Ich stehe hier 2.0

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Version vom 24. Oktober 2018, 19:34 Uhr von Alexandra Weber (Diskussion | Beiträge)

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Gedanken zum vorgegebenen Bild

Viele Menschen führen heutzutage oberflächliche Freundschaften und spielen ein perfektes Leben vor. Ihre Fassade ist erhaben und wunderschön, doch in ihrem Inneren herrscht Chaos. Sie haben Streit in der Familie, Todesfälle, Selbstzweifel oder haben eine nicht gestillte Sehnsucht nach Liebe und Annahme. Auf dem Foto steht eine junge Frau in einer Glaskugel. Nach meiner Interpretation ist die Dame verletzt, fühlt sich ausgelaugt und ist enttäuscht von dieser Welt. Die Glaskugel (aus Panzerglas) schützt sie. Niemand sieht ihre wahren Gefühle und niemand kann ihr Äußeres, ihren Schein zerstören.


Ich stehe hier 2.0

Ich stehe hier, bin traurig, verletzt, frustriert; habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Hinter meiner selbst errichteten Mauer aus milchigem Glas sieht niemand meine wahre Identität, mein Elend und meine Trauer, sondern nur meine herausgeputzte Fassade, den vorgespielten Spaß und die in der heutigen Zeit entsprechende Frauenpower. Täglich decke ich die Spuren meiner Schmerzen und Sorgen mit getönten Kosmetikartikeln ab, dass man hoffentlich nicht sieht, was mich quält. Tag und Nacht.

Ich stehe hier, bin traurig, verletzt, frustriert; habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ich spreche gerade nicht über den körperlichen Schmerz, sondern über die offenen Narben in meinem Herz, in meiner Seele, in meinem Leben. Zugefügt durch kalte Worte, Selbstzweifel, leere Versprechungen und den daraus folgenden Enttäuschungen, die sich aufdringlich in meine Gedanken, in meinen Alltag drängen, meine volle Aufmerksamkeit auf sich lenken, die versuchen, micht klein zu machen und zu verhindern, dass das Feuer der Liebe, Offenheit und Freundschaft in mir beginnt zu entfachen.

Ich stehe hier, bin traurig, verletzt, frustriert; haben Angst, die Kontrolle zu verlieren. Am liebsten würde ich schreien und weiterhin alleine, einsam, verzweifelt in die Stille weinen; mich von der ganzen Welt abschotten, versuchen, das schmerzende Loch in meinem Herzen mit Lösungen, Ablenkungsstrategien und anderen Dingen zu stopfen.

Doch jeder Versuch ist vergebens.
Nicht schaffbar.
Nicht machbar.
Also bleibt mir keine Wahl, als aufzugeben,
mich dem endlosen Schmerz ganz hinzugeben.


by Leonie