Zweites Erasmus+-Treffen in Polen (April 2015)

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Version vom 23. Februar 2017, 12:57 Uhr von Alexandra Weber (Diskussion | Beiträge)

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Das zweite Treffen in Polen - Warschau, Krakau, Auschwitz, Opatow

The second meeting in Poland 18.4. - 25.4.2015


Gruppenfoto


1. Tag Anreise


Abflug Frankfurt Auf geht's ...

Am frühen Samstagmorgen trafen sich sechs Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums mit ihren Lehrern Alexandra Weber und Jörg Thelenberg, um sich auf die Reise in die polnische Hauptstadt zu begeben. Um 6.50 Uhr hieß es, Abschied zu nehmen und sich im Rahmen des Erasmus-Projektes auf den Weg nach Warschau zu machen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Würzburg erreichten wir den Flughafen in Frankfurt. Gegen 14:45 Uhr landeten wir in Warschau. Da wir in das Programm erst am Sonntag einstiegen, bot sich der verbleibende Nachmittag für eine entspannte Besichtigung der Stadt an. So erhielten wir einen ersten Eindruck der Metropole und konnten uns ein Bild von dem machen, was uns in der kommenden Woche erwartet. Nach dem Abendessen entschieden wir uns für die öffentlichen Verkehrsmittel, um in unser Hotel, das am südlichen Rande der Stadt liegt, zurückzukehren. Dabei unterstützte uns ein heimischer Architekt beim Auswählen einer geeigneten Route. Er selbst ist in Warschau für die Erneuerung alter Gebäudekomplexe zuständig, die er uns auf einem kurzen Fußweg zur nächsten Haltestelle zeigte. Somit bot sich uns Einblick in das Bild Warschaus der Vorkriegsjahre. Gegen 23:45 erreichten wir schließlich unser Hotel. Dort galt es, sich für die kommenden Tage auszuruhen.

Skyline in Warschau mit Blick auf den Kulturpalast Eines der zahlreichen Stadien in Warschau ... beeindruckend beleuchtet bei Nacht

(Nico Hofmann, Q11)


> engl. Version



2. Tag Warschau


Warschau - Blick über den Markt.JPG

Verhältnismäßig lange hatten wir am Sonntagmorgen Zeit, bis die Delegationen aus Rumänien, Griechenland und Portugal uns am Hotel abholten. Um 11:30 Uhr schließlich besuchten wir die Altstadt Warschaus. Dort zeigte sich uns eine der jüngsten Altstädte Europas. Im 2. Weltkrieg schwer getroffen und in der Nachkriegszeit weitgehend rekonstruiert, entwickelte sich Warschau erst in den Folgejahren zu dem, was es heute ist: Eine 1,7 Millionen Metropole mit einflussreichem geschichtlichem Hintergrund.

Der Innenstadtbereich Warschaus mit seiner Altstadt lädt zum Verweilen ein. Warschau Häuserfront Innenstadt.jpg Straßenmusikanten unterhalten die Passanten mit polnischen Weisen

Leider wurde im Zweiten Weltkrieg die Stadt fast völlig dem Erdboden gleich gemacht, sodass sich heute nur noch vereinzelte Überreste dieser Kulturstadt finden, die den Reiz Warschaus in früherer Zeit erahnen lassen.

Jedes Jahr werden am 19. April in Warschau Blumen zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Getto 1943 in der Stadt an Passanten verteilt. Unterstütz wird diese Aktion nicht nur von der historischen Fakultät, sondern zum Beispiel auch vom jüdischen Museum in Warschau

Wer, wie wir, am 19. April in der Innenstadt Warschaus unterwegs ist, wird sich verwundert fragen, warum alle Menschen gelbe Blumen tragen. In jedem Jahr erinnert die Stadt an den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943. Damals hatten sich Juden des Ghettos trotz oder gerade wegen ihrer aussichtslosen Situation gegen die deutschen Besatzer gewehrt und wollten ein Zeichen setzen, dass man sich nicht kampflos ergeben würde. Ein beeindruckendes Zeichen des Widerstandes, das die Stadt u.a. auch mit einem Wahrzeichen für die Ghettohelden gewürdigt hat und das neben dem Museum zur Geschichte der polnischen Juden steht. Dort begaben wir uns nach der Stadtführung hin.

