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+ | ,,Pass auf dich auf!", ist einer der häufigsten Sätze, die Kinder von ihren Eltern zu hören bekommen. Damit drücken sie ihre tiefe Zuneigung und Liebe gegenüber ihren Kindern aus. Die oberste Priorität ist das wohlbefinden des eigenen Nachwuchses, für welchen sie alles Erdenkliche unternehmen würden. So ist dies auch im Drama ,,Emilia Galotti" der Fall. | ||
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+ | In ihm wird das tragische Schicksal einern Bürgerlichen geschildert, die sich der Willkür und der wahnsinnigen Liebe des Landesfürsten Hettore Gonzaga erwehren muss und am Ende - zur Wahrung ihrer Ehre - von ihrem eigenen Vater, der sie aufrichtig liebt, ermordet wird. | ||
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+ | Bereits in der Vorgeschichte zeigt sich, dass Odoardo, der Vater von Emilia, nicht sonderlich begeistert von dem Prinzen ist. Als Glaudia ihm von den Gefühlen, welcher der Prinz zu seiner Tochter hegt, berichtet, kann dieser es kaum glauben und verliert die Fassung. Im späteren Verlauf deckt die ehemalige Geliebte Hettore Gonzagas auf, dass die Entführung und der Tod Appianis die Intrige des Prinzen war. Zugleich berichtet sie Odoardo, als dieser ebenfalls am Lustschloss ankommt, von der Schuld des Prinzen und reicht ihm einen Dolch. | ||
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+ | In der zu analyiserenden Szene wird Emilia Galotti auf Wunsch ihres Vaters in den Raum geführt, in welchem dieser auf sie wartet. Daraufhin führen diese ein Gespräch miteinander, welches ein unerwartetes Ende nimmt. | ||
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+ | Emilia initiiert das Gespräch, indem sie einige Fragen stellt: ,,Wie? Sie hier, mein Vater? - Und nur Sie? - Und meine Mutter? nicht hier? - Und der Graf? nicht hier? - Und Sie so unruhig, mein Vater?" (Z. 21-23) Das zeigt deutlich, dass sie sehr verwirrt und verwundert ist, nur ihren Vater anzutreffen. Dieser teilt ihr dann im weiteren Verlauf mit, dass der Graf Appiani tot ist. Emilia reagiert daraufhin sehr bestürzt, aber es ist nichts Neues für sie: ,,Ha, so ist es wahr, mein Vater? so ist sie wahr, die ganze schrecklihce Geschichte, die ich in dem nassen und wilden Auge meiner Mutter las?" (Z. 2-4)... | ||
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+ | (...) Bereits in der Vorgeschichte (V,5) diskutieren Odoardo und der Prinz über den ,,Verwahrungsort" und den ,,Schutz" von Emilia. Während Hettore Gonzaga das hübsche Mädchen ins Schloss seines Kanzlers bringen und dort auf sie aufpassen möchte, bevorzugt es der Vater, sie selbst zusammen mit der Mutter in Guastalla zu beaufsichtigen. Mit der Hilfe von Marinelli kann der Prinz Odoardo jedoch überzeugen, dass es besser wäre, die Eltern aufgrund des Verhörs zum Raubüberfall von der Tochter zu trennen. | ||
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+ | In der zu analysierenden Szene, welche im Lustschloss des Prinzen in Dosalo spielt, gesteht Emilia ihrem Vater Odoardo ihre Sorge, am Hof des Prinzen zu bleiben und ihm zu ,,verfallen". Daher will sie sich selbst umbringen, doch Odoardo erkennt die Ausweglosigkeit der Situation Emilias und ersticht sie. | ||
