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(Situation der Juden in Unterfranken nach dem ersten Weltkrieg)
 
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== Situation der Juden in Unterfranken nach dem ersten Weltkrieg ==
  
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=== Das Leben der Juden: ===
  
== Die Geschichte des Landkreises (ab 1800) ==
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In der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges herrschte in Deutschland eine wirtschaftliche, als auch soziale Destabilisierung, welche das Handeln der Menschen sehr deutlich prägte. Zu dieser Zeit, war circa 1% der Bevölkerung in Unterfranken jüdischer Herkunft. Diese waren meist im Bereich der Landwirtschaft, zum Beispiel Vieh-, oder Kleinhandel und bei Kreditinstituten beschäftigt(''Wege in die Vernichtung, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin, S.41'').  Als Folge der Finanzkrise in den Jahren 1923-1930 nahm der Bevölkerungsanteil der Juden allerdings ab, da diese überproportional im Bereich des Handels und im Gewerbe tätig waren und dieser sehr stark von der Hyperinflation getroffen wurde(''Vgl. ebd. S. 42'').
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Zu diesem Zeitpunkt gab es in Unterfranken, verglichen auf Reichsebene, überdurchschnittlich viele jüdische Gemeinden, weshalb der Antisemitismus nicht so schnell heranwuchs, wie in anderen Teilen des Landes. In diesem Zeitraum, kristallisierten sich auch Rechtsextreme Parteien wie die NSDAP heraus. Infolge dessen, wurde der Antisemitismus auch in Unterfranken gestärkt, vor allem durch Hetzer der Partei, wie Julius Streicher und später Otto Hellmuth(''Vgl. ebd. S. 43'').  In den Folgenden Jahren kam es immer häufiger zu Überfällen auf jüdische Kaufleute, weshalb sie aus Angst aus ihrer Heimat flohen. Während sich die Wirtschaftliche Lage immer verschlimmerte, wurden der Nationalsozialismus und der Antisemitismus gegen Ende der 1930er immer stärker.
  
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=== Antisemitismus in Unterfranken: ===
  
Das Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge gehörte vor 1800 überwiegend zum Hochstift Würzburg. Auch das Hochstift Bamberg hatte im Süden Anteil. Die Stadt Königsberg war eine Exklave des Herzogtums Sachsen-Coburg. Daneben gab es zahlreiche Güter der Reichsritterschaft, die sich im Kanton Baunach organisierten. 1802 kam das Gebiet bis auf die sächsischen Exklaven zu Bayern. 1804 entstanden die Landgerichte Ebern, Gleusdorf (Sitz Baunach), Haßfurt und Hofheim, 1819 das Landgericht Eltmann. Alle Landgerichtsbezirke gehörten zunächst zum Untermainkreis (ab 1838 Unterfranken). 1806 kam das Gebiet des ehemaligen Hochstifts Würzburg zum Großherzogtum Würzburg. Dieser Staat war nach dem Preßburger Frieden geschaffen worden und fiel 1814 an Bayern zurück. 1840 wurde das Landgericht Gleusdorf nach seinem Sitz Baunach umbenannt.
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In Hofheim wurde im Jahre 1929 ein kleiner Junge ermordet, die Polizei konnte keinen Täter ermitteln und die Nationalsozialisten begannen in der Presse von einem „jüdischen Ritualmord“ zu reden, sie beschuldigten die Juden für diese Tat. Sowohl die katholische Presse und das Staatsministerium ergriffen Maßnahmen, um diese Hetzkampagnen einzudämmen, diese blieben allerdings ohne Erfolg(''Vgl. ebd. S. 44'').
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Während im Januar des Jahres 1930 in einem jüdischen Theater eine Aufführung ohne Zwischenfälle und Störungen auskam, griff schon im November des Selben Jahres bei einer anderen Aufführung die NSDAP ein und versuchte diese zu verhindern, die Besucher aufzuhalten und ihnen zu drohen, als auch die Aufführung zu stören. Im Prozess gegen die Antisemiten, welche Besucher der Aufführung verletzt haben, wurden nur milde Strafen verteilt, dies machte deutlich, dass Juden durch den Staat nicht zureichen beschützt wurden.
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Des Weiteren wurde im Oktober 1930 ein Gesetz beschlossen, welches besagte, dass das rituelle Schlachten der Juden in Bayern verboten sei. Dieses Schächten war ein rudimentärer Teil der jüdischen Religion, dies nicht mehr ausüben zu können hieß für sie entweder auf koscheres Fleisch zu verzichten, oder dieses illegal außerhalb von Bayern zu kaufen. Somit war die freie Religionsausübung in Bayern für Juden nicht mehr gewährleistet.
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Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurden Juden als unerwünscht angesehen, weshalb eine Verfolgung unausweichlich war(''Vgl. ebd. S. 45'').  
  
