Der Rhesusfaktor

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Der Rhesusfaktor

Der Rh-Faktor wurde 1940 von Karl Landsteiner und Alexander Wiener bei Rhesusaffen entdeckt; er kommt im Blut von über 80 Prozent aller Mitteleuropäer vor. Der Rhesus-Faktor ist bei Blutübertragungen und Schwangerschaften von großer Bedeutung. Besitzt jemand ein Gen für den Rh-Faktor, so wird der Faktor auf den roten Blutkörperchen exprimiert (ausgebildet). Ein Kind kann geschädigt werden, wenn die Mutter rezessiv für den Rh-Faktor ist, also phänotypisch Rhesus negativ, und das Kind Rhesus positiv ist. Während der Schwangerschaft eines solchen Kindes bildet die Mutter in etwa fünf Prozent aller Fälle Antikörper gegen den Rh-Faktor des Kindes aus. Diese Antikörper sind zumeist unschädlich für das erste Kind. Jede weitere Schwangerschaft dieser Kombination ist jedoch stark gefährdet. Durch die starke Abwehrreaktion der mütterlichen Antikörper werden die kindlichen Blutkörperchen zerstört. Das Ergebnis ist eine Krankheit (Erythroblastose), die sich meist durch Anämie (Blutarmut), Gelbsucht, Hirnschädigungen (es entsteht ein Hydrozephalus oder Wasserkopf) und häufig durch Tod kurz vor oder nach der Geburt des Kindes manifestiert. Früher wurden Rhesus-positive Kinder, die lebend zur Welt kamen, durch Bluttransfusion gerettet. Heute werden Frauen und Männer auf den Rhesusfaktor getestet, bevor sie Kinder bekommen. Wenn eine Rh-negative Frau ein Kind von einem Rh-positiven Mann bekommen hat, werden ihr sofort nach der Geburt Gammaglobuline injiziert, die Antikörper gegen den Rh-Faktor enthalten. Diese vernichten alle Rh-positiven roten Blutkörperchen, die vom Kind in die Blutbahn der Mutter gelangt sind und verhindern dadurch, dass die Mutter Rh-Antikörper produziert. In das Blut später geborener Kinder gelangen folglich keine Rh-Antikörper. Diese Methode hat sich sehr bewährt und die Rhesusfaktor-Krankheit fast vollständig verdrängt.

Aus: Freies Arbeiten am Gymnasium, Band 3, Materialien mit Anregungen für die Durchführung im Fach Biologie, Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, 1999

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