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+ | Odoardo möchte vor Emilias Abreise noch einmal mit seinem Kind sprechen und lässt sie vom Prinzen holen. Emilia erscheint und initiiert das folgende Gespräch mit vielen Fragen und Ellipsen: ,,Wie? Sie hier, mein Vater? - Und nur sie? - und meine Mutter? nicht hier? - und der Graf? nicht hier? - und sie so unruhig, mein Vater?" (S. 68, Z. 21 ff.) Bereits diese Begrüßung lässt erkennen, dass Emilia nicht weiß, was genau mit dem Grafen passiert ist und warum ihr Vater mit ihr sprechen möchte. Daraufhin versucht er ihr schonend beizubringen, dass der Graf Appiani beim Überfall getötet wurde: ,,(...) Aber lass doch hören: was nennst du alles verloren? - dass der Graf tot ist?" (S. 68, Z.33 - S. 69, Z.2) Als Emilia diese nachricht hört, ist sie sehr traurig, obwohl sie es schon vorher erahnt hat: ,,Und warum er tot ist! Warum! - Ha, so ist es wahr, mein Vater? so ist sie wahr, die ganze schreckliche Geschichte, die ich in dem nassen und wilden Auge meiner Mutter las? (...)" (S. 69, Z. 3 ff.) Sie fordert ihren Vater auf, mit ihr das Schloss des Prinzen zu verlassen, doch Odoardo widerspricht ihr, da Hettore Gonzaga Emilia nicht gehen lassen wird: ,,Fliehen? - Was hätt es dann für Not? - Du bist, du bleibst in den Händen deines Räubers. (...) Und allein, ohne deine Mutter, ohne mich." (S. 69, Z. 11 ff.) Das hübsche Mädchen ist aufgrund dessen außer sich, da sie sich nicht vorstellen kann, beim Prinzen zu bleiben: ,,Ich allein in seinen Händen? - Nimmermehr, mein Vater. - Oder sie sind nicht mein Vater. - Ich allein in seinen Händen? - Gut, lassen Sie mich nur, lassen Sie mich nur. - Ich will doch sehn, wer mich hält, - wer mich zwingt, - wer der Mensch ist, der einen Menschen zwingen kann. (...) Reißt mich? bringt mich? - will mich reißen, will mich bringen: will! will! - Als ob wir, wir keinen Willen hätten, mein Vater!" (S. 69, Z. 15 ff.) Im Anschluss daran schildert Odoardo seiner Tochter, dass er den Prinz beinahe mit dem Dolch der Gräfin Orsina erstochen habe, da er so wütend gewesen sei (vgl. S. 69, Z. 36 ff.) doch emilia ist deshalb erschüttert, denn sie möchte nicht, dass jemand wegen ihr umkommt. Sie verlangt zudem den Dolch von ihrem Vater, da sie der Situation mit dem tod ihres Verlobten und mit dem Verlangen des Prinzen nicht mehr standhält: ,,Um des Himmels Willen nicht, mein Vater! - Dieses Leben ist alles, was die Lasterhaften haben. - Mir, mein Vater, mir geben sie diesen Dolch." (S. 69, Z. 39 ff.) Außerdem fürchtet sie, dass sie dem Prinzen beim Aufenthalt in seinem Schloss nicht widerstehen könne. Er wird versuchen Emilia zu verführen und sie zu seiner Geliebten zu machen, aber das möchte sie nicht zulassen: ,,Und nur eine Unschuld! (...) Aber nicht über alle Verführung. - Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt. - Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut. (...) Geben sie mir, mein Vater, geben sie mir diesen Dolch! - " (S. 70, Z. 3 ff.) Odoardo reicht ihr schließlich den Dolch, doch als sich Emilia damit umbringen will, reißt er ihn wieder aus der Hand (vgl. S. 70, Z. 21 ff.). Daraufhin bittet Emilia ihren Vater, die Tat für sie zu übernehmen: ,,Oh mein Vater, wenn ich sie erriete! - Doch nein, das wollen sie auch nicht. Warum zauderten sie sonst? - Ehedem wohl gab es einen Vater, der, seine Tochter von der Schande zu retten, ihr den ersten, den besten Stahl in das Herz senkte - ihr zum zweiten das Leben gab. Aber alle solche Taten sind von ehedem! Solcher Väter gibt es keine mehr!" (S. 70, Z. 32 ff.) Odoardo widerspricht ihr (,,Doch, meine Tochter, doch! - Gott, was hab ich getan!", S. 70, Z. 39f.) und durchsticht sie mit dem Dolch. Emilia fällt zu Boden und dankt ihrem Vater für die Tat: ,,Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert. - Lassen sie mich sie küssen, diese väterliche Hand." (S. 70, Z. 42 f.) Mit diesen Worten Emilias endet der Dialog. | ||
