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Erschließen und interpretieren Sie Fausts erste Begegnung mit Mephistopheles (1322-1384) hinsichtlich des Gesprächsverlaufs und der Charakterisierung Mephistopheles’.
(1) Die Szene „Nacht“ zeigt einen verzweifelten Faust, der nur durch die Osterglocken vom Selbstmord abgehalten wird, die Szene „Vor dem Tor“ lässt ihn einsam und isoliert inmitten des fröhlichen Volkes erscheinen. Im „Studierzimmer“ nun spitzt sich die Dramatik der Handlung zu: Die ausgewählten Verse (1322-1384) umfassen das erste Aufeinandertreffen Fausts mit Mephisto(pheles).
(2) Der Pudel, der Faust in die Stube gefolgt ist, verwandelt sich in Mephistopheles. Schritt für Schritt realisiert Faust während des Gesprächs nun dessen Wesen.
(3) Auf die verständlicherweise neugierigen – und somit nicht überraschenden – Fragen Fausts antwortet Mephisto dabei zuerst ausweichend, indem er den Wert der Fragen anzweifelt (V. 1327), oder aber in „Rätselwort[en]“ (V. 1337) antwortet, wie es Faust beschreibt. Während Faust verdeutlicht, dass er durch seinen Namen sein Wesen erkennen will (V. 1331f.: „Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen / gewöhnlich aus dem Namen lesen“), repliziert Mephisto metaphorisch, er sei „Ein Teil von jeder Kraft, / die stets das Böse will und stets das Gute schafft“ (V. 1336). In dieser Situation wirkt Mephisto seinem Gesprächspartner überlegen, da er sich durch seine verschlüsselten Antworten einen Wissensvorsprung aufrecht erhält.
(4) Diese Überlegenheit zeigt nun aber die auf Fausts Nachfrage folgende Selbstbeschreibung. Selbstbewusst charakterisiert Mephisto sich als zerstörende Kraft. Er sei „der Geist, der stets verneint“ (V. 1338) und konstatiert, „[...] alles was entsteht / ist wert dass es zugrunde geht“ (V. 1339/40). Auch hier charakterisiert sich Mephisto in einer Antithese, die etwas Positives (das Entstehen) dem von ihm verkörperten Negativen (Zugrundegehen) gegenüberstellt. Er sieht sich als Teil der Finsternis, aus der das Licht – also die Schöpfung – entstanden ist und tut die Hoffnung kund, dass dieses Licht wieder vernichtet wird (V. 1346-1358). Er führt seine Existenz sozusagen auf die Zeit vor den Schöpfungsakt Gottes zurück, was sein Selbstbewusstsein unterstreicht.
(5) Nun aber wird deutlich, dass Faust die Gestalt des Mephisto erkannt hat. Das Kräfteverhältnis im Gespräch scheint sich fortan zu verlagern. Aus dem fragenden, unwissenden Faust wird der vorwurfsvoll agierende Faust, der sein Gegenüber mit dem Scheitern seiner bisherigen Bemühungen konfrontiert. Seine Anklage formuliert er in einer Antithese (V. 1360f.: „Du kannst im Großen nichts vernichten / Und fängst es nun im Kleinen an“), die den Gegensatz zwischen dem „Großen“, in dem Mephisto erfolglos ist, und dem „Kleinen“ heraushebt. In den folgenden Versen gesteht dieser sein Scheitern ein. Immer zirkuliere ein „neues, frisches Blut“ (V. 1372) – ein Beleg dafur, dass das Zerstörungswerk gescheitert ist. Sein letztes Refugium sei das Feuer (V. 1375ff.).
(6) Der Textausschnitt endet mit einem Appell Fausts an Mephisto. Da dessen Zerstörungswerk „vergebens“ sei (V. 1382), ruft er ihm zu: „Was anders suche zu beginnen / Des Chaos wunderlicher Sohn“.
(7) Die erste Begegnung Fausts mit Mephistopheles dokumentiert nicht nur die übernatürlichen Kräfte des Letzteren, sondern auch dessen Schlitzohrigkeit, als er sich Faust nur verrätselt zu erkennen geben will. Als Faust ihn schließlich erkannt hat, offenbaren sich zugleich sein zerstörerischer Wille wie auch die bisherige Erfolglosigkeit seines Tuns, mit der Faust ihn konfrontiert. Im vorliegenden Szenenausschnitt können Faust und Mephisto – die häufige Verwendung von Antithesen setzt dies auch sprachlich um – als Gegenspieler gedeutet werden: Faust ist der Schöpfung und dem „Guten“ zugewandt, Mephisto von Zerstörungswillen und dem „Bösen“ durchdrungen.
Bearbeitungsaufgaben:
A. Lies den Text gründlich durch, nachdem du die entsprechende Textstelle nochmals gelesen hast. Dies solltest du immer dann wiederholen, wenn du einzelne Teilaufgaben getrennt bearbeitest.
B. Markiere Verweise direkter oder indirekter Art in grün. (Bsp.: Ein direkter Verweis findet sich gleich in (3): „„Rätselwort[en]“ (V. 1337)“ – ein indirekter Verweis wäre „Sein letztes Refugium sei das Feuer (V. 1375ff.)“ am Ende von (5))
C. Markiere die jeweilige Haupt-Interpretationsthese der Absätze (3) bis (6) in blau.
D. Versuche, in Worte zu fassen, inwiefern die grün markierten Verweise in einer Beziehung zur Haupt-Interpretationsthese des jeweiligen Absatzes stehen. (Bsp.: in (6) belegt das direkte Zitat, dass es sich um einen Appell Fausts an Mephisto handelt).
E. Markiere alle analysierten sprachlichen Mittel in gelb und streiche mit orange an, welche Funktionen ihnen zugeschrieben werden.
F. Überlege, ob auch der Versstruktur (Versmaß, Reim) an zentralen Stellen eine vergleichbare bzw. nennenswerte Funktion zuzuschreiben ist.
G. (im Anschluss an F) Überlege, welche Wirkung die Antilabe in V. 1335 auf die Zuhörer/Zuschauer hat. (Vermeide Standardaussagen wie „sie erhöht die Aufmerksamkeit“ u.ä.; informiere dich ggfs., was eine Antilabe ist)
H. Sammle im vorliegenden Text (a) Verben, die direkt die Handlung bzw. den Text beschreiben und (b) Verben, deren Verwendung gleichzeitig eine Interpretation darstellt. Lege dir eine Tabelle mit zwei Spalten (a/b) an. (Bsp.: zu (a) zählen: verwandelt, antwortet…; zu (b) zählen: verdeutlicht, wirkt…)
I. Suche möglichst viele Verben aus beiden Kategorien, von denen du erwartest, dass du sie häufig in Analysetexten einsetzen kannst. Lege dann ein neues Übersichtsblatt für das Portfolio mit diesen Verben an und suche mit Hilfe eines Synonym-Wörterbuchs möglichst viele synonyme Ausdrücke. Auf diese Weise erhältst du ein Verzeichnis über Verben, die du in Erschließungsaufsätzen verwenden kannst. Solltest du (Fremd-)Wörter noch nicht kennen, notiere dir unbedingt die Bedeutung dazu!