Die Vererbung der Blutgruppen

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Die Vererbung der Blutgruppen

Im AB0-System kommen vier verschiedene Phänotypen vor: A, B, AB und 0. Die Vererbung dieser Blutgruppen wurde zunächst mit einem dihybriden Erbgang erklärt, bei dem die Blutgruppe 0 den Genotyp aabb haben sollte. Der Mathematiker BERNSTEIN schlug 1925 dann einen monohybriden Erbgang mit drei verschiedenen Allelen (A, B und 0) vor, von denen jeder Mensch nur zwei in seinem Genotyp besitzt (Ein-Gen-Drei-Allel-Hypothese). Die Allele A und B sind jeweils dominant über das Allel 0. Wenn A und B miteinander vorkommen, wirken sich beide im Phänotyp (AB) aus (kodominante Allele). Wenn für ein Gen mehr als zwei verschiedene Allele existieren, spricht man von multipler Allelie. Die Hypothese der multiplen Allelie bestätigte BERNSTEIN durch statistische Auswertung von Familienstammbäumen. Er untersuchte ca. 3000 Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil die Blutgruppe AB hatte. Dabei fand er nur 13 Kinder mit der Blutgruppe 0. Diese Anzahl war für einen dihybriden Erbgang viel zu gering, weil Eltern mit der Blutgruppe AB und dem Genotyp AaBb wesentlich häufiger Kinder mit der Blutgruppe 0 (aabb) haben sollten. Setzt man dagegen multiple Allele voraus, dürften Eltern mit der Blutgruppe AB nie Kinder der Blutgruppe 0 haben. Alle 13 Ausnahmen konnte BERNSTEIN auf eine unklare Vaterschaft zurückführen.

Genetische Analysen haben gezeigt, dass es ein weiteres Allel für die Blutgruppen gibt. Die Blutgruppe A ist nochmals differenziert in A1 und A2, wobei A1 gegenüber A2 dominant ist, beide gegenüber B Kodominanz zeigen und beide gegenüber 0 dominieren. Dieser Aspekt soll bei unseren Betrachtungen allerdings außer Acht bleiben; wir behandeln A1 und A2 in der Regel wie A.

Da die Blutgruppen zu den umweltstabilen Merkmalen beim Menschen gehören, werden sie oft in der Gerichtsmedizin bei so genannten Vaterschaftsnachweisen eingesetzt.

Aus: Freies Arbeiten am Gymnasium, Band 3, Materialien mit Anregungen für die Durchführung im Fach Biologie, Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, 1999

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