Hexenmuseum Zeil

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Zeil a. Main war im 17. Jahrhundert als Richtstätte des Hochstifts Bamberg Schauplatz großer Hexenverfolgungen und –-verbrennungen. Über 400 sogenannte „Hexen“ wurden damals verbrannt. Eine Dokumentation im Originalschauplatz Stadtturm und im angebauten Fronhaus informiert darüber und sensibilisiert die Besucher für dieses komplexe Thema. Die Aufarbeitung zahlreicher Dokumente, wie das Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer wurde, Briefe und Protokolle der Vernehmungen und Folterungen der betroffenen Menschen machen dies möglich.

Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm

Am 20. November 2011 eröffnete die Stadt Zeil a. Main das Dokumentations- und Zeiler Hexenturm, in dem die Geschichte der Hexenverfolgung anschaulich dargestellt wird. Die direkt an den oberen Stadtturm angrenzende ehemalige Fronveste (Gefängnis) wurde saniert und der historische Zugang zum Turm, der ehemals über den Wehrgang der Stadtmauer erschlossen war, wurde wieder hergestellt. Der Stadtturm selbst beherbergt bauliche Überreste eines Kerkers aus der Zeit der Hexenverfolgung, die beim Besuch des Zeiler Hexenturms ebenfalls besichtigt werden können. Der Aktivraum im Erdgeschoss der ehemaligen Fronveste wird vielseitig genutzt. Er bietet durch seine multimediale Ausstattung und flexible Bestuhlung einen Raum für Seminare, Vorträge, pädagogische Aktivitäten v. a. für Schulklassen und Vereine und beherbergt eine Leseecke für Besucher mit Literatur rund um das Thema Hexenverfolgung.

So können zum Beispiel verschiedene Bücher aus der Zeit der Hexenverfolgung begutachtet werden.

Titelblatt einer 1614 in Lyon erschienenen Ausgabe des "Malleus maleficarum". Das Exemplar gehörte dem Bamberger Juristen Johann Neydecker, dessen Eltern wegen angeblicher Hexerein hingerichtet worden wurden. (Staatsbibliothek Bamberg) - Der sogenannte "Hexenhammer" war ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) nach heutigem Forschungsstand im Jahre 1486 in Speyer veröffentlichte und das bis ins 17. Jahrhundert hinein in 29 Auflagen erschien. Auf den Titelblättern der meisten älteren Ausgaben wird auch Jakob Sprenger als Mitautor genannt, das wird aber von der neueren Forschung teilweise bestritten.
Johann Georg Fuchs von Dornheim Fürstbischof von Bamberg 1622-1633, Spitzname "Hexenbrenner" oder auch "Hexenbischof"































Im ersten Obergeschoss ist eine Dauerausstellung zum Thema Hexenverfolgung eingerichtet, die neben Informationen und Dokumenten zur Geschichte der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung dem Besucher sowohl durch die räumliche Inszenierung als auch durch den Einsatz audiovisueller Mittel emotionale und persönliche Impulse gibt, die das Phänomen der Hexenverfolgung für den heutigen Menschen nachvollziehbar macht und so Denkanstöße in Gang bringt. Im Dachgeschoss finden wechselnde Ausstellungen statt (siehe „Wechselausstellung“). Hier befindet sich auch der historische Zugang zum Stadtturm.

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Das Bild zeigt die Originalstadtmauer von 1650. Diese umschloss die ganze Stadt und hatte 22 Türme und zwei Eingänge. In den Türmen wurden später auch die Hexen einquartiert. Jede hatte einen eigenen Turm, in dem sie auf Steinboden hausen musste. Überreste dieser "Kerkertürme" sind heute noch in der Stadtmauer zu sehen.

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"Hexengeschirr": Dieses Geschirr (hauptsächlich zerbrochene Tassen und Schälchen) wurde genau so vorgefunden - auf einem Haufen in der Ecke. Wahrscheinlich handelt es sich um Geschirr, das die eingesperrten Hexen damals benutzten und das von ihren Angehörigen bereit gestellt werden musste. Nach deren Hinrichtung wollte niemand mehr Geschirr, von dem einmal eine Hexe gegessen hatte, und so wurde es einfach wahrlos auf einen Berg in die Eckt geschüttet, denn selbst zum Entsorgen wollte es niemand berühren.

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Man befindet sich in dem Turm, in dem die Hexen damals gefangen gehalten wurden. Durch die Luke (oben rechts) wurden die Frauen und Männer an einem Seilzug (oben links) in das Loch gelassen, denn der Turm hatte nur diesen Eingang nach unten. Die Höhe beträgt ca. 10 Meter. Wie düster diese Erfahrung war, wird deutlich, wenn man selbst im Turm steht.

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An dieser Stelle, auf ca. halber Höhe des Turmes, befindet sich ein rotes Kreuz, auf dem sich die Namen der Opfer der Hexenverfolgung nachlesen lassen. Jedoch konnten nicht alle Opfer identifiziert werden und sind somit auf diesem Kreuz nicht aufgelistet. Manche Familiennamen lassen sich noch heute in Zeil und Umgebung finden.

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