Gruppenfoto ErasmusProjekt Austausch Polen.jpg Jüdisches Museum Warschau.JPG

Nach einem Mittagessen im Museum der Geschichte der polnischen Juden wurde für uns dieser geschichtliche Hintergrund erstmals fassbar. Keineswegs lässt sich die Bedeutung der polnischen Juden auf den Holocaust beschränken, ohne zu leugnen, welche Tragweite dieser für sie hatte und hat. Das Museum stellt von der Einwanderung über den Alltag und dem Verhältnis mit den Einheimischen bis hin zum Holocaust die gesamte Geschichte der polnischen Juden dar. In einer zweistündigen Führung wurde uns die Ausstellung knapp präsentiert. Für eine genauere Betrachtung ist die Ausstellung, wie auch der historische Hintergrund selbst, zu vielschichtig, um alle Aspekte studieren zu können.

Nach dem Museumsbesuch machten wir uns auf die Reise nach Opatow, unserer Heimatstadt, die sich 190km südlich von Warschau befindet. Dort lernten die Schüler ihre Gastfamilien kennen und fanden am Abend Ruhe von einem anstrengenden Tag.

(Nico Hofmann, Q11)

> engl. Version


> s. auch Blick in das Museum zur Geschichte der polnischen Juden

> s. auch Artikel ,,Der Aufstand im Warschauer Ghetto" (english: The Warsaw Ghetto Uprising 1943 )




3. Tag Opatow


Opatow Empfang durch die Direktorin.JPG Opatow Besichtigung der Schule.JPG

Empfang durch die Direktorin der Schule mit anschließender Führung durch das Schulhaus.

Am frühen Morgen unseres dritten Tages gingen wir gemeinsam mit unseren Gastschülern in die Schule, in der wir von der polnischen Schulleiterin herzlich begrüßt wurden und anschließend das Schulgebäude gezeigt bekamen. Die Schule bietet mit der 1000m²großen Turnhalle, dem Sportplatz, einem Tennisplatz, zwei IT-Räumen, Bücherei, Bücherei, Sprachlabor, modernen Klassenräumen und der Schulkantine sehr viel Platz für die rund 700 Schüler, die dort zur Schule gehen. Präsentation der Schüler Computerraum Die Ausstattung des Kraftraums beeindruckte die Schüler. Sie durften gleich selbst mit Hand anlegen.

Breakdance Vorstellung der polnischen Schule in Opatow Schüleraufführung Breakdance.jpg

Nach einer Präsentation der polnischen Delegation über die Bartosz Glowacki High School und das polnische Schulsystem, besichtigten wir Opatów, eine der ältesten Städte Polens. Opatów, mit seinen knapp 7000 Einwohnern, liegt in der Świętokrzyskie Voivodeship province und begeistert mit seiner langjährigen Geschichte, aber auch durch seine wunderschönen Plätze. Einige Schülerinnen führten uns durch die Stadt, wobei wir an verschiedenen Monumenten verweilten.

Der Marktplatz in Opatow. Hier spielte sich früher das Leben in Opatow ab. Dabei war der Marktplatz eingesäumt von Geschäften. U.a. trennte der Marktplatz den jüdischen Stadtteil vom Rest der Stadt. Die polnischen Schüler, die an dem Projekt teilnehmen, hatten eine Stadtführung vorbereitet, die Informationen über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Plätze in Opatow gaben

Unser erster Zwischenstopp war das Warschauer Stadttor. Dieses ist das einzige noch bestehende Tor der ursprünglichen vier Stadttore (Krakowska, lubelska, sandomierska und warsaw gate), welche alle nach wichtigen Städte benannt sind. Der ursprüngliche Sinn der vier Tore bestand in der Verteidigung der Stadt. Anschließend besichtigten wir den Marktplatz und die Stadthalle.