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+ | Die Gesprächsanteile sind ausgewogen, da sich beide auf gleicher Augenhöhe begegnen, wobei Emilia im Verlauf des Dialogs die Oberhand gewinnt. Beide haben eine enge Bindung zueinander, da Emilia ihrem Vater von ihren Sorgen und Ängsten erzählt. Dieses starke Verhältnis zeigt sich zudem, als Odoardo seine Tochter umbringt, um sie vor dem Prinzen zu schützen und zu bewahren. | ||
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+ | Odoardo lebt mit seiner Frau Claudia und seiner Tochter Emilia in bescheidenen Verhältnissen, da er dem Bürgertum angehört. Er liebt sein Kind über alles und deshalb fällt es ihm schwer, ihr mitzuteilen, dass der Graf Appiani gestorben ist. Außerdem zeigt sich diese väterliche Liebe, als Odoardo den Prinzen für den Schutz seiner Tochter umbringen will und als er ihr aus Angst den Dolch wegnimmt, damit ihr nichts zustößt. Der Vater nimmt Emilia zudem die Verantwortung für ihren Tod ab und die Schuld auf sich. Zu Emilia hat er deshalb eine enge Bindung und liebt sie sehr. Den Prinzen kann er hingegen nicht leiden, da er den grafen Appiani töten ließ und aufgrund dessen die Hochzeit abgesagt wurde. | ||
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+ | Emilia, Odoardos Tochter, ist ebenfalls einen Bürgerliche ohne hohe soziale Stellung. Sie ist sehr traurig und niedergeschlagen, als sie vom Tod ihres Verlobten erfährt. Das Mödchen ist zudem entsetzt, da der Prinz sie bei sich behalten und von ihren Eltern, Odoardo und Claudia, trennen will. Deshalb fasst sie den Entschluss, sich mit dem Dolch ihres Vaters umzubringen. Dieser kann das nicht zulassen und so wird emilia von Odoardo getötet, wofür sie ihm sehr dankbar ist. Daran kann man erkennen, dass sie eine enge Verbindung zu ihrem Vater hat. Die Liebe des Prinzen erwidert Emilia nicht, da sie in den Grafen Appiani verliebt ist. | ||
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+ | Dieser muss nun auf seine ,,große Liebe" verzichten, wie er im weiteren Verlauf der Handlung bemerkt. Als er sieht, dass Odoardo seine Tochter ermordet hat, ist er völlig außer sich. Mit der Intrige hat Hettore Gonzaga nicht nur die Familie Galotti ins Unglück gestürzt, auch er selbst muss mit dem Tod Emilia leben. |
Aktuelle Version vom 15. Februar 2017, 21:18 Uhr
Beispiel 1
(...) In Gotthold Ephraim Lessings tragischem Werk gerät die junge Protagonistin in die Fänge des Fürsten Hettore Gonzaga und wird am Ende - zur Wahrung ihrer Ehre - von ihrem eigenen Vater ermordet.
In der Vorgeschichte (V,5) eröffnet Marinelli Odoardo, dass Appiani vermutlich von Nebenbuhlern getötet wurde und Emilia von ihrer Familie getrennt werden müsste. Odoardo überkommt eine Welle aus Wut agesichts der Intrige und besteht darauf, mit Emilia unter vier Augen sprechen zu können. In seinem darauffolgenden Monolog geht hervor, dass er Emilia töten will, um ihre Ehre zu retten. Jedoch plagen ihn Bedenken bezüglich dieses Planes und er will das Schloss verlassen, als im selben Moment Emilia erscheint.
In der zu analysierenden Szene, welche im Lustschloss des Prinzen spielt, eröffnet Odoardo seiner Tochter, dass der Graf tot ist. Die Angst Emilias, den Verführungskünsten des Prinzen zu unterliegen, treibt Odoardo schließlich zum Mord an seiner Tochter. Am Ende der Szene lobt Emilia ihren Vater für diese Tat.
