Fünftes Erasmus+-Treffen in Deutschland (April 2016): Unterschied zwischen den Versionen
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Das Treffen in Haßfurt wurde offiziell am Sonntagabend mit einem Empfang und einem Abendessen eröffnet, bei dem alle ausländischen Lehrerinnen und Lehrer, alle in dieser Projektwoche beteiligten Kolleginnen und Kollegen vom RMG, Herr Bauer und Frau Eirich von der Schulleitung des RMG sowie die deutschen Gastgeber zusammenkamen und sich gegenseitig kennenlernen konnten. | Das Treffen in Haßfurt wurde offiziell am Sonntagabend mit einem Empfang und einem Abendessen eröffnet, bei dem alle ausländischen Lehrerinnen und Lehrer, alle in dieser Projektwoche beteiligten Kolleginnen und Kollegen vom RMG, Herr Bauer und Frau Eirich von der Schulleitung des RMG sowie die deutschen Gastgeber zusammenkamen und sich gegenseitig kennenlernen konnten. | ||
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Am Montag startete dann das eigentliche Programm der Projektwoche. Nach der Begrüßung und Vorstellung des RMG durch den Schulleiter Max Bauer folgte eine Führung der ausländischen Gäste durch unsere Schule, von der die ausländischen Schüler und Lehrer aus Rumänien, Portugal und Polen sehr beeindruckt waren. Natürlich mussten wir den ausländischen Kolleginnen und Kollegen erklären, dass unsere renovierte Schule mit all ihren technischen Neuerungen mit ihrem ausgedehnten Sportcampus und den verschiedenen Sporthallen auch für deutsche Verhältnisse eine Ausnahme bildet. Die Schulleitung lud im Anschluss zu einem gemeinsamen Willkommensfrühstück nach fränkisch-bayerischer Art ein. | Am Montag startete dann das eigentliche Programm der Projektwoche. Nach der Begrüßung und Vorstellung des RMG durch den Schulleiter Max Bauer folgte eine Führung der ausländischen Gäste durch unsere Schule, von der die ausländischen Schüler und Lehrer aus Rumänien, Portugal und Polen sehr beeindruckt waren. Natürlich mussten wir den ausländischen Kolleginnen und Kollegen erklären, dass unsere renovierte Schule mit all ihren technischen Neuerungen mit ihrem ausgedehnten Sportcampus und den verschiedenen Sporthallen auch für deutsche Verhältnisse eine Ausnahme bildet. Die Schulleitung lud im Anschluss zu einem gemeinsamen Willkommensfrühstück nach fränkisch-bayerischer Art ein. | ||
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Einen ersten Eindruck vom eigentlichen Thema der Projektwoche bekamen die ausländischen Delegationen beim Stadtrundgang in Haßfurt vermittelt, bei dem Stadtführer Wolfgang Jäger besonders auf die Familiengeschichte von ehemaligen jüdischen Mitbürgern Haßfurts einging, das Gebäude der ehemaligen Synagoge zeigte und den Gästen auch das eindrucksvolle Holocaust-Denkmal in der Promenade vor Augen führte. | Einen ersten Eindruck vom eigentlichen Thema der Projektwoche bekamen die ausländischen Delegationen beim Stadtrundgang in Haßfurt vermittelt, bei dem Stadtführer Wolfgang Jäger besonders auf die Familiengeschichte von ehemaligen jüdischen Mitbürgern Haßfurts einging, das Gebäude der ehemaligen Synagoge zeigte und den Gästen auch das eindrucksvolle Holocaust-Denkmal in der Promenade vor Augen führte. | ||
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Am Nachmittag nahmen dann alle am Projekt beteiligten Schüler an den verschiedenen Workshops teil, in denen die einzelnen Präsentationen und Aufführungen für die Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend vorbereitet wurden. | Am Nachmittag nahmen dann alle am Projekt beteiligten Schüler an den verschiedenen Workshops teil, in denen die einzelnen Präsentationen und Aufführungen für die Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend vorbereitet wurden. | ||
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Am Dienstag stand die Exkursion nach Würzburg auf dem Programm. Zunächst besuchten die Delegationen das neue jüdische Museum "Shalom Europa", das generell über die Geschichte des Judentums und jüdische Bräuche und Sitten im Allgemeinen informiert. Im Speziellen werden dort auch Exponate von mehr als 1500 alten jüdischen Grabsteinen aus der Würzburger "Pleich" gezeigt, die dort erst in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts beim Abriss eines Gebäudes entdeckt wurden. All diese Grabsteine stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und sind relativ unversehrt erhalten, da sie in die Mauern dieses Gebäudes eingebaut waren. Beim Besuch des neben dem Museum gelegenen Johanna-Stahl-Zentrums erhielten die ausländischen Delegationen bei der Führung durch die Wanderausstellung "Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert" eine sehr guten Einblick in das reiche und vielfältige Leben dieser jüdischen Landgemeinden, die es in dieser Form ganz speziell nur in Franken gab. | Am Dienstag stand die Exkursion nach Würzburg auf dem