Warschauer Stadttor in Opatow Die St.Martins-Kirche in Opatow, Kirche in romanisch-gotischem Baustil St.Martins Kirche Opatow.jpg

Die St. Martin´s collegiate church, eine Kirche romantischen Baustils aus dem 12 Jahrhundert, ist eines der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Opatów. Unsere Stadtführung wurde mit einen Rundgang durch die ,,Underground tourist route " beendet. Die "Opatowskie Cellars" wurden im 15 Jahrhundert gebaut und sind ein bewundernswertes Beispiel für unterirdische Architektur.

Unterirdische Keller Opatows Unterirdische Keller Opatow1s.jpg Kelleranlage Schlussraum.jpg

Der späte Nachmittag stand den Schülern zur freien Verfügung.

(Lea Veitengruber, Q11)

s. auch engl. version

s. auch [The former Jewish ghetto in Opatow]



4. Tag Krakau


5.30 Uhr ist eigentlich eine unmenschlich frühe Zeit für die meisten Menschen. Zu früh, um locker aufzustehen, aber zu spät um sich schlafen zu legen. Um 5.30 Uhr brachen wir von Opatow zu unserem Tagesziel Krakau auf. Das kulturelle Zentrum Polens erreichten wir gegen 9.00 nach einer 150 km langen Busfahrt, die dankbar von den meisten genutzt wurde, um sich noch ein wenig auszuruhen. Erster Programmpunkt in Krakau war das jüdische Museum Galicia im Stadtteil Kazimierz. Kazimierz, das von König Kasimir dem Großen (1335) gegründet wurde ,diente nach einem großen Feuer (1494) in Krakau als Zufluchtsort der jüdischen Flüchtlinge, da man die Juden dafür verantwortlich machte und sie aus ihrem alten Stadtbezirk vertrieb. Allerdings waren die polnischen Fürsten intelligent genug, die jüdische Bevölkerung, die nicht nur sehr gut ausgebildet, sondern auch zum Teil sehr wohlhabend war, hier anzusiedeln.

Durch die frühe industrielle Ausweitung der mitteleuropäischen Städte war Kazimierz nicht länger ein kleines Städtchen am Ufer der Wisla, sondern wieder ein Teil von Krakau. Die Einzigartigkeit dieses Ortes zeigt sich dadurch ,dass es bedingt durch die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts lediglich nur noch zwei historische Plätze in Europa gibt, an denen man erahnen kann, wie jüdische Menschen vor der großen Katastrophe des 2. Weltkrieges gelebt haben.

Stadtplan Krakau An vielen Stellen im Stadtviertel erkennt man Symbole wie den Davidstern, der auf die Geschichte des Viertels verweist.

Einer hiervon ist Kazimierz im polnischen Krakau, der zweite befindet sich im benachbarten Tschechien, um genauer zu sein in Prag. Jüdischem Leben auf der Spur folgten wir unserer Stadtführerin durch das Viertel, das vielen als wesentlicher Schauplatz des Films „Schindlers Liste“ bekannt vorkommen würde. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten dort ist die ehemalige Synagoge , diese wurde nach dem Krieg zu einem jüdischen Museum umgebaut.

Altar jüdische Synagoge.jpg Leuchter jüdisches Museum Krakau.jpg Torarolle jüdisches Museum Krakau.jpg

Während der Besichtigung der ehemaligen Synagoge erhielten wir großzügig Einblick in das alltägliche Leben der jüdischen Bevölkerung in Kazimierz vor der Jahrhundertkatastrophe. Neben den großen Festen wie Hanuka (Lichterfest) und Barmitzwa erfuhren wir auch Näheres über die traditionelle koschere Essenszubereitung der polnischen Juden.

Im jüdischen Stadtviertel.jpg Andenken Krakau.jpg

Vor der jüdischen Synagoge.jpg Der jüdische Friedhof.jpg

Während des Rundgangs durch den restlichen Teil des ehemaligen jüdischen Viertels besichtigten wir neben weiteren Schauplätzen des Films „Schindlers Liste“ noch eine „aktive“ Synagoge und den dazugehörigen traditionellen jüdischen Friedhof. Unsere Führung durch Kazimierz beendeten wir mit einem Besuch des klassischen jüdischen Restaurants Hamsa in Kazimierz, das getreu der jüdischen Essensvorschriften koscher für uns kochte.