Odoardo will gehen und sieht Emilia kommen. Emilia initiiert das folgende Gespräch mit Verwunderung, was an ihren zahlreichen Fragen deutlich wird: ,,Wie? Sie hier, mein Vater? - Und nur Sie? - Und meine Mutter? nicht hier? (...) und sie so unruhig, mein Vater?" (S. 68, Z. 21 ff.) Emilia berichtet ihrem Vater von ihrer Vorahnung, dass ihr Zukünftiger tot sei und mahnt ihn daraufhin zur Ruhe und Gelassenheit (vgl. S. 68, Z.29f.) Odoardo ist von dieser Einstellung seiner Tochter entsetzt und beichtet daraufhin, dass der Graf tot sei. (vgl. S. 68, Z. 31 ff.) Emilia fühlt sich in ihrer Vorahnung bestätigt und möchte aus dem Lustschloss des Prinzen flüchten, was für ihren Vater jedoch aussichtslos erscheint: ,,Fliehen? - Was hätte es dann für Not? - Du bist, du bleibst in den Händen deines Räubers." (S. 69, Z.11 f.) Zudem warnt er seine Tochter: ,,Denke nur: unter dme Vorwande einer gerichtlichen Untersuchung - o des höllischen Gaukelspieles! - reißt er dich aus unsern Armen und bringt dich zu Grimaldi." (S. 69, Z. 29 ff.) Emilia reagiert auf diese Aussagen ihres Vaters empört: ,,Reißt mich? bringt mich? - Will mich reißen, will mich bringen: will! will! - Als ob wir, wir keinen Willen hätten, mein Vater!" (S. 69, Z. 33 ff.) Sodann fordert Emilia den Dolch ihres Vaters, da sie fürchtet, sie könne den Verführungen des Prinzen nicht widerstehen und in der folge ihre Unschuld verlieren. (vgl. S. 70, Z.5 ff.) Odoardo ist von der Absicht seiner Tochter anfangs abgeneigt, lässt sich aber durch ihre Aussage ,,Ehedem wohl gab es einen Vater, der, seine Tochter von der Schande zu retten, ihr den ersten, den besten Stahl in das Herz senkte - ihr zum zweiten das Leben gab. Aber alle solche Taten sind von ehedem! Solche Väter gibt es keine mehr!" (S. 70, Z. 34 ff.) verleiten, an seiner väterlichen Fürsorge zu zweifeln. Schließlich bringt Odoardo seine Tochter um, wofür er von ihr Anerkennung und Lob erhält: ,,Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert. - Lassen Sie mich sie küssen, diese väterliche Hand." (S. 70, Z.42 f.) Mit dieser Handlung endet die Szene.
Emilia übernimmt in dieser entscheidenden Szene die Gesprächsinitiative und bestimmt die Gesprächsthemen. Hieraus ist es auch zu erklären, dass der größere Anteil dieses Gespräches mit ihrem Vater bei Emilia liegt und diese v.a. im zweiten Teil des Dialoges die Führung im Gespräch übernimmt.
Emilia ist eine Bürgerliche, die das Heiratsalter erreicht hat. Aufgrund der Tatsache, dass sie beim männlichen Geschlecht Begeisterungsstürme auslöst, zeigt sich, dass sie sehr hübsch ist. In der Rolle der Tochter von Odoardo Galotti sieht sie es notwendig ihrem Vater untergeordnet zu sein und ihm Gehorsam zu leisten. Emilia ist streng religiös und bemüht sich, die gesellschaftliche Moral nicht zu verletzen. Da sie fürchtet, den Verführungen des Prinzen nicht widerstehen zu können, möchte sie Selbstmord begehen, was ihre ängstliche und fromme Haltung unterstreicht. Im Laufe des Gesprächs wird deutlich, dass Emilia auch eine andere Persönlichkeit aufweist, da sie ihrem Vater oft widerspricht (S. 69, Z. 15 ff.). Zudem stellt sie Forderungen an Odoardo Galotti und zieht seine Aussagen ins Lächerliche, was bisher von Emilia vermieden wurde. Letztendlich schafft sie s durch ihre bedachte Ausdrucksweise, dass Odoardo sie umbringt und somit ihren Wunsch erfüllt. So erlebt Emilia im Verlauf der Szene eine Wandlung, da sie sich aus den Fängen der väterlichen Autorität befreit und ihren eigenen Willen entwickelt. Bisher stand sie unter der Kontrolle ihres Vaters und bemühte sich stets, seinen Anweisungen zu folgen.