Programm. Zunächst besuchten die Delegationen das neue jüdische Museum "Shalom Europa", das generell über die Geschichte des Judentums und jüdische Bräuche und Sitten im Allgemeinen informiert. Im Speziellen werden dort auch Exponate von mehr als 1500 alten jüdischen Grabsteinen aus der Würzburger "Pleich" gezeigt, die dort erst in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts beim Abriss eines Gebäudes entdeckt wurden. All diese Grabsteine stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und sind relativ unversehrt erhalten, da sie in die Mauern dieses Gebäudes eingebaut waren. Beim Besuch des neben dem Museum gelegenen Johanna-Stahl-Zentrums erhielten die ausländischen Delegationen bei der Führung durch die Wanderausstellung "Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert" eine sehr guten Einblick in das reiche und vielfältige Leben dieser jüdischen Landgemeinden, die es in dieser Form ganz speziell nur in Franken gab. | ||
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Ein ganz besonderer Höhepunkt im Rahmen dieser Projektwoche bildete die anschließende Begegnung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. Jugendleiter Alexander Scherf berichtet über die Geschichte und Entwicklung der jüdischen Gemeinde von Würzburg seit dem 2 Weltkrieg, die vor allem aufgrund der so genannten "Kontingentflüchtlinge", als in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland aufgenommen wurden, auf nunmehr ca. 1000 Mitglieder angewachsenen ist. Selbstverständlich ging Alexander Scherf auch auf die heutige Situation der jüdischen Gemeinde und ihre Probleme ein. | Ein ganz besonderer Höhepunkt im Rahmen dieser Projektwoche bildete die anschließende Begegnung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. Jugendleiter Alexander Scherf berichtet über die Geschichte und Entwicklung der jüdischen Gemeinde von Würzburg seit dem 2 Weltkrieg, die vor allem aufgrund der so genannten "Kontingentflüchtlinge", als in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland aufgenommen wurden, auf nunmehr ca. 1000 Mitglieder angewachsenen ist. Selbstverständlich ging Alexander Scherf auch auf die heutige Situation der jüdischen Gemeinde und ihre Probleme ein. | ||
Bei einem Besuch in Würzburg darf natürlich nicht der Besuch der Residenz, der weltberühmten UNESCO-Weltkulturerbestätte fehlen, von der die ausländischen Gäste sehr beeindruckt waren. Und zu guter Letzt ging es danach noch zur Universität Würzburg, wo in einer Präsentation über das Studium in Deutschland im Allgemeinen und in Würzburg im Speziellen informiert wurde. Diese Präsentation wurde von den ausländischen Delegationen sehr gut angenommen und hat sicherlich den einen oder anderen Schüler veranlasst, über die Aufnahme eines Studiengangs in Deutschland oder generell über ein ERASMUS-Semester im Ausland nachzudenken. Am Abend hatten die ausländischen Schüler dann die Gelegenheit, mit Studenten von der Uni Würzburg auszugehen, und somit auch das Leben eines Studenten außerhalb der Universität kennenzulernen. | Bei einem Besuch in Würzburg darf natürlich nicht der Besuch der Residenz, der weltberühmten UNESCO-Weltkulturerbestätte fehlen, von der die ausländischen Gäste sehr beeindruckt waren. Und zu guter Letzt ging es danach noch zur Universität Würzburg, wo in einer Präsentation über das Studium in Deutschland im Allgemeinen und in Würzburg im Speziellen informiert wurde. Diese Präsentation wurde von den ausländischen Delegationen sehr gut angenommen und hat sicherlich den einen oder anderen Schüler veranlasst, über die Aufnahme eines Studiengangs in Deutschland oder generell über ein ERASMUS-Semester im Ausland nachzudenken. Am Abend hatten die ausländischen Schüler dann die Gelegenheit, mit Studenten von der Uni Würzburg auszugehen, und somit auch das Leben eines Studenten außerhalb der Universität kennenzulernen. | ||
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+ | ;Mittwoch | ||
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Am Mittwoch fand in der Schule zunächst ein Rhetorik-Workshop für alle Schüler statt. Anschließend ging es zum Empfang beim Bürgermeister der Stadt Haßfurt, der die ausländischen Delegationen herzlich begrüßte und diesen für ihr Engagement bei diesem Erasmus-Projekt seine höchste Anerkennung aussprach. Am Mittwochnachmittag standen dann wieder wie am Montagnachmittag die diversen Workshops für die Schüler zur Vorbereitung der Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend auf dem Programm. Anschließend besuchten die ausländischen Delegationen noch das Stadtwerk in Haßfurt. In einem sehr Interessenten Vortrag erläuterte der Leiter des Stadtwerks Norbert Zösch das innovative Konzept des Stadtwerks zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland und speziell hier in Haßfurt, das bei den Zuhörern einen außerordentlich