Kalligraphie - gar nicht so einfach, Hebräisch zu schreiben ... Wie spricht man das aus? Herr Riegel kann es erklären ...

Programmtechnisch setzten wir den Tag nach dem Mittagessen mit einem “Jiddisch-Kurs für Anfänger“ fort. Zum Erstaunen der deutschen Delegation hat das Jiddische in gesprochener Weise überraschend große Ähnlichkeit mit dem Deutschen, was es uns ermöglichte bemerkenswert leicht erste Sätze unserer Mentorin zu reproduzieren. Hebräisch zu schreiben war hingegen für die meisten schwer. Neben der richtigen Haltung des Federfüllers ist zudem noch die korrekte Schreibart zu beachten.

Der Wawel-Hügel.jpg Burgturm Wawel.jpg

Gartenanlage Burg Wawel.jpg Burganlage Wawel Krakau.jpg

Nach den ersten Schreiberfolgen, widmeten wir uns dann dem weltlichen Krakau . Wie zu jeder guten Sightseeing-Tour durch Krakau gehörte ein Besuch der Festungsanlage Wawel mit dazu. Die über der Stadt thronende Anlage war einst der Sitz der polnischen Könige. Nach ausgiebigem Genuss des uns gebotenem Stadtpanoramas, beschlossen wir, auf der Burganlage Passanten zum Thema „Jüdische Geschichte / Jüdisches Leben in Europa" zu interviewen. In Kleingruppen zu je fünf Schülern aus jeder Delegation ( Rumänien, Griechenland, Portugal, Deutschland ) machten wir uns eigenständig auf , um unterwegs Passanten anzusprechen und zu befragen. Nachdem wir die anfängliche Zurückhaltung überwanden, trafen wir auf interessante Menschen aus halb Europa mit denen wir aufschlussreiche Gespräche führten.

Stadtrundgang Krakau.jpg Tuchhalle Markt Krakau.jpg

Imposante Sehenswürdigkeiten in Krakau.jpg Marienkirche Krakau Markt.jpg

Der Hauptroute vom Wawel zum Marktplatz folgend kamen wir an unzähligen wunderschön restaurierten Gebäuden vorbei, die nun wieder im alten Glanz erstalten. Nach einem kurzen historischen Crashkurs über die Geschichte der wichtigsten Bauten am „Rinek“ begann unsere Freizeit, die uns ermöglichte Krakau auf unsere eigene ganz individuelle Weise weiter zu erkunden.

Letzter Programmpunkt des Tages war dann das Klezmer-Konzert im Galicia Museum mit integriertem Abendessen. Beim Klang von traditionellen jüdischen Melodien ließen wir diesen ereignisreichen Tag ausklingen.

(Andreas Scherbach, Q11)

> s. auch engl. Version



5. Tag Auschwitz


Der Eingang zum Stammlager Auschwitz
Im Stammlager Auschwitz; Blick auf die Gefangenenunterkünfte/Stacheldraht
Woman with children in German death camp Auschwitz in Poland during Second World War. Documentary photos of the crimes of Eichmann, murderer of the Jews. Eichmann and his officers were responsible for the murder of most of the jewish population in the ghettos of the territory of Czechoslovakia, and for the transport of countless Jewish men, women and children of different nationalities to the extermination camps, for example Auschwitz-Birkenau. The documentary photos are part of the pictures from SSer Bernhard Walter (from Nordböhmen) and were admitted by Eichman. Facist criminals like Eichman did not even halt for the elderly and the children. Here, children and an old woman on the way to the death barracks of Auschwitz-Birkenau.