Odoardo Galotti ist Oberst und der Vater Emilias. Im Verlauf der Szene wird deutlich, dass er seine Rolle als guter Vater sehr ernst nimmt und sich um das Wohl von Emilia sorgt. Das zeigt sich in seiner Absicht, den Prinzen und Marinelli zu töten und Emilia von ihrem Mordgedanken abzubringen. Zudem sieht er die Ehre seiner Tochter gefährdet, weshalb er sie am Ende umbringt. Nachdem er seine Tochter erstochen hat, erfasst ihn eine Welle aus Trauer und Reue, was seine Liebe zu Emilia Galotti verdeutlicht. Odoardo Galotti durchläuft während der Dramenszene eine Wandlung vom ehrenvollen und stolzen Vertreter des damaligen Bürgertums zum fürsorglichen und untergeordneten Vater.
Im weiteren Handlungsverlauf wird Odoardo von dem Prinzen für seine Tat als ,,Teufel" bezeichnet und er fordert ihn auf, für immer aus seinen Augen zu treten. Aufgrund dieser Reaktion des Prinzen, wird deutlich, dass ihm in der Situation bewusst wird, dass er mit dem Tod Emilias auf seine ,,große Liebe" verzichten muss, und begegnet ihrem Vater deshalb mit Wut und Hass.
Beispiel 2
,,Pass auf dich auf!", ist einer der häufigsten Sätze, die Kinder von ihren Eltern zu hören bekommen. Damit drücken sie ihre tiefe Zuneigung und Liebe gegenüber ihren Kindern aus. Die oberste Priorität ist das wohlbefinden des eigenen Nachwuchses, für welchen sie alles Erdenkliche unternehmen würden. So ist dies auch im Drama ,,Emilia Galotti" der Fall.
In ihm wird das tragische Schicksal einern Bürgerlichen geschildert, die sich der Willkür und der wahnsinnigen Liebe des Landesfürsten Hettore Gonzaga erwehren muss und am Ende - zur Wahrung ihrer Ehre - von ihrem eigenen Vater, der sie aufrichtig liebt, ermordet wird.
Bereits in der Vorgeschichte zeigt sich, dass Odoardo, der Vater von Emilia, nicht sonderlich begeistert von dem Prinzen ist. Als Glaudia ihm von den Gefühlen, welcher der Prinz zu seiner Tochter hegt, berichtet, kann dieser es kaum glauben und verliert die Fassung. Im späteren Verlauf deckt die ehemalige Geliebte Hettore Gonzagas auf, dass die Entführung und der Tod Appianis die Intrige des Prinzen war. Zugleich berichtet sie Odoardo, als dieser ebenfalls am Lustschloss ankommt, von der Schuld des Prinzen und reicht ihm einen Dolch.
In der zu analyiserenden Szene wird Emilia Galotti auf Wunsch ihres Vaters in den Raum geführt, in welchem dieser auf sie wartet. Daraufhin führen diese ein Gespräch miteinander, welches ein unerwartetes Ende nimmt.
Emilia initiiert das Gespräch, indem sie einige Fragen stellt: ,,Wie? Sie hier, mein Vater? - Und nur Sie? - Und meine Mutter? nicht hier? - Und der Graf? nicht hier? - Und Sie so unruhig, mein Vater?" (Z. 21-23) Das zeigt deutlich, dass sie sehr verwirrt und verwundert ist, nur ihren Vater anzutreffen. Dieser teilt ihr dann im weiteren Verlauf mit, dass der Graf Appiani tot ist. Emilia reagiert daraufhin sehr bestürzt, aber es ist nichts Neues für sie: ,,Ha, so ist es wahr, mein Vater? so ist sie wahr, die ganze schrecklihce Geschichte, die ich in dem nassen und wilden Auge meiner Mutter las?" (Z. 2-4)...