nachhaltigen Eindruck hinterließ. | Am Mittwoch fand in der Schule zunächst ein Rhetorik-Workshop für alle Schüler statt. Anschließend ging es zum Empfang beim Bürgermeister der Stadt Haßfurt, der die ausländischen Delegationen herzlich begrüßte und diesen für ihr Engagement bei diesem Erasmus-Projekt seine höchste Anerkennung aussprach. Am Mittwochnachmittag standen dann wieder wie am Montagnachmittag die diversen Workshops für die Schüler zur Vorbereitung der Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend auf dem Programm. Anschließend besuchten die ausländischen Delegationen noch das Stadtwerk in Haßfurt. In einem sehr Interessenten Vortrag erläuterte der Leiter des Stadtwerks Norbert Zösch das innovative Konzept des Stadtwerks zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland und speziell hier in Haßfurt, das bei den Zuhörern einen außerordentlich nachhaltigen Eindruck hinterließ. | ||
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+ | ;Donnerstag | ||
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Am Donnerstagvormittag wandelten die ausländischen Gäste auf den Spuren jüdischen Lebens im Landkreis Haßberge. Selbstverständlich wurde die ehemalige Synagoge in Memmelsdorf und die dortige kleine Ausstellung besucht. Besonders beeindruckt waren die ausländischen Gäste, als sie erfuhren, dass dort erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts spektakuläre Genisot-Funde auf dem Dachboden der ehemaligen Synagoge gemacht wurden. | Am Donnerstagvormittag wandelten die ausländischen Gäste auf den Spuren jüdischen Lebens im Landkreis Haßberge. Selbstverständlich wurde die ehemalige Synagoge in Memmelsdorf und die dortige kleine Ausstellung besucht. Besonders beeindruckt waren die ausländischen Gäste, als sie erfuhren, dass dort erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts spektakuläre Genisot-Funde auf dem Dachboden der ehemaligen Synagoge gemacht wurden. | ||
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Ein Highlight bildete der anschließende Besuch des neu errichteten "Jüdischen Museums" und des jüdischen Friedhofes in Kleinsteinach. In diesem Museum wurde den Besuchern beispielhaft anhand der Geschichte einzelner jüdischen Familien vor Augen geführt, wie das Zusammenleben von Juden und Christen - bis auf wenige Ausnahmen - in den fränkischen Dörfern über Jahrhunderte hinweg eigentlich recht friedlich verlief. Selbstverständlich hinterließ auch die Reichspogromnacht ihre Spuren in dem kleinen Ort Kleinsteinach. Besonders sehenswert in diesem jüdischen Museum ist aber, dass dort Interviews mit Zeitzeugen zu finden sind, die die Ereignisse und ihre Eindrücke während der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 in Kleinsteinach schildern. In einem weiteren Raum des Museums wird auch im Einzelnen auf jüdische Friedhöfe und auf jüdische Begräbnisse mit ihren eigenen Riten eingegangen. Beim Besuch des außerhalb des Dorfes gelegenen jüdischen Friedhofs konnten die ausländischen Gäste dann mit eigenen Augen die verschiedenen Symbole auf den einzelnen Grabsteinen identifizieren und betrachten. Der jüdische Friedhof von Kleinsteinach existiert seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert und im Jahre 1942 fand dort das letzte Begräbnis statt. Heute sind dort noch insgesamt 1107 Grabsteine zu finden, wobei der älteste noch lesbare Grabstein auf das Jahr 1603 datiert wird. | Ein Highlight bildete der anschließende Besuch des neu errichteten "Jüdischen Museums" und des jüdischen Friedhofes in Kleinsteinach. In diesem Museum wurde den Besuchern beispielhaft anhand der Geschichte einzelner jüdischen Familien vor Augen geführt, wie das Zusammenleben von Juden und Christen - bis auf wenige Ausnahmen - in den fränkischen Dörfern über Jahrhunderte hinweg eigentlich recht friedlich verlief. Selbstverständlich hinterließ auch die Reichspogromnacht ihre Spuren in dem kleinen Ort Kleinsteinach. Besonders sehenswert in diesem jüdischen Museum ist aber, dass dort Interviews mit Zeitzeugen zu finden sind, die die Ereignisse und ihre Eindrücke während der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 in Kleinsteinach schildern. In einem weiteren Raum des Museums wird auch im Einzelnen auf jüdische Friedhöfe und auf jüdische Begräbnisse mit ihren eigenen Riten eingegangen. Beim Besuch des außerhalb des Dorfes gelegenen jüdischen Friedhofs konnten die ausländischen Gäste dann mit eigenen Augen die verschiedenen Symbole auf den einzelnen Grabsteinen identifizieren und betrachten. Der jüdische Friedhof von Kleinsteinach existiert seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert und im Jahre 1942 fand dort das letzte Begräbnis statt. Heute sind dort noch insgesamt 1107 Grabsteine zu finden, wobei der älteste noch lesbare Grabstein auf das Jahr 1603 datiert wird. | ||
Version vom 8. Juli 2016, 22:48 Uhr