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Analysieren von Sachtexten mit anschließendem Erörterungsauftrag: Sachtextanalyse (ST-A) angemessen gestalten

Bei längeren Sachtexten und im Vergleich kurzer Bearbeitungszeit (wenn z.b. die ST-A nur die Hälfte der Aufgabe ausmacht) ist es umso wichtiger, sich abstrahierend von der Textstruktur zu lösen - das bedeutet: es sollte nicht mehr jedem einzelnen Absatz viel Aufmerksamkeit geschenkt werden, sondern die zentrale Aussage des gesamten Textes muss herausgearbeitet werden. Welche These vertritt der Autor (die Autorin)? Welche Argumente und Beispiele führt sie dafür an? Ein abschnittsweises Vorgehen beinhaltet die extreme Gefahr, sich in Einzelheiten und Details zu verlieren. Der Leser sieht dann den Wald (Gesamtaussage) vor lauter Bäumen (unmotiviert wirkende Aneinanderreihung von Einzelaussagen) nicht mehr.
An zentralen Stellen, die z.B. direkt zitiert werden (bitte mit Angabe der Quelle!), bietet es sich dann an, auch einzelne zentrale rhetorische Gestaltungsmittel einzubeziehen.

Kritische Stellungnahme

Eine kritische Stellungnahme im Anschluss an eine Sachtextanalyse ist eigentlich der Kern der eigenen geistigen Leistung. Daher ist damit zu rechnen, dass diese mit mindestens 50% in die Gesamtleistung eingeht. Das bedeutet auch, dass sie mit besonderer sprachlicher (!) und gedanklicher (!) angefertigt werden muss. Die Stellungnahme fällt umso einfacher, je klarer aus dem vorhergehenden Sachtext in der ST-A eine Aussage herausgearbeitet wurde, und je präziser Argumente und Beispiele benannt wurden. Dann ist es nämlich möglich, nicht nur die These des Textes zu diskutieren, sondern auf Argumente und Beispiele (bzw. Subargumente) auch explizit Bezug zu nehmen.

Sprachliche Mittel sinnvoll integrieren

Die Analyse der Sprachverwendung ist, wie schon oft besprochen, kein Selbstzweck! Es werden keine Punkte für das Erkennen des Satzbaus, einer bestimmten Wortwahl oder rhetorischer Gestaltungsmittel vergeben! Entscheidend ist, die Wirkung einzelner sprachlicher Auffälligkeiten im Hinblick auf die Argumentation, den Aufbau oder den Verlauf des Textes zu erklären.
Bsp.: Der Konjunktiv in Zeile 61 "man könne ein breiteres Publikum für Geschichte interessieren" zeigt auf, dass die Autorin diesem Modetrend im Geschichtsfilmbereich eher kritisch gegenüber steht.
Die Grundaussage, dass die Autorin diesem Modetrend kritisch gegenüber steht, stimmt zwar. Aber was zeigt sie durch den Konjunktiv? Der Konjunktiv zeigt in diesem Fall, dass sie sich die Aussage von Befürwortern dieses Trends, durch die Emotionalisierung könne ein breiteres Publikum für Geschichte interessiert werden, nicht zu eigen macht - und dass sie diese statt dessen in der distanziert wirkenden indirekten Rede wiedergibt. Im obigen Zitat wird aber nicht deutlich, von wem diese Aussage kommt, von der sich die Autorin distanziert, bzw. in welchem Kontext diese Distanzierung stattfindet. Nur wenn dies auch im Klausurtext deutlich wird, macht die Anführung des Konjunktivs Sinn!
Bsp.: Mit Adjektiven wie "verzweifelt" (Z. 31) oder "kniefällig" (Z. 46) will die Autorin die Darstellung der Szenen im Film verdeutlichen, aber auch auf beinahe ironische Weise die Meinung des Lesers beeinflussen.
Hier ist wieder klar, welche Darstellung im Film damit verdeutlicht wird (die der Hauptfigur? die einer anderen Figur?), was genau damit verdeutlicht werden soll (die Emotionalität der Szenen, von der sich die Autorin distanziert?) - und unklar bleibt auch, inwiefern das ironisch sein kann, und inwiefern damit die Meinung des Lesers beeinflusst werden kann. Daraus folgt: Bei der Sprachanalyse sollten nicht immer die harten, aber nichtssagenden Geschütze ("Meinung des Lesers beeinflussen") aufgefahren werden. Statt dessen wäre es wichtiger, welcher (zentrale) Inhalt mit welchen sprachlichen Mitteln zu welcher Aussage gemacht wird. (s.o.) Bitte auch die Hinweise zum Zitieren beachten!

Sinnvolle und sinnlose Wiederholungen

1. Wiederholungen nerven Leser umso mehr, umso bedeutungsloser die wiederholten Wörter sind (v.a. bei "Partikeln" wie "auch", "und", "jedoch" oder Adverbien und Adverbialen wie "deshalb", "des Weiteren", "deswegen" usw. der Fall). 2. Zentrale Themen können wiederholt werden. Bsp. einer Einleitung:
Wer kennt sie nicht, die gefühlsbetonten Historienfilme? Sie ziehen Millionen von Zuschauern vor den Fernsehe, wie erst vor kurzem "Hindenburg". Aber über die Frage, inwieweit dieser und andere derartige Filme der historischen Realität entsprechen, machen sich vermutlich nur wenige der zahlreichen Zuschauer Gedanken. Ihre Meinung zum Thema, welche Wirkung geschichtliche Spielfilme hinterlassen, veröffentlichte Evelyn Finger in einem Aufsatz in der Wochenzeitung "Die Zeit".
Bemerkung: In der ersten Zeile der Einl. wird der schöne Begriff der "gefühlsbetonten Historienfilme" verwendet. Es empfiehlt sich nicht, am Ende auf die nicht genau treffende Bezeichnung "geschichtliche Spielfilme" auszuweichen, nur um eine Wiederholung zu vermeiden. Der Begriff am Anfang der Einleitung ist zweifelsohne der beste und passendste Begriff. Eine Wiederholung stört nicht.