Beispiel 3
(...) Bereits in der Vorgeschichte (V,5) diskutieren Odoardo und der Prinz über den ,,Verwahrungsort" und den ,,Schutz" von Emilia. Während Hettore Gonzaga das hübsche Mädchen ins Schloss seines Kanzlers bringen und dort auf sie aufpassen möchte, bevorzugt es der Vater, sie selbst zusammen mit der Mutter in Guastalla zu beaufsichtigen. Mit der Hilfe von Marinelli kann der Prinz Odoardo jedoch überzeugen, dass es besser wäre, die Eltern aufgrund des Verhörs zum Raubüberfall von der Tochter zu trennen.
In der zu analysierenden Szene, welche im Lustschloss des Prinzen in Dosalo spielt, gesteht Emilia ihrem Vater Odoardo ihre Sorge, am Hof des Prinzen zu bleiben und ihm zu ,,verfallen". Daher will sie sich selbst umbringen, doch Odoardo erkennt die Ausweglosigkeit der Situation Emilias und ersticht sie.
Odoardo möchte vor Emilias Abreise noch einmal mit seinem Kind sprechen und lässt sie vom Prinzen holen. Emilia erscheint und initiiert das folgende Gespräch mit vielen Fragen und Ellipsen: ,,Wie? Sie hier, mein Vater? - Und nur sie? - und meine Mutter? nicht hier? - und der Graf? nicht hier? - und sie so unruhig, mein Vater?" (S. 68, Z. 21 ff.) Bereits diese Begrüßung lässt erkennen, dass Emilia nicht weiß, was genau mit dem Grafen passiert ist und warum ihr Vater mit ihr sprechen möchte. Daraufhin versucht er ihr schonend beizubringen, dass der Graf Appiani beim Überfall getötet wurde: ,,(...) Aber lass doch hören: was nennst du alles verloren? - dass der Graf tot ist?" (S. 68, Z.33 - S. 69, Z.2) Als Emilia diese nachricht hört, ist sie sehr traurig, obwohl sie es schon vorher erahnt hat: ,,Und warum er tot ist! Warum! - Ha, so ist es wahr, mein Vater? so ist sie wahr, die ganze schreckliche Geschichte, die ich in dem nassen und wilden Auge meiner Mutter las? (...)" (S. 69, Z. 3 ff.) Sie fordert ihren Vater auf, mit ihr das Schloss des Prinzen zu verlassen, doch Odoardo widerspricht ihr, da Hettore Gonzaga Emilia nicht gehen lassen wird: ,,Fliehen? - Was hätt es dann für Not? - Du bist, du bleibst in den Händen deines Räubers. (...) Und allein, ohne deine Mutter, ohne mich." (S. 69, Z. 11 ff.) Das hübsche Mädchen ist aufgrund dessen außer sich, da sie sich nicht vorstellen kann, beim Prinzen zu bleiben: ,,Ich allein in seinen Händen? - Nimmermehr, mein Vater. - Oder sie sind nicht mein Vater. - Ich allein in seinen Händen? - Gut, lassen Sie mich nur, lassen Sie mich nur. - Ich will doch sehn, wer mich hält, - wer mich zwingt, - wer der Mensch ist, der einen Menschen zwingen kann. (...) Reißt mich? bringt mich? - will mich reißen, will mich bringen: will! will! - Als ob wir, wir keinen Willen hätten, mein Vater!" (S. 69, Z. 15 ff.) Im Anschluss daran schildert Odoardo seiner Tochter, dass er den Prinz beinahe mit dem Dolch der Gräfin Orsina erstochen habe, da er so wütend gewesen sei (vgl. S. 69, Z. 36 ff.) doch emilia ist deshalb erschüttert, denn sie möchte nicht, dass jemand wegen ihr umkommt. Sie verlangt zudem den Dolch von ihrem Vater, da sie der Situation mit dem tod ihres Verlobten und mit dem Verlangen des Prinzen nicht mehr standhält: ,,Um des Himmels Willen nicht, mein Vater! - Dieses Leben ist alles, was die Lasterhaften haben. - Mir, mein Vater, mir geben sie diesen Dolch." (S. 69, Z. 39 ff.) Außerdem fürchtet sie, dass sie dem Prinzen beim Aufenthalt in seinem Schloss nicht widerstehen