Übungsaufsatz
Verbesserung des Übungsaufsatzes und Vorbereitung auf die Schulaufgabe
Die Verbesserung des Übungsaufsatzes dient der zielgerichteten Vorbereitung auf die Schulaufgabe. Die Vorbereitung stützt sich auf zwei Pfeiler: Einerseits haben Sie mit der Korrektur Ihres Übungsaufsatzes konkrete Verbesserungsvorschläge erhalten, auf der anderen Seite informiert Sie diese Zusammenstellung über häufig auftretende Probleme und gibt konkrete Hinweise zur Arbeit in der Schulaufgabe. Ich empfehle Ihnen, diese Zusammenstellung konzentriert durchzuarbeiten – denn Sie wissen besser als ich, welche Problemebereiche auch für Sie relevant sein könnten. Zudem werden Sie merken, dass Ihr Lerneffekt höher ist, wenn Sie nicht nur die konkreten Tipps berücksichtigen, die ich Ihnen mit der Korrektur gegeben habe, sondern wenn Sie sich darüber hinaus nochmals mit der Materie beschäftigen und Ihre eigene Arbeitsweise selbst kritisch reflektieren.
Sinnvolle Gliederung vornehmen
Nehmen Sie eine sinnvolle Gliederung vor. Passen Sie dabei die Gliederung den Gegebenheiten des Textes und der Aufgabenstellung an. Zwei verschiedene Möglichkeiten der Gliederung haben wir kennengelernt – trauen Sie sich ruhig zu, auch noch andere zu entwerfen. Nutzen Sie den Freiraum, den Ihnen die 11. Klasse bietet: Experimentieren Sie ruhig einmal, solange es nur um eine Note geht, die noch nicht für das Abitur zählt.
Nicht zu knapp einleiten
Gestalten Sie Ihre Einleitung nicht zu knapp. Ein recht gutes Beispiel: „Ende Februar 2009 erschien in der Süddeutschen Zeitung der Kommentar ‚Fräulein Fies’ von Christina Wächter. Der Text setzt sich mit dem altbekannten Klischee auseinander, dass Frauen immer lästern. Als Beispiel dafür führt Wächter das respektlose Verhalten von Frauen in Internetblogs an. Für viele ist dieses Thema sehr aktuell, da heute fast jeder Zugang zum Internet hat und viele auch selbst Mitglieder in sozialen Netzwerken sind.“ – Hier wird nicht nur das Thema des Textes erläutert, sondern auch seine Relevanz (Bedeutung) aufgezeigt.
Seien Sie kreativ im Formulieren
Beweisen Sie, dass Sie kreativ formulieren können. Schreiben Sie nicht immer nur „Im Text geht es …“ – „geht es“ klingt schon recht umgangssprachlich. Variieren Sie den Satzbau in den einleitenden Sätzen der einzelnen Gliederungspunkten stärker. Und schreiben Sie nicht einfach von verschiedenen Vorlagen ab (ich habe den Eindruck, das Adverb „zweifelsohne“ hat den meisten von Ihnen sehr gut gefallen – gleichzeitig sollte man es aber nur verwenden, wenn man sich wirklich ganz sicher, also ohne Zweifel, ist).
Zitate grammatikalisch richtig in den Satz einfügen
Zitate müssen so in den Satz eingepasst werden, dass die Grammatik stimmig ist. Reihen Sie nicht nur Zitate aneinander, ohne diese in einen eigenen Text einzubinden. Einen Link zu einer hervorragenden Zusammenstellung über Zitate finden Sie im RMGWiki. Insgesamt muss ich Ihnen aber das Lob aussprechen, dass das Eingliedern von Zitaten meist bestens klappt. Notieren Sie den Nachweis des Zitats immer vor den Satzzeichen (S. 76).
Anmerkungen zur Sprachanalyse
Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Beobachtungen bezüglich der sprachlichen Gestaltung des Textes auch belegen. Es reicht nicht aus, wenn Sie Ironie als Stilmittel anführen, Sie müssen das auch beispielhaft nachweisen. Rhetorische Mittel und Beobachtungen zur Wortwahl sollten auf alle Fälle thematisiert werden, auch wenn Sie unglücklicherweise nicht viel zu ihrer Funktion schreiben können (die Faustregel lautet: das Stilmittel konkret benennen, dann die Wirkung bzw. Funktion erläutern). Achten Sie auch darauf, ob z.B. durch Abwechslung im Satzbau (Parataxen und Hypotaxen) rhythmische Variabilität evoziert (hervorgerufen) wird. Notieren Sie solche Beobachtungen aber nur, wenn Sie sich sicher sind.
Vorsicht bei verallgemeinernden Aussagen
Aussagen wie „damit überzeugt sie ihre Leser“, „die Leser sind ihrer Meinung“, „der Leser wird dadurch zum Weiterlesen animiert“ sind problematisch – denn: Sie kennen eigentlich nur einen Leser, auf den das so zutrifft. Versuchen Sie deswegen, die Wirkung stilistischer Auffälligkeiten konkreter zu beschreiben (durch Ironie kann z.B. eine Aussage gestützt werden, eine Metapher ruft bei Ihnen als Leser ein bestimmtes Bild auf, das eine Funktion erfüllt).
Probleme bei der Textsortenzuordnung
Bei einer aufmerksamen Lektüre der großen Tageszeitungen und vieler Zeitschriften wird Ihnen auffallen, dass die wenigsten Texte zweifelsfrei einer Textsorte zuzuordnen sind. Einfacher ist eine Kategorisierung nach den Kriterien „informativ“, „unterhaltend“, „argumentativ / meinungsäußernd / kommentieren“. Doch auch das funktioniert nicht immer: Glossen informieren oft erst über das Thema, bevor sie es meinungsäußernd pointieren. Der Text von Christina Wächter hatte informierende Passagen, doch in vielen Teilen eben auch ganz deutlich eine argumentative Struktur.
Absätze machen die Arbeit übersichtlich
Der äußere Eindruck Ihrer Arbeit profitiert enorm davon, wenn Sie zwischen jedem Gliederungspunkt (auch – unterpunkt) im Text zumindest eine Zeile frei lassen.
Komplizierte Sätze überarbeiten
Überarbeiten Sie am Ende der Arbeitszeit Ihre Formulierungen. Sie können unpassende Begriffe durch präzisere ersetzen, vor allem sollten Sie aber komplizierte Sätze vereinfachen. Häufig neigt man dazu, zwei verschiedene Gedanken in einen Schachtelsatz zu zwängen. Hier ist dann das „Entschachteln“ sinnvoll – nämlich zwei oder sogar drei aufeinanderfolgende Sätze zu formulieren. Sie können aber auch Umstellungen im Satzbau (durch die sogenannte „Umstellprobe“) vornehmen.
Eine Bemerkung zum Schluss
Gegenüber den ersten Übungen im Schuljahr habe ich bei vielen von Ihnen eine erfreuliche Steigerung bezüglich präziser Formulierungen bemerkt. Dazu gratuliere ich Ihnen! Vielen Dank für die durchweg interessanten Übungsaufsätze.