Nach dem Frühstück fuhren wir von Krakau aus los und kamen nach etwa drei Stunden an. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager während der Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes. Nur wenige Kilometer vom Stammlager Auschwitz entfernt wurde das Konzentrationslager 1941 errichtet. Ca. 1,1 Mio. Menschen kamen dort innerhalb kürzester Zeit ums Leben. Heute erinnern noch zahlreiche Überreste an die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und dienen heute als Gedenkstätte und interkulturelle Begegnungsstätte. Von der UNESCO wurden die Konzentrations- und Vernichtungslager in den Rang des Weltkulturerbes erhoben, als Mahnung an die Menschen und Erinnerung an die Geschichte. Zuerst sammelten sich die Schüler in den internationalen Gruppen für die Interviews und begannen, Leute vor und um den Eingang des KZ Aschwitz I zu befragen. Dabei trafen einige Schüler sogar auf Besucher, die Verwandte in Auschwitz oder Birkenau hatten und konnten so einige interessante Gespräche aufzeichnen. Schließlich begann gegen Mittag die Führung durch Auschwitz. Unsere Führerin zeigte uns unter ausführlicher Beschreibung das, was hier in Auschwitz vor sich ging: die Zellen für Gefangene, Berichte von SS Offizieren, die Funktionsweise der Gaskammern und sogar Tonnen von Menschlichen Haaren und Schuhen, die den Insassen, wie viele andere Dinge, vor und nach dem Tod abgenommen worden waren. Dies hinterließ einen starken Eindruck bei allen in der Gruppe, vor allem da trotz des Einblicks, der uns gegeben wurde, der Horror dieser Zeit doch unvorstellbar bleibt.


Auschwitz Birkenau Einfahrt.jpg


Blick in die Baracken Auschwitz Birkenau grau.jpg


Gegen 15 Uhr fuhren wir schließlich los, um Auschwitz-Birkenau zu besichtigen. Dort verdeutlichte die Führerin noch einmal die schrecklichen Lebensbedingungen der Gefangenen und zeigte uns dazu eine Baracke. Sie erklärte, dass Auschwitz-Birkenau die effizienteste Tötungsanstalt der Nationalsozialisten gewesen war. Wir sahen zudem das Denkmal, das nach der Befreiung des Konzentrationslagers errichtet wurde mit einer Warnung für alle Völker und der Bitte, Ereignisse wie sie im Holocaust vorkamen, sich nie wiederholen zu lassen.

Eingestürzte Gaskammern Auschwitz-Birkenau.jpg Erinnerung an die Opfer Auschwitz Birkenau.jpg

Der eingestürzte Eingang zu den Gaskammern. Gedenken an die Opfer des NS-Terrors.


Moritz Thelenberg



s. auch
> Schülerinterviews
> Rundgang durch Auschwitz




6. Tag Erinnerung an Mayer Kirshenblatt - Workshop


,,I consider myself a storehouse of memories." (Mayer Kirshenblatt)


Workshop Erasmus-Projekt: Einführung durch die Museumsleiterin

Von ihren Gastschülern zum Treffpunkt gebracht, trafen sich alle Delegationen mit ihren Lehrern zum Projekttag zu dem Maler „Mayer Kirshenblatt“. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Direktorin des Museums in Opatow folgte eine Zusammenfassung über das Leben des Malers. Mayer Kirshenblatt war ein in Opatow geborener Jude, welcher vor dem Holocaust 1934 mit 17 Jahren nach Kanada emigrierte. Dort baute er sich eine neue Existenz auf, gründete eine Familie und fand in Kanada eine neue Heimat.

Mayer Kirshenblatt.JPG

Doch die Erinnerungen an seine Heimat- und Geburtsstadt Opatow ließen den Maler nicht los. Er erzählte seiner Tochter ununterbrochen von seinen Erinnerungen an seine Kindheit in Opatow, weshalb sie ihn dazu aufforderte seine Erinnerungen zu zeichnen. Obgleich er sich zu Beginn vor dem Malen etwas zierte, wie seine Tochter berichtet, da er in seinem Leben zuvor nie gelernt hatte zu zeichnen, begann er, u.a. auch aufgrund der Ermunterung durch seine Frau, zu zeichnen. Er war selbst sehr überrascht über seine Ergebnisse. Dies ermutigte ihn, weiter zu machen. So verewigte er das, was er in Opatow in seinen Jugendjahren erlebt hatte, in Wort und Bild. Da er ein photographisches Gedächtnis besaß, sind seine Gemälde sehr wirklichkeitsgetreu und wurden somit als Widerspiegelung des alten Opatow sehr berühmt.

