DDR - innerdeutsche Grenze
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Der Bau der Mauer
Vor dem Bau der Mauer waren seit 1949 ca. 2,7 Mio. Menschen aus der DDR geflohen. Da es sich meist um qualifizierte junge Arbeitskräfte handelte, hatte die Fluchtwelle verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft in der DDR. Um weitere Abwanderungen in den Westen zu verhindern, errichtete man die innerdeutsche Grenze. Noch am 15. Juni 1961 hatte Walter Ulbricht auf einer Pressekonferenz proklamiert: :Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. (...) Nur zwei Monate später sollte sich seine Aussage in eine Lüge verwandeln. Berlin, das letzte Schlupfloch für viele in den Westen, wurde am 13. August abgeriegelt. Die Absperrung verlief mitten durch Berlin. Zunächst wurden Stacheldrahtverhaue errichtet, wenig später folgte der Bau der Mauer und der Bau eines ausgeklügelten Grenzsicherungssystems.
Die Zonengrenze war auf 1378 Kilometer in ganzer Länge mit Stacheldraht und Minensperren abgeriegelt. Der Status Quo hatte sich damit verfestigt, die Teilung Deutschlands war vollzogen. Und ein Ausweg aus der Teilung war lange nicht in Sicht. Die internationale Politik war geprägt vom Gegensatz zwischen den Supermächten USA und der UdSSR. Erst mit dem Tauwetter im Osten und der Politik Gorbatschows seit Mitte der 80er Jahre rückte die Wende näher. Doch trotz Annäherung der beiden deutschen Staaten aneinander baute das SED-Regime die innerdeutsche Grenze zu einer undurchdringlichen Sperranlage aus.
Aufbau der Grenzanlagen
Anweisungen an die Grenzsoldaten
Dem folgenden Originaldokument sind genaue Anweisungen zu entnehmen, wie sich die Soldaten an der Grenze zu verhalten hatten. Neben dem Verbot jeglicher Kontaktaufnahme mit Personen auf der westlichen Seite beinhaltet das Dokument genaue Informationen zum Verfahren mit Grenzflüchtlingen und mit verdächtigen Personen.
Der Schießbefehl für Grenzsoldaten wurde erst im April 1989 ausgesetzt. Mind. 957 Menschen starben bei Fluchtversuchen aus der DDR. Bis 1989 schien eine Wiedervereinigung für viele in Ost und West ausgeschlossen.
Der Wandel im Osten und die Wiedervereinigung
Mit der Wahl M. Gorbatschows 1985 zum Generalsekretär der KPdSU begann die Wende. Seine Reformpolitik von Glasnost und Perestroika gab den oppositionellen Kräften im Ostblock starken Auftrieb. Glasnost und Perestroika, Offenheit und Umgestaltung, waren die zentralen Begriffe einer Reformpolitik, die gegen erstarrte Machtstrukturen und den Niedergang der sowjetischen Wirtschaft kämpfte. Während Polen und Ungarn die Chance sahen, sich von der Bevormundung der UdSSR zu befreien, lehnten indes die Machthaber der DDR die Reformideen Gorbatschows ab. Doch auch in der DDR war der Wandel nicht mehr aufzuhalten. Die Reformunwilligkeit der SED förderte den Widerspruch einer wachsenden Zahl Oppositioneller. Es bildeten sich unterschiedliche Oppositionsgruppen. Immer wieder unternahm die Staatsmacht Einschüchterungsversuche und je mehr die Opposition die Öffentlichkeit suchte, desto schärfer wurden die Restriktionen. Öffentliche Plätze und Privaträume wurden von der Staatssicherheit (MfS) observiert und Oppositionsgruppen mittels inoffizieller Mitarbeiter (IM) infiltriert.
Mit der Grenzöffnung zu Ungarn am 2. Mai 1989 formierte sich die Reformbewegung unter denjenigen, die die DDR nicht verlassen, sondern verändern wollten. Wir bleiben hier! - so lautete der Slogan der ersten Montagsdemonstration am 4.9.1989 in Leipzig, der sich bald in den Slogan Wir sind das Volk! wandelte.
Am 10. September 1989 gründete sich das "Neue Forum". Sein Gründungsaufruf entsprach einer allgemeinen Stimmung. „Fluchtbewegungen diesen Ausmaßes sind anderswo durch Not, Hunger und Gewalt verursacht. Davon kann bei uns keine Rede sein. Die gestörte Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft lähmt die schöpferischen Potenzen unserer Gesellschaft und behindert die Lösung der anstehenden lokalen und globalen Aufgaben. Wir verzetteln uns in übelgelaunter Passivität und hätten doch Wichtigeres zu tun für unser Leben, unser Land und die Menschheit.
In Staat und Wirtschaft funktioniert der Interessenausgleich zwischen den Gruppen und Schichten nur mangelhaft. Auch die Kommunikation über die Situation und die Interessenlage ist gehemmt. Im privaten Kreis sagt jeder leichthin, wie seine Diagnose lautet und nennt die ihm wichtigsten Maßnahmen.“ (Quelle: Neues Forum, in LEMO) Die DDR-Führung verkannte indessen die wirkliche Lage und hielt an ihrem Bild vom erfolgreichen Arbeiter- und Bauernstaat fest. Hunderttausende zogen indessen für Meinungs- und Versammlungsfreiheit auf die Straße. „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen. Nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen, nach den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit - welche Wandlung!“ (Stefan Heym)
Unter dem Druck der Masse entschloss sich schließlich die DDR-Führung zu neuen Schritten: Honecker trat zurück und die neue DDR-Führung lockerte die Restriktionen für die DDR-Bürger. Am 9.11.1989 gab Günter Schabowski, SED-Politbüromitglied, am Ende einer internationalen Pressekonferenz im Fernsehen die neue Reiseregelung der DDR bekannt, die noch in der gleichen Nacht zum Fall der Mauer führen sollte: „Privatreisen nach dem Ausland können ohne vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.“ Noch am selben Abend setzte ein Ansturm auf die Grenzübergänge ein und ein lang gehegter Traum ging für viele in Erfüllung.