1862 wurde aus den Landgerichten Haßfurt und Eltmann das Bezirksamt Haßfurt und aus den Landgerichten Ebern und Baunach das Bezirksamt Ebern. Das Landgericht Hofheim wurde dem Bezirksamt Königshofen (heute Bad Königshofen im Grabfeld) zugeordnet. 1900 wurde Hofheim jedoch Sitz eines eigenen Bezirksamtes, dem 1920 nach der Angliederung des Freistaates Coburg an Bayern dessen Exklave Königsberg zugeteilt wurde.
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=== Ausgrenzung der Juden: ===
  
Die drei Bezirksämter Ebern, Haßfurt und Hofheim wurden 1939 in Landratsämter, die Bezirke in Landkreise umbenannt.
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Im März im Jahre 1933 fingen schon die ersten Boykotte jüdischer Geschäfte an, sie wurden Überfallen und Juden durften ihre Arbeit nicht mehr ausführen. Da dieser Boykott allerdings nicht Einheitlich stattfand, beschloss die Regierung am 7. April 1933 das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Ab sofort war es auf legalem Wege möglich, Juden an ihrer Arbeit zu hindern und sie zu entlassen, ihnen Arbeitsverbote zu erteilen und auch den Hochschulbesuch zu Untersagen.  Auch die deutsche Staatsangehörigkeit wurde einigen Juden entzogen, dies sollte ihre Auswanderung vorantreiben.
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Verbleibenden Juden wurde oft der Zutritt in Gemeinden versagt. Der Slogan „Juden sind an diesem Ort nicht erwünscht“ war allzu bekannt(''Vgl. ebd. S. 46'').
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Die Zerstörung Jüdischer Einrichtungen nahm ihren vollen Lauf, Synagogen wurden aufgebrochen und Ritualien zerstört, Friedhöfe wurden geschändet und Häuser verbrannt. Eine Strafverfolgung gegen die Täter gab es allerdings nicht(''Vgl. ebd. S. 47'').  
  
Im Rahmen der Gebietsreform 1972 wurde der Landkreis Haßfurt mit Großteilen der Landkreise Ebern und Hofheim in Unterfranken zu einem neuen Landkreis zusammengelegt. Vom Landkreis Gerolzhofen kamen die Orte Geusfeld und Wustviel (heute Gemeindeteile von Rauhenebrach) und Wohnau (Knetzgau) hinzu.
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=== Verfolgung der Juden: ===
  
Dieser neu gebildete Landkreis trug zunächst den Namen Haßberg-Kreis und wurde 1973 in Landkreis Haßberge umbenannt.
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Im September 1935 wurde das so genannte „Reichsbürgergesetz“ erlassen, welches schlimme Konsequenzen für die Juden zur Folge hatte. Grundrechte wurden ihnen legal entzogen, sie wurden aus staatlichen Ämtern entlassen, weitere Berufsverbote wurden ausgesprochen. Obwohl zu dieser Zeit dringend Arbeitskräfte gebraucht wurden, durften Juden diese nicht ausführen. Die meisten Juden waren noch im Bereich des Viehhandels tätig, da sie schon über lange Zeiträume mit den Landwirten der Region zusammengearbeitet haben. Die Regierung konnte dies erst zu einem späteren Zeitpunkt und durch einen hohen Aufwand unterbinden(''Vgl. ebd. S. 49'').  
 