könne. Er wird versuchen Emilia zu verführen und sie zu seiner Geliebten zu machen, aber das möchte sie nicht zulassen: ,,Und nur eine Unschuld! (...) Aber nicht über alle Verführung. - Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt. - Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut. (...) Geben sie mir, mein Vater, geben sie mir diesen Dolch! - " (S. 70, Z. 3 ff.) Odoardo reicht ihr schließlich den Dolch, doch als sich Emilia damit umbringen will, reißt er ihn wieder aus der Hand (vgl. S. 70, Z. 21 ff.). Daraufhin bittet Emilia ihren Vater, die Tat für sie zu übernehmen: ,,Oh mein Vater, wenn ich sie erriete! - Doch nein, das wollen sie auch nicht. Warum zauderten sie sonst? - Ehedem wohl gab es einen Vater, der, seine Tochter von der Schande zu retten, ihr den ersten, den besten Stahl in das Herz senkte - ihr zum zweiten das Leben gab. Aber alle solche Taten sind von ehedem! Solcher Väter gibt es keine mehr!" (S. 70, Z. 32 ff.) Odoardo widerspricht ihr (,,Doch, meine Tochter, doch! - Gott, was hab ich getan!", S. 70, Z. 39f.) und durchsticht sie mit dem Dolch. Emilia fällt zu Boden und dankt ihrem Vater für die Tat: ,,Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert. - Lassen sie mich sie küssen, diese väterliche Hand." (S. 70, Z. 42 f.) Mit diesen Worten Emilias endet der Dialog.
Die Gesprächsanteile sind ausgewogen, da sich beide auf gleicher Augenhöhe begegnen, wobei Emilia im Verlauf des Dialogs die Oberhand gewinnt. Beide haben eine enge Bindung zueinander, da Emilia ihrem Vater von ihren Sorgen und Ängsten erzählt. Dieses starke Verhältnis zeigt sich zudem, als Odoardo seine Tochter umbringt, um sie vor dem Prinzen zu schützen und zu bewahren.
Odoardo lebt mit seiner Frau Claudia und seiner Tochter Emilia in bescheidenen Verhältnissen, da er dem Bürgertum angehört. Er liebt sein Kind über alles und deshalb fällt es ihm schwer, ihr mitzuteilen, dass der Graf Appiani gestorben ist. Außerdem zeigt sich diese väterliche Liebe, als Odoardo den Prinzen für den Schutz seiner Tochter umbringen will und als er ihr aus Angst den Dolch wegnimmt, damit ihr nichts zustößt. Der Vater nimmt Emilia zudem die Verantwortung für ihren Tod ab und die Schuld auf sich. Zu Emilia hat er deshalb eine enge Bindung und liebt sie sehr. Den Prinzen kann er hingegen nicht leiden, da er den grafen Appiani töten ließ und aufgrund dessen die Hochzeit abgesagt wurde.
Emilia, Odoardos Tochter, ist ebenfalls einen Bürgerliche ohne hohe soziale Stellung. Sie ist sehr traurig und niedergeschlagen, als sie vom Tod ihres Verlobten erfährt. Das Mödchen ist zudem entsetzt, da der Prinz sie bei sich behalten und von ihren Eltern, Odoardo und Claudia, trennen will. Deshalb fasst sie den Entschluss, sich mit dem Dolch ihres Vaters umzubringen. Dieser kann das nicht zulassen und so wird emilia von Odoardo getötet, wofür sie ihm sehr dankbar ist. Daran kann man erkennen, dass sie eine enge Verbindung zu ihrem Vater hat. Die Liebe des Prinzen erwidert Emilia nicht, da sie in den Grafen Appiani verliebt ist.
Dieser muss nun auf seine ,,große Liebe" verzichten, wie er im weiteren Verlauf der Handlung bemerkt. Als er sieht, dass Odoardo seine Tochter ermordet hat, ist er völlig außer sich. Mit der Intrige hat Hettore Gonzaga nicht nur die Familie Galotti ins Unglück gestürzt, auch er selbst muss mit dem Tod Emilia leben.