2d1 Korrekturschlüssel

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Korrekturbemerkungen zum Übungsaufsatz - Aufschlüsselung nach Codezahlen

2d1 (Rdl) - Korrekturschlüssel zum Übungsaufsatz (Zuordnung nach den Codeziffern)


Hinweis: Die Schlüssel sind auf dem Übungsaufsatz jeweils durch die umkreisten Codeziffern gekennzeichnet.


1 Gliederung als Pflichtbestandteil!

Für alle komplexeren Aufsatzformen seit der 9. Klasse ist eine Gliederung unerlässlich. Die Gliederung ist Bestandteil des Aufsatzes, auch wenn sie nicht explizit in der Aufgabenstellung verlangt wird!

2 Keine nichtssagenden Gliederungen!

Die Gliederung soll eine Orientierungshilfe für den Verfasser (während der Anfertigung der Arbeit), aber auch für den Korrektor sein. Deswegen haben Gliederungen, die lediglich mit „Einleitung“, „Hauptteil“ oder „Schluss“ betitelt sind, keinen Sinn. Gliederungspunkte müssen inhaltlich formuliert werden (Bsp.: „Goethe als Dichter des Sturm und Drang“ für die Einleitung).

3 Keine kurzen Standardgliederungen!

Im Hinblick auf den Abituraufsatz verbieten sich Gliederungen, die lediglich „Einleitung“, „Hauptteil“ oder „Schluss“ und im Hauptteil drei bis vier Unterpunkte beinhalten. Nötig sind detaillierter untergliederte Einteilungen, vor allem im Hauptteil. Dabei kann ohne Weiteres das aufgegriffen werden, was die Aufgabenstellung in ihrer Formulierung schon nahelegt.

4 Inhalt und Aufbau!

Die Aufgabenstellungen in der Oberstufe integrieren jeweils die Aspekte „Inhalt“ und „Aufbau“. Das bedeutet, dass der Aufbau stets auch ein Thema der Erschließung sein muss (so im vorliegenden Fall z.B. die Gliederung des Gedichts durch das Quartett in der Mitte und deren Konsequenzen für die Deutung).

5 Keine reine Inhaltszusammenfassung!

Eine Gedichterschließung bedeutet mehr als eine Zusammenfassung des Inhalts! Es geht darum, wie der Autor der Erschließung diesen Inhalt interpretiert und versteht! (vgl. Schlüssel-Nr. 6)

6 Deutungen belegen und erklären!

Sinn eines Erschließungsaufsatzes ist es nicht, dem Korrektor das Abhaken einer „richtigen“ Deutung zu ermöglichen, sondern den Leser von der eigenen Sichtweise zu überzeugen. Das bedeutet, dass alle Deutungen anhand des Gedichts erklärt und belegt sein müssen. Bsp.: Es sollte nicht allein thematisiert werden, dass die Natur in der ersten Strophe in HvH’s „Reiselied“ bedrohlich erscheint, sondern auch erklärt werden, warum sie so erscheint.


7 Stilmittel funktional einsetzen!

Eine Stilmittelanalyse ohne Bezug zur Deutung ist eine Art literaturwissenschaftlicher Selbstbefriedigung. Sie dient aber nicht dem Ziel des Aufsatzes (vgl. Schlüssel-Nr. 6). Stilmittel sollen vor allem dort herangezogen werden, wenn sie der Deutung dienen. Die durch die „reifende Frucht“ codierte Morgensonne in Goethes „Auf dem See“ hat eine wichtige Funktion für die Deutung seines Werks; Alliterationen haben das eher selten.

8 Motivvergleich ist wichtig!

Die zweite Aufgabe des Übungsaufsatzes (ebenso der Klausur bzw. der Abiturklausur) kann nicht kurz „abgefrühstückt“ werden, sondern erfordert eine umfassende, solide Darstellung, die mehrere Vergleichskriterien und ein Ergebnis beinhaltet.

9 Motivvergleich an Kriterien orientieren!

Ein Motivvergleich sollte immer an festen Kriterien orientiert werden (vgl. Vorlesung von Herrn Enz im Juli). Der Leser profitiert davon, wenn diese Kriterien auch im Text deutlich werden. Hilfreich ist es, wenn auch die Gliederung diese Kriterien widerspiegelt. In der Klausur ist das Bestandteil des Erwartungshorizontes.

10 Mehr Deutung wagen!

Oft macht man zwar ein bisschen mehr als eine reine Inhaltszusammenfassung (vgl. Schlüssel-Nr. 5), bleibt dann aber doch im Ansatz einer Deutung stecken. Hier gilt: „Mehr Deutung wagen!“ Hilfsmittel können die literaturtheoretischen Ansätze sein, die wir in der ersten Woche des Schuljahres anhand des Deutschbuchs kurz kennengelernt haben.