2007 veröffentlichte er zusammen mit seiner Tochter Barbara Kirshenblatt Gimblett das Buch ,,They called me Mayer July: Painted Memories of a Jewish Childhood before the Holocaust", das den Canadian Jewish Book Award, den J. I. Segal Book Award und den American Association of University Presses (AAUP) award für Buchdesign gewann. Das Buch dokumentiert die 40-jährige Zusammenarbeit zwischen ihm und seiner Tochter. Es zeigt nicht nur ein Bild des ,,alten Opatow", von dem es heute keine bildlichen Zeugnisse aus dieser Zeit mehr gibt, sondern gleichzeitig auch einen Blick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Opatow und in die jüdische Kultur mit ihren Bräuchen. Umso mehr war es eine Freude, als der Maler zusammen mit seiner Tochter nach Opatow zurückkehrte und seine Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentierte. Damit verbunden war auch ein Rückblick in eine ,,vergessene Zeit".


Der an die Einführung anschließende Film ,,Paint what you remember", eine Reportage über das Leben des Malers, zeigte für alle Beteiligten ein überraschendes Bild von einem älteren, aufgeweckten und humorvollen Menschen, dessen Ziel es war, seine Erinnerungen bis zuletzt auf Leinwand zu bringen. Im Film werden einzelne Lebensabschnitte aufgezeigt. Er reicht von seiner Emigration aus Opatow über sein neues Leben in Kanada bis zu seinem letzten Besuch in Opatow, mit welchem sich der Film größtenteils befasst. Hier stehen vor allem die Reaktionen der Bewohner auf die Ausstellung seiner Gemälde im Mittelpunkt. Diese fielen alle sehr postitv aus, da die jüngeren Bewohner somit das „alte Opatow“ entdecken konnten und den schon damals dort lebenden Bewohnern die Chance gab, ihre Erinnerungen wieder hervorzurufen.

Auf dem Rundgang durch Opatow 3.jpg Auf dem Rundgang durch Opatow 1.JPG Auf dem Rundgang durch Opatow 2.JPG

Nach der Filmpräsentation erläuterte die Museumsdirektorin im Rahmen einer Ausstellung einige seiner Werke und deren Hintergrundgeschichten näher. Diese dort zu betrachteten Motive bzw. Plätze galt es nun in Form eines Rundgangs durch die Stadt neu zu erkunden. Vor dem Spaziergang erhielten die Schüler und Lehrer noch eine kurze Führung durch das im selben Gebäude befindliche Museum für Kalligraphie. Der anschließende Rundgang durch Opatow führte die Gruppe nun zu den von Kirshenblatt gemalten Plätzen, an welchen die Schüler die alten Gemälde mit den aktuellen Plätzen vergleichen und fotografieren sollten. Anschließend fanden sich alle Delegationen und Lehrer wieder im Anfangsgebäude ein.

Workshoparbeit - Malen: Die Schüler mussten sich zu Beginn in die Situation von Mayer Kirshenblatt versetzen.

Hier begann nun der künstlerische Workshop, in welchem es zunächst (in einer Aufwärmphase) darum ging, Mandalas zu gestalten. Anhand dieser Mandalas sollten die Teilnehmer lernen, sich besser in die Situation, in der sich der Künstler zu Beginn seiner Arbeit befand, hineinzuversetzen und sich auch ohne große künstlerische Begabung ausdrücken und mitteilen zu können. Diese Mandalas wurden dann alle zusammen auf einer Wand aufgeklebt.

Im zweiten Teil des Workshops hatte jeder Schüler die Aufgabe, ein aktuelles Bild zu einzelnen Plätzen und Gebäuden in Opatow zu suchen, welches zu seiner Kopie eines Gemäldes von M. Kirshenblatt passte. Um die Verknüpfung zwischen dem „alten“ und „neuen“ Opatow besser zu verdeutlichen, gestalteten die Schüler nun im Rahmen einer Collage die Kopien mit den Bildern von Mayer Kirshenblatt kreativ um.

