Lk-Themen II

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Inhaltsverzeichnis

18.12.2009: Die zwanziger Jahre: Inflation und Aufschwung (Kevin Röser)

Das deutsche Reich ist nach dem Krieg finanziell am Ende. 155 Milliarden Mark Schulden und Reparationszahlungen an die alliierten Siegermächte machen dem Staatshaushalt zu schaffen. Als Frankreich im Januar 1923 das Ruhrgebiet als „produktives Pfand“ besetzten, rief die Reichsregierung zum passiven Widerstand auf und entschädigte sowohl die Arbeiter für die ausfallenden Löhne, als auch die Industriellen für die ausbleibenden Einnahmen. Am 26.9.1923 brach Reichskanzler Stresemann den Ruhrkampf ab. Er begründete dies damit, dass die Regierung die tägliche finanzielle Belastung von 40 Millionen Goldmark nicht mehr tragen könne und der Missbrauch von Regierungsgeldern und Streikmaßnahmen nicht mehr zu erdulden sei. Er wollte mit der Beendigung des Ruhrkampfes auch aus dem Teufelskreis der Inflation ausbrechen, die 1923 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Es waren zu diesem Zeitpunkt 400 Trilliarden Mark im Umlauf.

Großindustrielle wie Hugo Stinnes profitierten von dieser Hyperinflation, für die Unter- und Mittelschicht jedoch war ein normales Leben nicht mehr möglich. Um dieser dramatischen Entwertung des Geldes entgegenzuwirken und der Währung Stabilität zu geben führte Reichswährungskommissar Hjalmar Schacht 3 Maßnahmen durch. Er ließ die privaten Notgeldbestände beseitigen, verminderte die Menge an gesetzlichen Zahlungsmitteln und wirkte den wilden Spekulationen mit einer Kreditsperre entgegen.

Das Jahr 1928 spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte der Weimarer Republik. Einerseits leitete es die Weltwirtschaftskrise ein, andererseits hatte das deutsche Reich zu diesem Zeitpunkt eine wirtschaftliche Blüte erlebt. In diesem Jahr hatte die deutsche Wirtschaft wieder den gleichen Standart wie vor dem Krieg erreicht und somit auch einen bedeutenden Stellenwert in der Weltwirtschaft. Diese Blütezeit ist darauf zurückzuführen, dass Deutschland in den Jahren 25-28 ein deutliches Wirtschaftswachstum erlebt hat, während in anderen großen Industriestaaten wirtschaftliche Stagnation oder Verluste vorwiegend waren. Das Wachstum kann mit folgenden Faktoren begründet werden. Zum einen war in der Bevölkerung großes Vertrauen in die Währung vorhanden. Außerdem wuchsen große Industriestandorte, was durch Traditionsunternehmen und kluges Spekulieren zur Zeit der Inflation möglich war. Des Weiteren entwickelte sich Deutschland in diesen Jahren zum Wissenschaftszentrum, dies und die neue Festlegung von Reparationszahlungen und die neu gewonnene Möglichkeit internationaler Kredite durch den Daws-Plan ermöglichten der Industrie hohe Kredite bei amerikanischen Firmen. Als die Weltwirtschaftskriese 1929 über die Welt hereinbrach und die amerikanischen Firmen die Kredite bei der deutschen Industrie zurückforderte war es schnell aus mit dem „Aufschwung auf Pump“.

Im Februar 1925 starb Reichspräsident Friedrich Ebert an einem Blinddarmdurchbruch. Bei der Überführung des Leichnams nach Heidelberg nehmen Hunderttausende Bürger Abschied von ihrem Präsidenten, dem Gesicht der Republik, der Konstanten in den turbulenten Zeiten der Weimarer Republik. Sein Nachfolger wird der Kriegsheld und ehemalige Stratege der OHL, Paul von Hindenburg.


