Das Warschauer Getto damals und heute: Unterschied zwischen den Versionen

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(Das Warschauer Ghetto - damals und heute)
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Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung.  
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Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde.  
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Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung.  
 
Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht.
 
Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht.
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Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte der Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger:,,Es gibt keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr". Über 13.000 Juden verloren bei diesem letzten Widerstandsversuch ihr Leben, weitere geschätzte 5000 bis 6000 bei den Sprengungen. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek ins KZ deportiert.   
 
Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte der Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger:,,Es gibt keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr". Über 13.000 Juden verloren bei diesem letzten Widerstandsversuch ihr Leben, weitere geschätzte 5000 bis 6000 bei den Sprengungen. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek ins KZ deportiert.   
  

Version vom 29. August 2015, 18:35 Uhr


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Das Warschauer Ghetto - damals und heute

Das Warschauer Ghetto war das größte jüdische Ghetto in der Zeit des Nationalsozialismus. Allerdings sind heute nur noch sehr wenige Spuren des ehemaligen Ghettos zu finden. Dies liegt u.a. daran, dass das jüdische Ghetto nach dem jüdischen Aufstand 1943 von den Deutschen dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erreichten vier Wochen nach Kriegsbeginn die ersten Streitkräfte die Hauptstadt. In Warschau lebten mehr als 380.000 Juden. Schnell wurde klar: Für sie alle gibt es nur sehr wenig Hoffnung. Einwohner jüdischen Glaubens wurden fortan nicht nur ausgegrenzt und diskriminiert, sondern katastrophalen Lebensbedingungen ausgesetzt. Am 2. Oktober 1940 erging der Befehl zur Errichtung eines Ghettos. Durch hohe Mauern abgeriegelt entstand eine Stadt in der Stadt. Unterversorgung, Platzmangel und Zwangsarbeit bestimmten das Leben der Bewohner im Ghetto. Auf 3,1 Quadratkilometer lebten teilweise bis zu 450.000 Menschen zusammen. Damit war das Warschauer Ghetto das größte Ghetto während der Zeit der deutschen Besatzung. Überträgt man diese Bevölkerungsdichte auf den Landkreis Haßberge, würde dieser 140 Millionen Einwohner aufweisen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Russischen Föderation entspricht.

Im Zuge der zunehmenden Judenverfolgung und der Endlösung der Judenfrage begannen im Juli 1942 die Deportationen der Ghettobewohner nach Treblinka, nordöstlich der Stadt gelegen. Binnen drei Monaten wurden auf diese Weise 240.000 Juden aus dem Ghetto deportiert. Aus dieser hoffnungslosen Situation der jüdischen Bevölkerung heraus galt es für die Bewohner des Ghettos, ein Zeichen zu setzen, das ausdrücken sollte, dass die Juden sich nicht kampflos ergeben würden. Am 19. April 1943 lehnten sich die im Ghetto verbliebenen Juden gegen die SS-Truppen auf. Schlecht ausgerüstet und in aussichtsloser Lage hielten die Kämpfe der Widerstandsbewegung „Zydowska Organizacja Bojowa“ gegen die Besatzungsmacht für einen knappen Monat an, ehe am 16. Mai die Kämpfe für beendet erklärt wurden. Das Gebiet wurde daraufhin gesprengt und niedergebrannt. Triumphierend telegraphierte der Stroop, Mitglied der SS-Gruppe Totenkopf, an seinen direkten Vorgesetzten, den SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger:,,Es gibt keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr". Über 13.000 Juden verloren bei diesem letzten Widerstandsversuch ihr Leben, weitere geschätzte 5000 bis 6000 bei den Sprengungen. Die restlichen verbliebenen Juden (über 50.000) wurden nach Majdanek ins KZ deportiert.


Karte Warschauer Ghetto

Die Karte gibt einen kurzen Einblick in die Größe des jüdischen Ghettos. Die rote Umrandung zeigt die größte Ausdehnung des Ghettos. Die roten Punkte markieren die ungefähren Orte von Überresten und zentralen Gedenkstellen im Warschauer Ghetto. Der gelbe Bereich markiert den ehemaligen jüdischen Wohnbezirk in Warschau. Blau markiert sind die Bereiche, die am Ende noch von Juden bewohnt waren. Bei ihrem Besuch in Warschau im Rahmen des Erasmus+-Projektes haben die Schüler die historischen Schauplätze vor Ort besucht und fotografiert und versuchen an dieser Stelle das alte Warschau dem heutigen Warschau gegenüberzustellen.


siehe auch

> Zeitzeugenberichte Kinder im Ghetto (www.bpb.de)

> Das Warschauer Ghetto

> Marcel Reich-Ranicki über das Warschauer Ghetto

> Video Geschichte des Warschauer Ghettos