Fünftes Erasmus+-Treffen in Deutschland (April 2016)

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Das fünfte Treffen in Deutschland 17.04. bis 23.04. 2016

The fifth meeting in Germany 4/2016

Gruppenbild ErasmusTreffen


Im April 2016 kamen die Schülerinnen und Schüler unserer ERASMUS Partnerschulen aus Portugal, Rumänien und Polen zum abschließenden Treffen in Deutschland zusammen, um in der Stadt Haßfurt, im Landkreis Haßberge und in der Stadt Würzburg Spuren jüdischen Lebens zu erkunden. Bedauerlicherweise konnte unsere Partnerschule aus Griechenland, das "Maroyleio Geniko Lykeio" aus Katsikas bei Ioannina an diesem Abschlusstreffen nicht teilnehmen.

Wie es bei den meisten Mobilitäten üblich war, so wurden auch bei diesem Treffen die ausländischen Schüler bei ihren deutschen Partnern in Gastfamilien untergebracht. Darüber hinaus wohnten auch alle ausländischen Lehrer bei den deutschen Kolleginnen und Kollegen oder waren in anderen Gastfamilien untergebracht. Dies wurde von den Gästen sehr geschätzt, da sie damit die Gelegenheit hatten, hautnah in das Alltagsleben in einer deutschen Familie eintauchen zu können.

Das Treffen in Haßfurt wurde offiziell am Sonntagabend mit einem Empfang und einem Abendessen eröffnet, bei dem alle ausländischen Lehrerinnen und Lehrer, alle in dieser Projektwoche beteiligten Kolleginnen und Kollegen vom RMG, Herr Bauer und Frau Eirich von der Schulleitung des RMG sowie die deutschen Gastgeber zusammenkamen und sich gegenseitig kennenlernen konnten.


Begrüßung durch die stellvertrende Schulleiterin Frau Eirich Mahnmal an die Opfer des NS-Terrors in Haßfurt

Am Montag startete dann das eigentliche Programm der Projektwoche. Nach der Begrüßung und Vorstellung des RMG durch die stellvertretende Schulleiterin Frau Eirich folgte eine Führung der ausländischen Gäste durch unsere Schule, von der die ausländischen Schüler und Lehrer aus Rumänien, Portugal und Polen sehr beeindruckt waren. Natürlich mussten wir den ausländischen Kolleginnen und Kollegen erklären, dass unsere renovierte Schule mit all ihren technischen Neuerungen mit ihrem ausgedehnten Sportcampus und den verschiedenen Sporthallen auch für deutsche Verhältnisse eine Ausnahme bildet. Die Schulleitung lud im Anschluss zu einem gemeinsamen Willkommensfrühstück nach fränkisch-bayerischer Art ein.

Einen ersten Eindruck vom eigentlichen Thema der Projektwoche bekamen die ausländischen Delegationen beim Stadtrundgang in Haßfurt vermittelt, bei dem Stadtführer Wolfgang Jäger besonders auf die Familiengeschichte von ehemaligen jüdischen Mitbürgern Haßfurts einging, das Gebäude der ehemaligen Synagoge zeigte und den Gästen auch das eindrucksvolle Holocaust-Denkmal in der Promenade vor Augen führte.

Am Nachmittag nahmen dann alle am Projekt beteiligten Schüler an den verschiedenen Workshops teil, in denen die einzelnen Präsentationen und Aufführungen für die Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend vorbereitet wurden.


Workshop Präsentation und Moderation Workshop Präsentation und Moderation


Dienstag

Am Dienstag stand die Exkursion nach Würzburg auf dem Programm. Zunächst besuchten die Delegationen das neue jüdische Museum "Shalom Europa", das generell über die Geschichte des Judentums und jüdische Bräuche und Sitten im Allgemeinen informiert. Im Speziellen werden dort auch Exponate von mehr als 1500 alten jüdischen Grabsteinen aus der Würzburger "Pleich" gezeigt, die dort erst in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts beim Abriss eines Gebäudes entdeckt wurden. All diese Grabsteine stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und sind relativ unversehrt erhalten, da sie in die Mauern dieses Gebäudes eingebaut waren. Beim Besuch des neben dem Museum gelegenen Johanna-Stahl-Zentrums erhielten die ausländischen Delegationen bei der Führung durch die Wanderausstellung "Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert" eine sehr guten Einblick in das reiche und vielfältige Leben dieser jüdischen Landgemeinden, die es in dieser Form ganz speziell nur in Franken gab.