Workshop Ergebnisse Opatow 2.JPG Workshop Opatow Ergebnisse 1.JPG

Die Evaluation des Projekttages fiel sehr positiv aus, so fanden alle Teilnehmer den Tag sehr kreativ, anders und sehr interessant.

"What seemed strange to us is that the painter Mayer Kirshenblatt started painting at the age of sixty and although he was old and was living in another country, he could remember everything about his hometown." (Schüler-Feedback)


> engl. Version

(Annika Götz, Q11)

s. auch

> Museum of family history - The history of Mayer Kirshenblatt - Hintergrundgeschichte und Beschreibung seiner Arbeit, Auszug aus seinen Werken
> Mayer Kirshenblatt erzählt in Yiddish ,,The Hunchback's Wedding"





7. Tag Workshop - Zusammenfassung der Eindrücke/Interviews - Vorstellung der Ergebnisse


Gruppenarbeit Erasmus+-Projekt Polen

Alle Schüler und Lehrer trafen sich, um acht Uhr im Computerraum der Schule. Die polnischen Gastgeber besuchten ihren Unterricht regulär. Nach der Begrüßung versammelten sich die Schüler dann in den über die Woche bereits bestehenden internationalen Teams zur folgenden Gruppenarbeit.

Evaluation - Abschlussbericht der Schüler

Die Aufgabenstellung lautete:

Today, you will tell us in some words about your experiences in Poland:

  • The learnings you gained (personal, social, related on the subject of our project,..)
  • The feelings/emotions/thoughts you will take from Poland back home
  • The activities you enjoyed the most
  • The experience in Auschwitz
  • The most surprising thing about your stay in Poland
  • In 3 key words, highlight your evaluation of this mobility

Jede Gruppe sollte gemeinsam einen Bericht verfassen, um als Rückmeldung für die Lehrer und als Hilfe für die Organisation der nächsten Treffen zu dienen. Um 9:30 Uhr begannen die portugiesischen Schüler mit der Präsentation ihres Landes und ihrer Stadt Porto. In einer zweiten Präsentation stellten sie Portugal mit Bezug zur jüdischen Geschichte und Kultur vor. Sie gingen auf viele Punkte ein, wie zum Beispiel Gastronomie, Traditionen und Kunst. Im Folgenden stellten die rumänischen Schüler ebenfalls sich, ihr Land und ihre Verknüpfung mit der jüdischen Geschichte und Kultur vor. Die griechischen Schüler begannen mit der Vorstellung ihrer Schule und gingen im Weiteren ebenfalls auf ihre und die damit verbundene jüdische Kultur ein. Auch sie beschäftigten sich mit dem Essen, den Feiertagen und der Kunst. Um 12:30 Uhr aßen die Schüler in der Schulkantine gemeinsam zu Mittag. Den restlichen Tag durfte jeder im Kreise seiner Gastfamilie verbringen.


Auszug aus den Schülerberichten
Schülerevaluation Erasmus-Treffen Polen
"Staying in Poland was one of the most fascinating and amazing weeks of our whole lives. We developed our social skills and for sure our personality, because we got to know each person of all five nations and we also had to deal with people (strangers) when the interviews took place."
"During our stay in Poland we have visited many different places. We had a great opportunity to make new friends. Some of our expectations have come true, but there were also new aspects about Poland we learned."
"We all got to know many new friends. We learned about their every-day-life, their situation at home and their thoughts about each other. We had great experiences in free time meetings, for example the campfire evening."
"This week was a good exprerience because we learned a lot of things about polish and jewish culture (food, culture and history). We stayed in a host families therefore we learned much about the polish habitants like how they live and what are their traditions."