16.12.2009 Krisenjahre: Höhepunkt Inflation (Sabrina Flindt)

Kriegsanleihen

Nach dem ersten Weltkrieg wurden viele Deutsche dazu angehalten Kriegsanleihen zu zahlen. Als eine Kriegsanleihe bezeichnet man ein Wertpapier, das dazu dient, die Militärindustrie am Laufen zu halten. Kriegsanleihen wurden durch umfangreiche Propaganda begleitet, um auf diese Weise die Bevölkerung zur Unterstützung zu bewegen. Um möglichst viele Anhänger zu finden, wurde damit argumentiert, dass der Absatz der Anleihe eine kriegsentscheidende Bedeutung habe. Kriegsanleihen sollten verzinst zurückgegeben werden, was den Kapitalgebern einen weiteren überzeugenden Aspekt verschaffte. Außerdem hofften viele Zahler auf ein baldiges Kriegsende. Bei einem Sieg sollten die Anleihen durch geforderte Reparationszahlungen finanziert werden. Im Falle eines verlorenen Krieges bestand also ein großes Risiko, sein investiertes Geld nicht mehr wieder zu sehen. Während Amerika mit Rettungsplakaten warb und durch Kriegsanleihen versuchte deutsche Truppen zu stoppen (Liberty Bond), versuchte man in Deutschland nur zum schnell möglichsten Sieg durch die Finanzierung der Militärs zu kommen. Trotzdem gab es viele deutsche Zahler.

Höhepunkt: Inflation

Der verlorene Krieg führte am Ende zur Inflation und damit zum Höhepunkt der Krisenjahre. Es wurde immer mehr Geld gedruckt, da die Kriegsanleihen an die Bevölkerung wieder zurückgezahlt werden mussten. Die Preise stiegen sehr schnell und jede Stadt druckte nun sein eigenes Geld, wodurch dieses immer mehr an Wert verlor und die Rückzahlung in entwerteter Währung erfolgen musste. Diese Zeit von 1919 bis 1923 wird „trabende Inflation“ genannt. Als 1923 französische Truppen das Ruhrgebiet besetzten, regierte die Regierung mit passivem Widerstand. Die gesamte Bevölkerung im Ruhrgebiet trat in Streik. Die Notenpressen druckten immer mehr Geldscheine für deren finanzielle Unterstützung und somit wurde die Währung immer mehr entwertet. Die Reichsbank ließ Geldscheine im Wert von z.B. 100 Billionen Mark drucken. Trotzdem reichten die verfügbaren Zahlungsmittel nicht aus und die Bevölkerung nahm alles als Zahlungsmittel an, was irgendwie wertbeständig wirkte. Deshalb kam es zum Tauschhandel, bei dem anstatt mit Geldscheinen, mit Naturalien wie Butter und Eier gezahlt wurde. Die Zeit ab 1923 wird auch „galoppierende Inflation“ genannt.

Auswirkungen

Am meisten betroffen von der Inflation war die untere Mittelschicht, die ihre Ersparnisse durch die Krise verloren hatte. Die Arbeiterschicht war wirtschaftlich nicht so stark betroffen, da sie keine Sparguthaben zu verlieren hatte. Ihre Ernährungslage war jedoch problematisch, da sie nichts wertvolles zum Tauschen zur Verfügung hatte. Profitierende der Inflation waren Adelige, sowie Spekulanten, also auch Schuldner. Eine wesentliche Auswirkung der Inflation war außerdem der Vertrauensverlust der bürgerlichen Mittelschicht gegenüber der Republik. Zudem erhielten Extremisten sehr starken Zulauf.

8.12.2009 Folgen der Reparationszahlungen und Krisenjahre (Marco Häfner)

Entwicklung der alliierten Reparationsforderungen und Folgen des VV

Anhand der Tabelle auf Seite 207 im Buch zeigt sich eine stetige Abnahme der Reparationszahlungen. Von den ursprünglichen Forderung der Alliierten von 269 Mrd. Goldmark zahlte Deutschland bis 1931 etwa 67 Mrd. (nach alliierter Sicht nur 20 Mrd.), 1932 wurde als Ergebnis der Konferenz von Lausanne die Zahlung von Reparationen gegen eine Schlusszahlung von 3 Mrd. schließlich eingestellt. Dennoch hatten die zu Beginn hohen Reparationsforderungen der Alliierten zu Beginn eine Vielzahl von politischen Morden und Putschversuchen zur Folge. Viele sahen die Regierung als Schuldige für den Versailler Vertrag (also auch für die hohen Reparationsforderungen), deshalb ermordeten Linke wie Rechte (Letztere ermordeten auch linke Politiker, um die Einführung einer Räterepublik zu verhindern) viele bedeutende deutsche Politiker, z. B. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Walter Rathenau und Matthias Erzberger. Von den Putschversuchen, welche alle fehlschlugen, waren besonders zwei von Bedeutung: Der Kapp-(Lüttwitz-)Putsch vom 13. März 1920 in Berlin und der Hitler-(Ludendorff-)Putsch vom 9. November 1923 in München. Häufig wurden die rechten Putschisten von konservativen (ehemaligen) Soldaten unterstützt, von so genannten Freikorpsverbänden. Aber auch von links gab es Aufstände, wie den „Deutschen Oktober“ (in Anlehnung an die russische Oktoberrevolution), ein Aufstand in Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet, der von der Reichwehr, die sich noch kürzlich geweigert hatte, auf die Putschisten des Kapp-Putsches zu schießen („Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“), nun gnadenlos und blutig niedergeschlagen wurde. Die Orte von Aufständen, Putschversuchen, etc. sind auf der Karte 6 (S. 211 im Buch) anschaulich dargestellt.

