- und Rechnungsserien v.a. des Unterlandes des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth sowie vom Staatsarchiv Amberg Akten der hochstiftisch bambergischen Ämter Neuhaus a.d. Pegnitz und Vilseck. An das Staatsarchiv Würzburg abgegeben wurden die Bestände des Klosters Ebrach und des Ritterkantons Baunach.
Die als Selekt formierten Karten und Pläne umfassen mehr als 18.000 Einzelnummern, darunter ca. 3.000 handgezeichnete Karten. Von den durch Druck vervielfältigten Karten sind v.a. die in großer Vollständigkeit vorhandenen Lithographien der Katasteruraufnahmen zu nennen. Von den Katasterblättern abgesehen sind die Karten und Pläne nicht nach Provenienzen aufgegliedert, sondern entsprechend ihrer ursprünglichen Aufbewahrungsform nach Tafeln und Rollen (Einteilung 1924). Die 1521 einsetzenden handgezeichneten Karten sind v.a. hochstiftisch-bambergischer und brandenburg-bayreuthischer Provenienz, vereinzelt stammen sie auch aus dem Fundus aufgehobener Stifte und Klöster. In zahlreichen Urbaren v.a. klösterlicher Grundherrschaften finden sich darüber hinaus Karten zumeist des 18. Jahrhunderts über Flur- und Waldgrundstücke.[1]
Die Unterlagen von ehemaligen Stellen und Organisationen der NSDAP im Gau Bayerische Ostmark (seit 1943 Bayreuth) sind die nach Kriegsende von der US-Militärregierung beschlagnahmten und später an die deutschen Archive zurückgegebenen Überlieferungsreste aus den Registraturen von Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände sowie anderer NS-Organisationen (DAF, NS-Lehrerbund) und von Wehrmachtseinrichtungen.[2]

Dass die Suche nach historischen Dokumenten nicht immer sehr einfach ist, zeigte Hr. Dr. Rupprecht anhand verschiedener Beispiele. Insbesondere der historische Kontext spielt hier eine wichtige Rolle. Durch die Zugehörigkeiten einzelner Ortschaften zu verschiedenen Sprengeln bzw. Bistümern (hier: Bamberg und Würzburg) kommt es also darauf an, welche Institutionen man diesbezüglich aufsuchen muss. Bei der Suche z.B. nach Dokumenten zu den Hexenprozessen in Zeil ist im Bestand des Staatsarchives nur ein ganz kleiner Teil erhalten. Über weitere Bestände verfügt das Kirchenarchiv des Bistums.

Interessant waren insbesondere auch die Erläuterungen zur Verwendung der einzelnen Findstücke. So zeigte der Archivleiter u.a. anhand von gezeichneten Karten, die im Archiv aufbewahrt werden, dass es zum Teil keine genauen und präzisen Karten damals gab und dass man sich dieser angefertigten Karten oft bei Prozessen als Hilfsmittel bediente, um bestimmte Sachverhalte darzustellen bzw. zu verbildlichen. Allerdings muss man hierbei natürlich kritisch hinterfragen, ob die Karte objektiv angefertigt wurde oder ob die Karte Partei für eine der beiden Streitparteien ergreift. Diese dienten aber zum Teil auch dazu, zum Beispiel Grenzverläufe zwischen den Gemeinden zu fixieren.












Eine besondere Überraschung: Die Heiligsprechungsurkunde der heiligen Kunigunde.

Inhaltsverzeichnis

Historische Quellen

Wir unterscheiden im Allgemeinen bei historischen Quellen zwischen Überresten (Sachquellen), bildlichen Quellen (z.B. Gemälde, Fotographien, Zeichnungen etc.), schriftlichen Quellen (z.B. Akten, Urkunden, Bücher, Briefe etc.) und mündlichen Quellen (Zeitzeugenberichte, mündliche Überlieferung).

Schriftliche Quellen: Die Urkunde zur Heiligsprechung der heiligen Kunigunde

Die Schüler durften im Archiv selbst Originaldokumente studieren. Ein besonderes Highlight der Führung war die Urkunde Papst Innozenz III. zur Heiligsprechung der hl. Kunigunde, der Frau Heinrich II., der das Bistum Bamberg gegründet hatte. Kunigunde von Luxemburg führte nach dem Tod Heinrichs II. für kurze Zeit auch die Regierungsgeschäfte des ostfränkisch-deutschen Reiches. Sie gehört wie ihr Mann zu den Heiligen der katholischen Kirche und wird vor allem in Bamberg verehrt. Am 3. April 1200 verkündete Papst Innozenz III. ihre Heiligsprechung. Zwei Ausfertigungen der Heiligsprechungsurkunde befinden sich heute im Staatsarchiv in Bamberg. Ein Jahr später, am 9. September 1201, wurden ihre Gebeine im Bamberger Dom in einen Altar erhoben.

Schriftliche Quellen: Die Heldenbücher/Bamberger Gymnasium

Auf besonderes Interesse stießen die sogenannten Heldenbücher eines Bamberger Gymnasiums.


Bleisiegelstempel zum Erstellen von Wachssiegeln

Gegenständliche Quellen: Siegelstempel

Neben schriftlichen Dokumenten bewahrt das Archiv z.T. auch gegenständliche Quellen auf, so z.B. auch verschiedene Siegelstempel. Das Siegel diente der Beglaubigung von Urkunden. Dabei war jedes Siegel einzigartig. (vgl. päpstliches Siegel zur Urkunde der hl. Kunigunde) Die meisten Urkunden und wichtigen Dokumente im Mittelalter trugen Siegel. Die Päpste sowie römisch-deutschen Kaiser und untergeordneten Siegelführer unterschieden sich durch farbige Wachssiegel in ihrer Rangordnung.

Historische Plakate, Beispiel zur Reichsausstellung

bildliche Quellen: Ausstellungsplakate

Neben selbst gefertigten Karten bewahrt das Archiv auch Ausstellungsplakate, so z.B. auch aus der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Besonderheit dürfte die Sammlung politischer Plakate im Archiv darstellen. Da in Bamberg eine Zensurbehörde angesiedelt war, verfügt das Archiv über eine Reihe an Originalexemplaren politischer Plakate aus der Zeit der Weimarer Republik. Ein Vergleich mit heutigen politischen Plakaten macht die "Politisierung" der Plakate in der damaligen Zeit und den Kampfgeist der einzelnen Gruppen sichtbar.

  1. Staatsarchiv Bamberg, mit freundlicher Genehmigung v. Hr. Rupprecht
  2. Staatsarchiv Bamberg, mit freundlicher Genehmigung v. Hr. Rupprecht