Interview of the Students (Reflection of the week)




8. Tag/9. Tag Zwischenstop auf der Rückreise in Warschau: Besuch des jüdischen Gettos, Interview mit Frau Kirshenblatt-Gimblett und Rückfahrt

Interview mit Frau Kirshenblatt-Gimblett in Warschau im Rahmen des Erasmus+-Projektes ,,Local traces of Jewish life in Europe"

Um 6:30 Uhr trafen sich die Schüler mit ihren Gastfamilien am Hotel der Lehrer in Opatow, um sich zu verabschieden und die Heimreise anzutreten. Die deutsch Delegation fuhr gemeinsam mit der griechischen nach Warschau. Beide Delegationen flogen erst am Sonntag nach Hause. Um 11 Uhr trafen wir in unserem Hotel in Warschau ein. Nach dem Zimmerbezug und einer kurzen Pause machten wir uns mit Hilfe von Bus und Straßenbahn auf ins Zentrum Warschaus. Um 15:30 Uhr trafen wir uns mit Frau Kirshenblatt-Gimblett zu einem Interview in ihrem Lieblingscafé nahe des jüdischen Museums.(1) Sie erzählte uns viel über ihren Vater, ihre Kindheit und ihre Aufgabe im jüdischen Museum. Nicht nur wir waren von diesem von Herzlichkeit und Offenheit geprägten Moment sehr angetan. Am gleichen Tag postete Frau Kirshenblatt-Gimblett auf ihrer Facebook-Seite:

„I could not make it to Opatów for the Erasmus project on the day devoted to my father, his memories, and his paintings, so Erasmus students came to me in Warsaw – those from a German high school. One student is devoting her project to my father and wanted to interview me, so the group arrived to WakeCup Cafe, where I am deliciously ensconsed for the day writing. They are in Warsaw on their way back to their small town in Germany. They are part of a pan-European group of high school students studying traces of Jewish life in Europe. Sitting with these young German high school students, who wanted to interview me about POLIN Museum and about my father and his memories, brought me to tears.“

An dieser Stelle wollen wir uns für das Interview sehr sehr herzlich bedanken und freuen uns auf ein mögliches Wiedersehen im nächsten Jahr in Haßfurt.


Erinnerung an den Übergang zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Warschauer Gettos

Nach dem Interview begaben wir uns auf den Weg um uns historische Denkmale und Plätze mit jüdischem Bezug, wie das Kniefalldenkmal von Willy Brandt, das ehemalige Warschauer Getto und die wenigen Überreste, wie den Umschlagplatz oder der Bereich des ehemaligen Übergangs, im jüdischen Getto anzuschauen. Auch eine Synagoge und der jüdische Friedhof hatte unser Interesse geweckt. Leider reichte ein Tag in Warschau nicht aus, um alles Sehenswerte zu besuchen. Abends gingen wir dann noch gemeinsam essen und machten uns dann schließlich auf den Weg zurück in unser Hotel.


s. auch
> Interview mit Barbara Kirshenblatt-Gimblett
> Impressionen vom Warschauer Getto zur Zeit der deutschen Besatzung
> Das Warschauer Getto damals und heute


Sonntag

Früh begann der Tag für uns, denn um 7:00 Uhr gab es Frühstück und um 7:30 Uhr wurden wir mit unserem Gepäck zum Flughafen gebracht. Um 10:25 Uhr startete unser Flieger und um 12.15 waren wir in Frankfurt gelandet. Nachdem wir unser Gepäck wieder hatten, ging es mit der S-Bahn erst einmal zum Hauptbahnhof. Dort hatten wir ungefähr eine Stunde Aufenthalt ehe wir dann mit der Bahn erst nach Würzburg und von dort nach Haßfurt weiter fuhren. Dort wurden wir um 17:30 Uhr von unsren Familien empfangen.



(1) Barbara Kirshenblatt-Gimblett (born 1942) is a scholar of Performance and Jewish Studies and a museum professional. She was born in Canada during the Second World War to Jewish immigrants from Poland. Professor of Performance Studies at New York University since 1981 (and distinguished University Professor since 2002), she is best known for her interdisciplinary contributions to Jewish studies and to the theory and history of museums, tourism, and heritage. She is currently Program Director of the Core Exhibition for the Museum of the History of Polish Jews in Warsaw. (s. auch en.wikipedia.org - Interview über ihre Arbeit (yiddishbookcenter))



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