Material Leben des Handwerkers

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Kleidung, Ernährung, Wohnung eines Handwerkers

Die Kinder eines Töpfers sind meistens stolz auf ihren Vater, denn er ist - wie viele Handwerker im alten Ägypten - ein Meister seines Faches. In einem kleinen Laden im Erdgeschoss des bescheidenen, aus ungebrannten Lehmziegeln gebauten und last unmöblierten Hauses stellt er in mühevoller Arbeit das Küchengeschirr der einfachen Leute her. Mit einer Drehscheibe werden gleichmäßige und glatte Krüge, Kochtöpfe und so weiter erzeugt, dann kunstvoll bemalt und in einem Brennofen gebrannt. Dabei müssen die größeren Kinder kräftig helfen. Aber vorher muss der dafür verwendete Lehm tüchtig mit den Füßen durchgetreten werden. Dafür braucht der Töpfer seine kleineren Kinder. Die würden zwar lieber spielen, aber auch sie wissen schon, dass für die Töpferware Brot, Bier, Bohnen, Zwiebeln, manchmal getrocknetes Fleisch, Fett und Salz getauscht werden kann; alles, was die Mutter braucht, um alle Münder der Familie satt zu bekommen. Zu mehr reicht es auch nicht. Die Schreiber notieren alles, was der Vater herstellt, und einen großen Teil davon muss er als Steuer an den Pharao zahlen. Später möchten die Jungen auch gerne Töpfer werden oder einen anderen interessanten Beruf ergreifen wie Bierbrauer, Steinmetz oder Einbalsamierer. Immerhin kann man von so einer Tätigkeit noch besser leben als die Fellachen (Bauern). Um Schreiber zu werden, müßten sie lange in die Schule gehen; das können die Eltern sich nicht leisten - und die Lehrer sind ja auch entsetzlich streng! Allerdings kann ein Handwerker auch durch Schläge bestraft werden, wenn er z. B. den Auftrag für einen feinen Herrn nicht gut oder schnell genug erledigt hat. Dagegen kann er sich dann nicht wehren, denn er hat keine Rechte, um im Land mitzubestimmen.

aus: Geschichte lernen - Heft 36 (1993), S. 28 - Genehmigung des Verlages zur ausschnittweisen Nutzung liegt vor.