11 Geschickte Überleitungen formulieren!

Bei Erschließungsaufsätzen haben wir in der Regel mehrere Teilaufgaben. Dennoch soll sich der Aufsatz wie „aus einem Guss“ lesen. Voraussetzung dafür ist eine sinnvolle Gliederung, die es ermöglicht, die verschiedenen von der Aufgabenstellung geforderten Aspekte zu integrieren, sowie geschickte und einfallsreiche Überleitungen zwischen den Teilaufgaben.

12 Sinn und Grammatik synchronisieren!

Häufig hat der Leser eine Ahnung, was der Schreiber ausdrücken will, ist sich darüber aber nicht im Klaren: Dann stimmen Aussageabsicht (Sinn) und Grammatik nicht überein. Es ist dringend notwenig, bei der Planung jedes Satzes und direkt nach seiner Niederschrift diese Übereinstimmung zu kontrollieren.

13 Sprachlich-stilistische Aspekte integrieren!

Alle Analyse- und Erschließungsaufgaben beinhalten sprachliche und stilistische Aspekte. Diese können nicht weggelassen werden und sollten sinnvoll in den Text integriert werden (vgl. Schlüssel-Nr. 6 und 7).



14 Schluss ansprechend gestalten!

Der Schluss sollte sich inhaltlich in den Text einfügen (keine auswendig gelernten Schlussabschnitte) und über Allgemeinheiten (vgl. Schlüssel-Nr. 17) deutlich hinausgehen.

15 Zentrale Deutung herausarbeiten!

Am Ende der Arbeit sollte deutlich sein, welche zentrale Deutung der Autor (SchülerIn) dem analysierten Text zuerkennt. Sinnvoll ist es, wenn diese Deutung Ausgangs- oder Endpunkt des roten Fadens des Textes ist. Idealerweise richten sich alle Einzelbeobachtungen (Aufbau, Inhalt, Sprache, Stil) mehr oder weniger direkt diese zentrale Deutung hin aus.

16 Gedanken klar ordnen!

Voraussetzung für einen verständlichen Aufsatz ist die klare Ordnung der Gedanken. Oft fallen einem mehrere Aspekte auf einmal ein, die man unbedingt im Text unterbringen will. Das ist leider manchmal kontraproduktiv, weil schließlich alles durcheinander auf dem Papier steht. Vor dem Schreiben eines Absatzes sollte daher seine genaue gedankliche Planung stehen.

17 Keine Pauschalwirkungen!

Die Funktionszuschreibung bei Stilmittel (vgl. Schlüssel-Nr. 9) kann sich nicht in Allgemeinheiten und Pauschalwirkungen erschöpfen, die bei fast jedem Stilmittel anzusetzen sind. Verboten sind also Floskeln wie: „der Autor will zum Nachdenken anregen“, „das zieht die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich“, … .

18 Zitate in den Satzbau einpassen!

Man erinnere sich bitte an die Hinweise und Übungen zu den bisher verfassten Schulaufgaben.

19 Keine langen Zitatappositionen!

Häufig werden Zitate zwar in den Satzbau eingepasst (vgl. Schlüssel-Nr. 18), indem sie als Apposition aufgeführt werden. Ab einer gewissen Länge liest sich das nicht mehr gut. (Bsp.: „Mit der rhetorischen Frage „Wer, wenn nicht ich, der das alles schon seit Jahren in- und auswendig gelernt hat, und dabei viel Zeit investiert hat, wer sollte es denn dann beherrschen?“ leitet der Autor einen neuen Sinnabschnitt ein.“)

20 Die Vorteile des „Sprechers“!

Im Gedicht wird gerne vom „lyrischen Ich“ gesprochen, und zwar auch dann, wenn kein „Ich“ im Gedicht vorkommt. Wenn man auf „Sprecher“ ausweicht, entkommt man diesem Dilemma.

21 Auf Ergebnisse Bezug nehmen!

Im Sinne eines „roten Fadens“ macht es dem Leser Freude, wenn einmal gemachte Ergebnisse wieder aufgegriffen werden. Das ist beim vorliegenden Gedicht sinnvoll, wenn man in einem formalen Überblick feststellt, dass die zweite Strophe heraussticht. Später kann man dann die Gründe erörtern, warum diese heraussticht!

22 Keine Qualitätsurteile!

Ziel dieser Aufsatzform ist eine Interpretation (Erschließung), keine Kritik des Künstlers. Das kann allenfalls in dosierter Form im Schluss vorgenommen werden – allerdings nur bei guter und stichhaltiger Argumentation!


Rdl 20.10.2010