Beispiel: Dramenerschließung

Aus RMG-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Wichtige Hinweise zur Klausur

Zentrale Bewertungskriterien sind:

  • Die Klausur muss einen durchgehenden roten Faden aufweisen - auch wenn es verschiedene Teilaufgaben gibt.
  • Jede Teilaufgabe sollte ein eigenes Fazit mit eigenem Gliederungspunkt bekommen.
  • Wichtig ist, dass der Schritt von der Erschließung zur Interpretation gegangen wird (siehe Beispiel unten). Wir müssen uns also von der Textoberfläche (einer bloßen Reproduktion) entfernen und eine Deutung wagen.
  • Es ist unerlässlich, dass auch dramaturgische und stilistische Gestaltungsmittel mit erschlossen und interpretiert werden. Im Idealfall zeigt sich das auch schon in der Gliederung.

Beispiel für unsere Übungs-Textstelle (Erschließung und Interpretation > Gliederung) und Beispiel für den Schritt von der Gliederung zum Text (Kapitel 2.4./2.5.)

Gliederung Erschließungsschritt (muss vor der Interpretation gemacht werden) Endfassung in der Gliederung (unter Einbezug mgl. Deutung)
2.1. Monolog/Astronomische Betrachtung Galileis (Z. 1-21) Vorbereitung der Galileischen Argumentation (Z. 1-21)
2.1.1. Gesprächsführung: Monolog Galileis (Z. 1-21) Monolog zur Auflistung der Mängel des Ptolemäischen Systems
2.1.2. Dramaturgie: Zeichnung der epizyklischen Bahn (Z. 10-11) Veranschaulichung der Mängel durch Tafelzeichnung
2.2. Verbale Auseinandersetzung über die Vorgehensweise (Z. 22-44) Kommunikationsstörung zwischen Galilei und den Gelehrten (Z. 22-44)
2.2.1. Inhalt: Ausweichen des Philosophen und des Mathematikers Forderung der Gelehrten nach einem Disput
2.2.2. Sprache: Präzisierung des Mathematikers bzgl. eines "formalen" Disputs in einer Repetitio Betonung: "formaler" Disput (Z. 29)
2.2.3. Argumentationsmuster: Erörterung der Notwendigkeit beim Philosophen, Beweis durch Anschauung bei Galilei Grundlegende Differenzen bei Wahl des Beweisverfahrens
2.3. Auseinandersetzung über die zu wählende Sprache Seltsam anmutendes Argumentationsmuster der Gelehrten (Z. 45-65)
2.3.1. Stilistische Gestaltung: Z. 47 (Ironie) Desinteresse der Gelehrten, verstanden zu werden
2.3.2. Sprache: Blumige Umschreibung des aristotelischen Theoriegebäudes (Adjektive) und Argumentation: Ablehnung eines Angriffs auf Theorie Ablehnung eines Angriffs auf aristotelische Theorie wegen ihrer Schönheit und Harmonie
2.4. Erneute Auseinandersetzung zwischen Galilei und Gelehrten über Beweisverfahren Beharren der Gelehrten auf der Darlegung von Gründen (Z. 66-78)
2.4.1. Argumentation: (s.o.; Aufgreifen der Positionen) Beweis durch Anschauung vs. Beweis durch Begründung
2.4.2. Sprache: Ausruf mit Wiederholung (Z. 79) Betonung der Forderung nach "Gründen" durch den Philosophen
2.5. (Fazit) Lächerliche Blindheit der Gelehrten vor der empirischen Einsicht
}
Gliederungspunkt Ausformulierung (Vorschlag) Erläuterung
2.4. Beharren der Gelehrten auf der Darlegung von Gründen (Z. 66-78) Am Ende der Szene setzen sich die Wissenschaftler erneut mit dem Beweisverfahren auseinander. Dabei ist in der Sache wenig Bewegung zu erkennen: Während Galilei erneut versucht, den Mathematiker und den Philosophen vom Blick durchs Fernrohr zu überzeugen (Z. 66-68), beharren diese auf ihrer Forderung, Galilei solle Gründe anführen (s.o.). Knappe inhaltliche Zusammenfassung Vorsicht, dass nicht jeder Sinnabschnitt mit der gleichen Floskel begonnen wird! Ansonsten ist es sinnvoll, knapp eine inhaltliche Zusammenfassung zu bringen, für welche die Unterpunkte dann die Argumentation darstellen - also eine Begründung.
2.4.1. Beweis durch Anschauung vs. Beweis durch Begründung Damit stehen sich also die bereits bekannten Positionen gegenüber. Es geht um die Frage, ob man einen Beweis durch Begründung oder durch Anschauung erbringen könne. Die Verbohrtheit, mit der die beiden Gelehrten Galileis Angebot ablehnen, wirkt dabei geradezu lächerlich. Wenn ihre Theorie stimmt, so müsste sie ja auch der durchs Auge wahrzunehmenden Realität standhalten. Formale Beobachtung zur Argumentationsstruktur - dabei kann man den Schritt hin zur Interpretation gehen, indem man die Plausbilität der Positionen mit beachtet.
2.4.2. Betonung der Forderung nach "Gründen" durch den Philosophen Besonders betont wird diese Position schließlich noch durch einen Ausruf des Philosophen in Z. 78, in dem er zweimal das Wort "Gründe" wiederholt. Formale Beobachtung zur sprachlichen Gestaltung an einer zentralen Stelle des Textes
2.5. Lächerliche Blindheit der Gelehrten vor der empirischen Einsicht

Galilei und die Gelehrten können sich also grundsätzlich nicht auf das Beweisverfahren einigen. Dabei wirkt das Verhalten der Gelehrten schon fast lächerlich: Sie wollen nicht in der Volkssprache kommunizieren, also nicht verstanden werden, und weigern sich standhaft, einen offensichtlich sichtbaren Beweis anzuerkennen. Wenn der Philosoph am Ende des Ausschnitts ausrufend nach "Gründen" verlangt, so wirkt das reichlich skurril - im Umkehrschluss würde seine Argumentation ja lauten: Etwas existiert nur, wenn es Gründe dafür gibt. || Das Fazit sollte letztendlich die Interpretationsthese ergeben...