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Überreste Funde


Ein ganz besonderer Höhepunkt im Rahmen dieser Projektwoche bildete die anschließende Begegnung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde.

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Jugendleiter Alexander Scherf berichtet über die Geschichte und Entwicklung der jüdischen Gemeinde von Würzburg seit dem 2 Weltkrieg, die vor allem aufgrund der so genannten "Kontingentflüchtlinge", als in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland aufgenommen wurden, auf nunmehr ca. 1000 Mitglieder angewachsenen ist. Selbstverständlich ging Alexander Scherf auch auf die heutige Situation der jüdischen Gemeinde und ihre Probleme ein.

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Bei einem Besuch in Würzburg darf natürlich nicht der Besuch der Residenz, der weltberühmten UNESCO-Weltkulturerbestätte fehlen, von der die ausländischen Gäste sehr beeindruckt waren. Und zu guter Letzt ging es danach noch zur Universität Würzburg, wo in einer Präsentation über das Studium in Deutschland im Allgemeinen und in Würzburg im Speziellen informiert wurde. Diese Präsentation wurde von den ausländischen Delegationen sehr gut angenommen und hat sicherlich den einen oder anderen Schüler veranlasst, über die Aufnahme eines Studiengangs in Deutschland oder generell über ein ERASMUS-Semester im Ausland nachzudenken. Am Abend hatten die ausländischen Schüler dann die Gelegenheit, mit Studenten von der Uni Würzburg auszugehen, und somit auch das Leben eines Studenten außerhalb der Universität kennenzulernen.

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Mittwoch

Empfang beim Bürgermeister in Haßfurt

Am Mittwoch fand in der Schule zunächst ein Rhetorik-Workshop für alle Schüler statt. Währenddessen hielt Alicja Zjolo einen Vortrag für die Q11 über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Krakau. Anschließend ging es zum Empfang beim Bürgermeister der Stadt Haßfurt, der die ausländischen Delegationen herzlich begrüßte und diesen für ihr Engagement bei diesem Erasmus-Projekt seine höchste Anerkennung aussprach.

Vortrag für die Q11 über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Krakau Vortrag für die Q11 über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Krakau


Am Mittwochnachmittag standen dann wieder wie am Montagnachmittag die diversen Workshops für die Schüler zur Vorbereitung der Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend auf dem Programm.

Workshop Workshop

Anschließend besuchten die ausländischen Delegationen noch das Stadtwerk in Haßfurt. In einem sehr Interessenten Vortrag erläuterte der Leiter des Stadtwerks Norbert Zösch das innovative Konzept des Stadtwerks zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland und speziell hier in Haßfurt, das bei den Zuhörern einen außerordentlich nachhaltigen Eindruck hinterließ.



Donnerstag

Am Donnerstagvormittag wandelten die ausländischen Gäste auf den Spuren jüdischen Lebens im Landkreis Haßberge. Selbstverständlich wurde die ehemalige Synagoge in Memmelsdorf und die dortige kleine Ausstellung besucht. Besonders beeindruckt waren die ausländischen Gäste, als sie erfuhren, dass dort erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts spektakuläre Genisot-Funde auf dem Dachboden der ehemaligen Synagoge gemacht wurden.

Führung im Museum


Museum Kleinsteinach Ausstellung Museum Kleinsteinach
Museum Kleinsteinach Anschauungsmaterial Jüdische Grabsteinsymbole Schautafel Museum Kleinsteinach


Ein Highlight bildete der anschließende Besuch des neu errichteten "Jüdischen Museums" und des jüdischen Friedhofes in Kleinsteinach. In diesem Museum wurde den Besuchern beispielhaft anhand der Geschichte einzelner jüdischen Familien vor Augen geführt, wie das Zusammenleben von Juden und Christen - bis auf wenige Ausnahmen - in den fränkischen Dörfern über Jahrhunderte hinweg eigentlich recht friedlich verlief. Selbstverständlich hinterließ auch die Reichspogromnacht ihre Spuren in dem kleinen Ort Kleinsteinach. Besonders sehenswert in diesem jüdischen Museum ist aber, dass dort Interviews mit Zeitzeugen zu finden sind, die die Ereignisse und ihre Eindrücke während der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 in Kleinsteinach schildern. In einem weiteren Raum des Museums wird auch im Einzelnen auf jüdische Friedhöfe und auf jüdische Begräbnisse mit ihren eigenen Riten eingegangen. Beim Besuch des außerhalb des Dorfes gelegenen jüdischen Friedhofs konnten die ausländischen Gäste dann mit eigenen Augen die verschiedenen Symbole auf den einzelnen Grabsteinen identifizieren und betrachten. Der jüdische Friedhof von Kleinsteinach existiert seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert und im Jahre 1942 fand dort das letzte Begräbnis statt. Heute sind dort noch insgesamt 1107 Grabsteine zu finden, wobei der älteste noch lesbare Grabstein auf das Jahr 1603 datiert wird.

