Verbesserung des Übungsaufsatzes und Hinweise zur Schulaufgabe
Die Verbesserung des Übungsaufsatzes dient der zielgerichteten Vorbereitung auf die Schulaufgabe. Die Vorbereitung stützt sich auf zwei Pfeiler: Einerseits haben Sie mit der Korrektur Ihres Übungsaufsatzes konkrete Verbesserungsvorschläge erhalten, auf der anderen Seite informiert Sie diese Zusammenstellung über häufig auftretende Probleme und gibt konkrete Hinweise zur Arbeit in der Schulaufgabe. Ich empfehle Ihnen, diese Zusammenstellung konzentriert durchzuarbeiten – denn Sie wissen besser als ich, welche Problemebereiche auch für Sie relevant sein könnten. Zudem werden Sie merken, dass Ihr Lerneffekt höher ist, wenn Sie nicht nur die konkreten Tipps berücksichtigen, die ich Ihnen mit der Korrektur gegeben habe, sondern wenn Sie sich darüber hinaus nochmals mit der Materie beschäftigen und Ihre eigene Arbeitsweise selbst kritisch reflektieren.
==== Autor und Sprecher („lyrisches Ich“) nicht verwechseln ====
Verwechseln Sie nicht den Sprecher im Gedicht mit dem Autor. Zwar beeinflusst das persönliche Erleben des Autors meist sein künstlerisches Schaffen, trotzdem müssen die Kategorien „Sprecher“ (der etwas angestaubte Begriff des „lyrischen Ichs“ ist hier ebenso gebräuchlich) und „Autor“ getrennt werden.
Sinnvolle Gliederung vornehmen
Nehmen Sie eine sinnvolle Gliederung vor. Gut wäre es, wenn Sie für die Analyse jeder Strophe einen Gliederungspunkt einplanen (sollte ein Gedicht zehn Strophen umfassen, ist es selbstverständlich sinnvoll, mehrere Strophen zu einem Punkt zusammenfassen). Verfügt ein Gedicht aber nur über drei oder vier Strophen, ist es sinnvoller, jede in einem eigenen Unterpunkt zu besprechen, um der Gefahr zu entgehen, zu globale Folgerungen zu ziehen. Solche globale Folgerungen sind nur schwer zu belegen und für den Leser daher oft nur schwer nachvollziehbar.
Deutung gleich in der Einleitung?
Es ist fraglich, ob es sinnvoll ist, seine Deutung gleich in der Einleitung explizit zu formulieren. Unter Umständen ist es also besser zu schreiben „Das Gedicht beschreibt …“ als „Das Gedicht will deutlich machen …“.
Zitate grammatikalisch richtig in den Satz einfügen
Zitate müssen so in den Satz eingepasst werden, dass die Grammatik stimmig ist. Möglich ist also z.B.: Der Sinn der Schule wird darin gesehen, „den Guten wie den Bösewichtern / den Lernstoff quasi einzutrichtern“ (Z. 3/4). Ist es nicht möglich, das direkte und wörtliche Zitat in den eigenen Text einzupassen, kann in Klammern darauf Bezug genommen werden (hier kann sowohl wörtlich zitiert als auch eine Beschränkung auf die Angabe der Zeilen vorgenommen werden, falls diese eindeutig sind).
An entscheidenden Stellen Präzision im Ausdruck
Vor allem an entscheidenden Stellen ist es wichtig, im Ausdruck präzise zu sein. Überlegen Sie selbst: welche Passagen (Gliederungspunkte) sind in einer Gedichtinterpretation von besonderer Bedeutung?