Kritik an der deutschen Justiz

In der Quelle M31 (S. 215 im Buch) kritisiert Kurt Tucholsky, ein linksgerichteter deutscher Schriftsteller, die deutsche Justiz aufs schärfste und legt dar, dass die politisch linksgerichteten Morde von der Justiz viel härter bestraft werden als rechtsgerichtete. Seine Aussage unterstreicht er mit der Untersuchung von Strafen für politische Mörder und stellt fest, dass linksgerichtete für 13 Morde für insgesamt fast 150 Jahre Gefängnisstrafe mehr bekamen als die Rechten für 314 (!) Morde, zudem wurden gegen Linksgerichtete auch 8 Todesstrafen verhängt. Nach Tucholskys Meinung hat das nicht mehr mit Justiz und Gerechtigkeit zu tun. Grund dafür ist die konservative Einstellung vieler Richter, die teilweise einfach aus dem Kaiserreich übernommen wurden. Den Rechten wurde „der vaterländische Geist“ positiv angerechnet und wirkte sich auf viele Urteile gravierend aus, auch beim Kapp-Putsch z.B. kamen alle Beteiligten ungeschoren davon.

4.12.2009: Machtfaktoren in der Weimarer Reichsverfassung und die innenpolitischen Wirkungen des Versailler Vertrags (Michael Rödel)

Die Weimarer Reichsverfassung begründete zwar die parlamentarische Demokratie in Deutschland und löste damit die autoritär geprägte Verfassung von 1871 ab, doch sie wird auch oft als "Schönwetterverfassung" bezeichnet, die sich als den Herausforderungen der Zukunft nicht gewachsen erweisen sollte. Einige der Problemfelder lassen sich schon an ihrer Architektur erkennen. Das Parlament, eigentlich das Zentrum der parlamentarischen Demokratie, steht in einer schwachen Position zwischen der Macht des Reichspräsidenten (gebündelt in den Artikeln 25 - Reichstagsauflösung, 48 - Notverordnungen mit Möglichkeit der Grundrechtsbeschränkung, 53 - Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers) und plebiszitären Elementen (Möglichkeit des Volksbegehrens und -entscheids).

Dies ist auch einer der wesentlichen Unterschiede zur im Grundgesetz niedergelegten Verfassung der Bundesrepublik. Zudem war es in "Weimar" dem Parlament möglich, durch eine Zweidrittelmehrheit die gesamte Verfassung zu ändern. Heute verhindert der "Ewigkeitsartikel" des GG (79 (3)) eine Änderung des "Verfassungskerns", in dem auch die Grundrechte niedergelegt sind. Das destruktive Misstrauensvotum, mit dem das Parlament den Kanzler entmachten konnte, ist heute nicht mehr möglich - möglich ist nurmehr ein konstruktives Misstrauensvotum (ein Kanzler kann nur abgewählt werden, wenn gleichzeitig ein neuer Kanzler gewählt wird).

Der Versailler Vertrag belastete die innenpolitische Entwicklung der jungen Demokratie. Er war Wasser auf die Mühlen der national gesinnten Republikfeinde. Die Bedingungen waren für die Regierung eigentlich unannehmbar. Die "Weimarer Koalition" musste den Vertrag unterzeichnen, obwohl sie die Kriegsniederlage nicht verschuldet hatte und leistete auf diese Weise der "Dolchstoßlegende (-lüge)" Vorschub. Der Kampf rechtsnationaler und -radikaler Kräfte gegen die "Erfüllungspolitiker" mit vielen (meist mild bestraften) Attentaten wurde eine dauerhafte Belastung für die Republik.