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Besitztümer der jüdischen Bevölkerungsgruppen wurden Zwangsverkauft, Juden mussten einen zusätzlichen Vornamen annehmen, entweder Sara für Frauen oder Israel für Männer. Im Oktober 1938 wurden auch noch Pässe der Juden mit einem großen roten „J“ versehen. Die Ausgrenzung der Juden wurde dementsprechend immer größer. Sogar die Gewaltbereitschaft gegenüber von Kindern vergrößerte sich(''Vgl. ebd. S. 50'').  Juden wurden nun öfters in Konzentrationslager eingeliefert. Dies führte zu einer Dezimierung der jüdischen Bevölkerung, in Unterfranken war der Anteil der Juden nur noch halb so groß wie im Jahre 1933(''Vgl. ebd. S. 51'').  
== Judenverfolgung im Landkreis ==
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Die Verfolgung der Juden gipfelte im November 1938 im  so genannten „Novemberpogrom“. Der Grund hierfür war der Mord am Legationssekretär Ernst vom Rath durch Herschel Grynszpan am 7. November. Durch massenhafte Zerstörung von Synagogen, Denunziationen von Besitztümern und durch Angriffe auf Juden sollten auch diese, die noch in Deutschland geblieben sind, zum Auswandern gezwungen werden. Aus diesem Grunde verließ die Hälfte der noch in Bayern lebenden Juden das Land. Diejenigen, welche das Land nicht verlassen konnten, wurden verhaftet und in Arbeitslager gebracht(''Vgl. ebd. S. 52ff'').  Ende des Jahres 1941 wurden auch die letzten Juden aus Deutschland deportiert und umgebracht(''Vgl. ebd. S. 56'').
 
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In dem in früheren Jahrhunderten (bis 1803) zum Hochstift Würzburg gehörenden Haßfurt, das seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Stadt genannt wird, gab es jüdische Niederlassungen bereits im Mittelalter. Im Zusammenhang mit Berichten über die Judenverfolgungen 1298 ("Rindfleisch-Verfolgung") und 1348/49 (Pestzeit) wird Haßfurt als Ort genannt, wo Juden umgekommen sind. Im 15. Jahrhundert, als Haßfurt einen großen Aufschwung nahm (1482: 345 Häuser) lebten jüdische Familien vermutlich in der "Judengasse", die westlich der Brückengasse an der Stadtmauer lag. Nach der Verfolgung in der Pestzeit sind erstmals 1414 wieder Juden in der Stadt nachweisbar, bereits zuvor (1388) wird eine Jude "von Haßfurt" in Miltenberg genannt. 1449 war der Würzburger Bischof Gottfried von Limburg bei drei Juden in Haßfurt mit 80 Gulden verschuldet. 1450 wurden die Juden aus dem Hochstift Würzburg und damit auch aus Haßfurt vertrieben (erneute Vertreibung der in der Folgezeit wieder zugezogenen oder gebliebenen Juden 1560). Die Schulden bei den Juden wurden 1453 durch eine Verordnung Bischof Gottfrieds von Limburg annulliert.
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Auch im 17./18. Jahrhundert lebten einzelne jüdische Personen/Familien in der Stadt, wobei es nicht zur Gründung einer Gemeinde kam.
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Erst im 19. Jahrhundert vergrößerte sich die Zahl der jüdischen Einwohner so, dass eine Gemeinde gegründet werden konnte: 1814 22 jüdische Einwohner (1,4 % von insgesamt 1.602 Einwohnern), 1837 45 (2,4 % von 1.880), 1867 48 (2,1 % von 2.325), 1871 61 (2,5 % von 2.428), 1890 84 (3,3 % von 2.570), 1900 80 (3,2 % von 2.490), 1910 Höchstzahl von 125 (4,4 % von 2.811).   
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Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden für Haßfurt auf insgesamt sechs Matrikelstellen die folgenden Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Israel Jacob Heßlein (Wein- und Spezereihandel), Seligmann Jacob Heßlein (Wein- und Spezereihandel), Moises Salomon Lonnerstädter (Vieh- und Weinhandel), Joseph Peretz Neubauer (Warenhandel mit Tuch und Schnitt), Seligmann Peritz Dessauer (Viehhandel), Jakob Salomon Friedmann (Warenhandel). Ohne Matrikelstelle blieb Salomon Lonnerstädter (Privatlehrer).
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An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Betsaal, seit 1888 eine Synagoge (s.u.) sowie eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Kleinsteinach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Auch 1817 wird mit Salomon Lonnerstädter bereits ein "Privatlehrer" am Ort genannt (s.o.). Seit den 1860er-Jahren kam es zu einem mehrfachen Wechsel der Lehrer, die jeweils nur für wenige Jahre in der Stadt blieben; um 1870 war Rabbiner Dr. Samuel Haymann Schüler einige Zeit als Lehrer und Vorbeter in Haßfurt (Informationen zu ihm auf der Seite zu Autenhausen); seit 1876 war in der Person des Lehrers Moritz Hammelburger über 40 Jahre lang eine hoch anerkannte und beliebte jüdische Persönlichkeit in der Stadt, die die jüdische Gemeinde in dieser Zeit stark geprägt hat. Moritz Hammelburger unterrichtete auch die jüdischen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums (Schuljahre 1925/26 und 1926/27 Robert Engelhardt, Hermann Rosenthal und Friedel Rosenthal). Nach dem Tod Hammelburgers war war seit 1928 Lothar Stein jüdischer Lehrer. Das Gymnasium besuchten im Schuljahr 1932/33 Kurt Neuburger und Rudolf Roßkamm. Ab 1. September 1933 durfte Stein nicht mehr am Gymnasium unterrichten.
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2014, 19:46 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Situation der Juden in Unterfranken nach dem ersten Weltkrieg