Am Donnerstagabend fand dann der Höhepunkt des gesamten ERASMUS-Projekts, die öffentliche Gala-Veranstaltung im Silberfisch des Schulzentrums statt (siehe gesonderter Bericht).

> sieher hierzu auch die Grußworte Galaabend April 2016

Galaabend Ausstellung Galaabend Ausstellung Blick Galaabend Blick in die Ausstellung Galaabend Blick in die Ausstellung2 Galaabend Gespräch Galaabend PolnischeDelegation Galaabend polnischeDelegation gesamt Galaabend ProjektkoordinatorRiegel Galaabend rumänischeDelegation Galaabend Griechenland Galaabend Klezmer Combo Galaabend Orchester Galaabend Bigband Galaabend Vortrag Annika Götz Galaabend Stimmung Galaabend Moderation Galaabend Szenische Lesung Galaabend Tanz Galaabend ErgebnisWorkshop Kunst Galaabend Abschluss Galaabend Filmteam Technikcrew

Freitag

Am Freitag klang die Projektwoche mit einer Exkursion nach Nürnberg aus. Hier standen vor allem der Besuch des Reichsparteitagsgeländes sowie des Dokumentationszentrums auf dem Programm, in dem ausführlich auf die Entwicklung des Nationalsozialismus und der Aufstieg Adolf Hitlers zum Reichskanzler eingegangen wird.

Besuch des Reichsparteitagsgeländes Besuch des Reichsparteitagsgeländes Besuch des Reichsparteitagsgeländes Besuch des Reichsparteitagsgeländes

Am Freitagabend hieß es dann Abschied nehmen voneinander. Nach zwei Jahren angenehmer, engagierter, intensiver und äußerst produktiver Kooperation mit 5 verschiedenen Schulen aus Europa ergriff alle Beteiligten schon eine gewisse Wehmut. Allen war klar, dass man sich in der Form und in dieser Konstellation nie wieder treffen oder zusammenarbeiten würde. Im Rahmen der Farewell-Party wurde aber auch deutlich, dass die eine oder andere Schule mit der einen oder anderen Schule in der Zukunft gerne im bilateralen Bereich miteinander kooperieren wolle. Mit dieser Perspektive ging der Abschied voneinander dann Gott sei Dank doch nicht ganz so schmerzhaft wie befürchtet vonstatten.

Am Ende des Projekts sei an dieser Stelle noch einmal allen verantwortlichen und am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen aller Partnerschulen ganz herzlich für ihre Arbeit und Mitarbeit gedankt. Und auch den Schülern, ohne die dieses Projekt gar nicht zu verwirklichen gewesen wäre und die ebenso mit großen Engagement und Einsatz bei der Sache waren, sei ein herzliches Dankeschön gesagt. Es hat allen Lehrern - und da spreche ich sicher auch im Sinne der ausländischen Kolleginnen und Kollegen - eine große Freude gemacht, mit Euch zusammen zu arbeiten.

Im ganz besonderen Maße möchte ich mich auch bei den Kolleginnen und Kollegen des RMG bedanken, die sich für dieses Projekt in beeindruckender Weise engagiert haben, insbesondere Katrin Hiernickel, Alexandra Weber und Jörg Thelenberg. Ohne deren großartigen Einsatz wäre die Umsetzung und Verwirklichung dieses Projekts nicht zu stemmen und nicht machbar gewesen.

Als persönliches Fazit möchte ich hinzuzufügen, dass mit diesem Projekt eines der Kernziele, auf die Spuren jüdischen Lebens im Umkreis der jeweiligen beteiligten Partnerschulen aufmerksam zu machen, erreicht wurde. Alle Partnerschulen waren sich einig, sich in Zukunft weiterhin mit diesem Thema zu beschäftigen und dieses Thema zu einem festen Bestandteil des Unterrichts an der eigenen Schule zu machen.


Harry Riegel, Projektkoordinator