Lk-Themen III
1. Die zentrale Rolle des Bürgertums in England ermöglichte und förderte die Industrialisierung. Das Bürgertum vertrat liberale Interessen. Der Wirtschaftsliberalismus nach Idee von Adam Smith ("unsichtbare Hand", gg. Merkantilismus gerichtet) trug ebenso zur Entwicklung des Industriestaats bei wie - nach Ansicht von Max Weber - das asketische Ethos des Protestantismus.
2. Aus der Betrachtung der Karte (Industrialisierung in Großbritannien bis 1850) geht hervor, dass infrastrukturelle Entwicklung, industrielle Entwicklung und technologische Innovation einander bedingen. Ein Zentrum der Industrie entwickelt sich um Manchester (Baumwollindustrie). Gründe dafür lagen in dem Fehlen der Zünfte, dem Innovationsdruck und der daraus folgenden Experimentierfreudigkeit sowie günstigen naturräumlichen Gegebenheiten (Wasser, Kohle).
3.+ 4. Zu weiteren Aspekten der Industrialisierung in Großbritannien (Einfluss der Wirtschaftstheorie, technische Innovation, Bevölkerungsentwicklung, Handelsbeziehungen) siehe im Computerraum erstellte Buchseite (Einzelarbeit).
5. Die Beschäftigung mit Statistiken verrät die ungeheure Innovationsgeschwindigkeit im Bereich der Textilindustrie, deren Wachstumsraten auch in den meisten Jahrzehnten deutlich vor ihren Konkurrenten aus anderen Industriebereichen liegt. Dass die Kinderarbeit in Fabriken Mitte des 19. Jahrhunderts in England deutlich zurückgeht, ist ein erster Hinweis darauf, dass der Staat regelnd in die Wirtschaft eingreift (vs. Smiths "invisible hand"). Die Auswertung der Entwicklung der Wirtschaftssektoren in Deutschland zeigt, dass die Industrialisierung (sekundärer Sektor) hier etwa 1850 deutlich in Schwung kommt.
Wiederholung "England als erster Industriestaat"
Sie sollten sich zu folgenden Begriffen / Themen äußern und mit ihnen umgehen können (bzgl. ihrer Bedeutung für die industrielle Entwicklung): - Bürgertum (und die Entwicklung seiner Rolle im politischen England) - Liberale Wirtschaftstheorie - Protestantische Ethik - naturräumliche Gliederung Großbritanniens - Bevölkerungsexplosion - Kapitalkumulation - Textil- und Eisenproduktion - technische Innovationen - Schrittmacherindustrie - Transportmittel
6.-9. Gruppenarbeit zu Aspekten der Industrialisierung in Deutschland. Die Ergebnisse sind in PDF-Dateien festgehalten.
10. "Kolloquium" zu den Ergebnissen der Gruppenarbeit. Die Fragen sind im Wiki bereits abrufbar.
11. Unter Doppelrevolution verstehen manche Historiker die politischen und wirtschaftlichen (-> Industrialisierung) Verknüpfungen/Dimensionen der Märzrevolution 1848.
12. Nach 1871 fungierte der Staat zuerst als "Nachtwächterstaat". Doch nach dem Gründerkrach 1873 und in der darauffolgenden Krise und langandauernden wirtschaftlichen Stagnation wurde die Schutzzollpolitik eingeführt und der Staat kehrte zum Protektionismus zurück.
13. Die Arbeitsbedingungen z.B. in Bergwerken haben sich zwar ab 1850 leicht verbessert (Einschränkung der Kinderarbeit), aber trotzdem war das allgemeine Arbeitsgeschehen stark durchgeregelt. Die Arbeiter waren von den Vorgesetzten abhängig. Zum Beispiel gab es schon bei leichten Verstößen gegen die Arbeitsordnung harte Strafen. Die Arbeitszeit betrug oft 60-70 Stunden pro Woche.
14. Die soziale Frage ist die Auseinandersetzung mit den sozialen Missständen, die mit der industriellen Revolution einhergingen. Solche Missstände waren zum Beispiel die unzureichenden Gesundheitsschutzmaßnahmen. So mussten in einer Binfadenfabrik die Arbeiter und Arbeiterinnen ohne jeglichen Schutz vor dem Staub und den giftigen Dämpfen arbeiten. Das Einatmen dieser Stoffe führte meist zu Tuberkulose, einer Lungenkrankheit, die nicht selten damals zum Tod führte. Weitere Missstände waren Familienzerstörung, Leben am Existenzminimum, Kinderarbeit und unmenschliche Arbeitszeiten.
15. Verschiedene Institutionen versuchten, die soziale Frage zu lösen bzw. das Problem des Pauperismus zu mildern. Es waren dies der Staat selbst, aber auch die Unternehmer, die Kirche und Vereinigungen von Arbeitern. Den Ansätzen des Staates und der Unternehmer wird mitunter vorgeworfen, dass vor allem Eigennutz ausschlaggebend war - und nicht die Lösung der sozialen Frage als Motivation genannt werden kann. Die Kirchen waren am Anfang skeptisch, einzelne Strömungen wurden aber recht früh aktiv.
16. Das "Kommunistische Manifest" von Marx und Engels war ein wichtiger Ideengeber für die deutsche Arbeiterbewegung, die Mitte des 19. Jahrhundert im Entstehen begriffen war. Die Arbeiterbewegung speiste sich allerdings nicht alleine aus kommunistischen Quellen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Staat zum Akteur bei der Bekämpfung des Pauperismus. Die Sozialgesetzgebung im Deutschen Reich gilt als die Geburtsstunde des modernen Sozialstaates, war aber zu einem guten Teil auch politische Taktik. Diese Taktik ging auch deshalb nicht auf, weil es nun zwar Sozialversicherungen, aber kaum ausreichende Arbeitsschutzregelungen gab.