Das Leben der Juden:

In der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges herrschte in Deutschland eine wirtschaftliche, als auch soziale Destabilisierung, welche das Handeln der Menschen sehr deutlich prägte. Zu dieser Zeit, war circa 1% der Bevölkerung in Unterfranken jüdischer Herkunft. Diese waren meist im Bereich der Landwirtschaft, zum Beispiel Vieh-, oder Kleinhandel und bei Kreditinstituten beschäftigt(Wege in die Vernichtung, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin, S.41). Als Folge der Finanzkrise in den Jahren 1923-1930 nahm der Bevölkerungsanteil der Juden allerdings ab, da diese überproportional im Bereich des Handels und im Gewerbe tätig waren und dieser sehr stark von der Hyperinflation getroffen wurde(Vgl. ebd. S. 42). Zu diesem Zeitpunkt gab es in Unterfranken, verglichen auf Reichsebene, überdurchschnittlich viele jüdische Gemeinden, weshalb der Antisemitismus nicht so schnell heranwuchs, wie in anderen Teilen des Landes. In diesem Zeitraum, kristallisierten sich auch Rechtsextreme Parteien wie die NSDAP heraus. Infolge dessen, wurde der Antisemitismus auch in Unterfranken gestärkt, vor allem durch Hetzer der Partei, wie Julius Streicher und später Otto Hellmuth(Vgl. ebd. S. 43). In den Folgenden Jahren kam es immer häufiger zu Überfällen auf jüdische Kaufleute, weshalb sie aus Angst aus ihrer Heimat flohen. Während sich die Wirtschaftliche Lage immer verschlimmerte, wurden der Nationalsozialismus und der Antisemitismus gegen Ende der 1930er immer stärker.

Antisemitismus in Unterfranken:

In Hofheim wurde im Jahre 1929 ein kleiner Junge ermordet, die Polizei konnte keinen Täter ermitteln und die Nationalsozialisten begannen in der Presse von einem „jüdischen Ritualmord“ zu reden, sie beschuldigten die Juden für diese Tat. Sowohl die katholische Presse und das Staatsministerium ergriffen Maßnahmen, um diese Hetzkampagnen einzudämmen, diese blieben allerdings ohne Erfolg(Vgl. ebd. S. 44). Während im Januar des Jahres 1930 in einem jüdischen Theater eine Aufführung ohne Zwischenfälle und Störungen auskam, griff schon im November des Selben Jahres bei einer anderen Aufführung die NSDAP ein und versuchte diese zu verhindern, die Besucher aufzuhalten und ihnen zu drohen, als auch die Aufführung zu stören. Im Prozess gegen die Antisemiten, welche Besucher der Aufführung verletzt haben, wurden nur milde Strafen verteilt, dies machte deutlich, dass Juden durch den Staat nicht zureichen beschützt wurden. Des Weiteren wurde im Oktober 1930 ein Gesetz beschlossen, welches besagte, dass das rituelle Schlachten der Juden in Bayern verboten sei. Dieses Schächten war ein rudimentärer Teil der jüdischen Religion, dies nicht mehr ausüben zu können hieß für sie entweder auf koscheres Fleisch zu verzichten, oder dieses illegal außerhalb von Bayern zu kaufen. Somit war die freie Religionsausübung in Bayern für Juden nicht mehr gewährleistet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurden Juden als unerwünscht angesehen, weshalb eine Verfolgung unausweichlich war(Vgl. ebd. S. 45).