Deutung etwas weniger dogmatisch formulieren
Oft ist es sinnvoll, die eigene Deutung etwas weniger dogmatisch (absolut) zu formulieren und sich und dem Leser klar zu machen, dass man gerade „nur“ ein Gedicht analysiert hat. Statt in recht absoluter Form zu schreiben: „Doch meist hat die schulische Leistung keinen Einfluss auf das Berufsleben“ bietet sich vielleicht eine etwas zurückhaltendere Formulierung dieser Art an: „Doch meist, so die Aussage des Gedichts, hat die schulische Leistung keinen Einfluss auf das Berufsleben“
Inhalt nicht auf Form zurückführen
Seien Sie vorsichtig mit Rückschlüssen von Form auf Inhalt. Es kann durchaus sein, dass sich ein neuer Inhalt mit einer neuen Form verbindet (z.B. bei Gleims „Die Schule“ steht der vierversigen und einleitenden ersten Strophe eine inhaltlich klar zu unterscheidende zweite Strophe mit zehn Versen gegenüber). Allerdings ist eine gewisse Skepsis angebracht, wenn Sie eine Korrespondenz von wirklich nur kleinen formalen Differenzen zu deutlichen inhaltlichen Unterschieden ansetzen: „Der erste Vers ist neunsilbig, und die folgenden achtsilbig, woran man den inhaltlichen Gegensatz zwischen Schule und Berufsleben sehen kann.“
Deutungen belegen
Es ist unerlässlich, dass Sie Ihre Deutung belegen, d.h. direkt auf eine Textstelle beziehen. Oft reicht es dafür nicht aus, einfach nur auf diese Textstelle zu verweisen. Dann ist es notwendig, dem Leser zu erklären, warum diese Textstelle Ihre Deutung stützt. Beachten Sie bitte auch: Stilmittel haben in der Regel den größeren Einfluss auf die Wirkung eines Gedichts als das Versmaß! Vergessen Sie nicht, Stilmittel dann in die Betrachtung einzubeziehen, wenn sie einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung des Gedichts haben.
Das Gedicht nicht als Beweis für gesellschaftliche Zustände nehmen
Gerade im Schluss, wenn eine über das Werk hinausgehende Deutung unternommen werden soll, beachten Sie bitte, dass Gedichte nicht als Beweis für gesellschaftliche Zustände dienen können – Gedichte sind poetische und daher auch fiktionale Texte (vgl. unsere Grundwissenswiederholung zu Beginn des Schuljahres). Schreiben Sie also nicht: „Wie man an diesem Gedicht sieht, befindet sich die Schule auf einem Irrweg“, sondern besser: „Dieses Gedicht wirft der Schule vor, sich auf einem Irrweg zu befinden“
Absätze machen die Arbeit übersichtlich
Der äußere Eindruck Ihrer Arbeit profitiert enorm davon, wenn Sie zwischen jedem Gliederungspunkt im Text eine Zeile frei lassen.
Komplizierte Sätze überarbeiten
Überarbeiten Sie am Ende der Arbeitszeit Ihre Formulierungen. Sie können unpassende Begriffe durch präzisere ersetzen, vor allem sollten Sie aber komplizierte Sätze vereinfachen. Häufig neigt man dazu, zwei verschiedene Gedanken in einen Schachtelsatz zu zwängen. Hier ist dann das „Entschachteln“ sinnvoll – nämlich zwei oder sogar drei aufeinanderfolgende Sätze zu formulieren. Sie können aber auch Umstellungen im Satzbau (durch die sogenannte „Umstellprobe“) vornehmen. Versuchen Sie sich an diesem Satz: „Nämlich, dass, auch wenn man sich in der Schule schwer tut und als dumm abgestempelt wird, man es doch weiter bringen kann als diese, die ständig nur lernen.“
Einige allgemeine Hinweise
Merken Sie sich: „weiß“ kommt von „wissen“ und wird daher mit „ß“ geschrieben. Schreiben Sie „…-weis-…“, so ist das nur korrekt, wenn es sich auf den Verbstamm „weisen“ bezieht (z.B. in „hinweisen“, „abweisen“; „es weist darauf hin“).
Merken Sie sich vor allem, dass „vor allem“ noch getrennt geschrieben wird, auch wenn es – zumindest im Landkreis Haßberge – inzwischen bei Schülern einen deutlichen Trend (ca. 99-100%) zur Zusammenschreibung „vorallem“ gibt. Diese ist aber – noch – nicht korrekt. Etwas ältere Leser (= Ihr Lehrer) stolpern beim Leser immer darüber.