Ausgrenzung der Juden:

Im März im Jahre 1933 fingen schon die ersten Boykotte jüdischer Geschäfte an, sie wurden Überfallen und Juden durften ihre Arbeit nicht mehr ausführen. Da dieser Boykott allerdings nicht Einheitlich stattfand, beschloss die Regierung am 7. April 1933 das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Ab sofort war es auf legalem Wege möglich, Juden an ihrer Arbeit zu hindern und sie zu entlassen, ihnen Arbeitsverbote zu erteilen und auch den Hochschulbesuch zu Untersagen. Auch die deutsche Staatsangehörigkeit wurde einigen Juden entzogen, dies sollte ihre Auswanderung vorantreiben. Verbleibenden Juden wurde oft der Zutritt in Gemeinden versagt. Der Slogan „Juden sind an diesem Ort nicht erwünscht“ war allzu bekannt(Vgl. ebd. S. 46). Die Zerstörung Jüdischer Einrichtungen nahm ihren vollen Lauf, Synagogen wurden aufgebrochen und Ritualien zerstört, Friedhöfe wurden geschändet und Häuser verbrannt. Eine Strafverfolgung gegen die Täter gab es allerdings nicht(Vgl. ebd. S. 47).

Verfolgung der Juden:

Im September 1935 wurde das so genannte „Reichsbürgergesetz“ erlassen, welches schlimme Konsequenzen für die Juden zur Folge hatte. Grundrechte wurden ihnen legal entzogen, sie wurden aus staatlichen Ämtern entlassen, weitere Berufsverbote wurden ausgesprochen. Obwohl zu dieser Zeit dringend Arbeitskräfte gebraucht wurden, durften Juden diese nicht ausführen. Die meisten Juden waren noch im Bereich des Viehhandels tätig, da sie schon über lange Zeiträume mit den Landwirten der Region zusammengearbeitet haben. Die Regierung konnte dies erst zu einem späteren Zeitpunkt und durch einen hohen Aufwand unterbinden(Vgl. ebd. S. 49). Besitztümer der jüdischen Bevölkerungsgruppen wurden Zwangsverkauft, Juden mussten einen zusätzlichen Vornamen annehmen, entweder Sara für Frauen oder Israel für Männer. Im Oktober 1938 wurden auch noch Pässe der Juden mit einem großen roten „J“ versehen. Die Ausgrenzung der Juden wurde dementsprechend immer größer. Sogar die Gewaltbereitschaft gegenüber von Kindern vergrößerte sich(Vgl. ebd. S. 50). Juden wurden nun öfters in Konzentrationslager eingeliefert. Dies führte zu einer Dezimierung der jüdischen Bevölkerung, in Unterfranken war der Anteil der Juden nur noch halb so groß wie im Jahre 1933(Vgl. ebd. S. 51). Die Verfolgung der Juden gipfelte im November 1938 im so genannten „Novemberpogrom“. Der Grund hierfür war der Mord am Legationssekretär Ernst vom Rath durch Herschel Grynszpan am 7. November. Durch massenhafte Zerstörung von Synagogen, Denunziationen von Besitztümern und durch Angriffe auf Juden sollten auch diese, die noch in Deutschland geblieben sind, zum Auswandern gezwungen werden. Aus diesem Grunde verließ die Hälfte der noch in Bayern lebenden Juden das Land. Diejenigen, welche das Land nicht verlassen konnten, wurden verhaftet und in Arbeitslager gebracht(Vgl. ebd. S. 52ff). Ende des Jahres 1941 wurden auch die letzten Juden aus Deutschland deportiert und umgebracht(Vgl. ebd. S. 56).