Der Unterschied zwischen "selbst" und "selber": Unterschied zwischen den Versionen
(→Sagt man nun besser „Sind Louise und Ferdinand an ihrem Unglück selber schuld?“ oder „Sind Louise und Ferdinand an ihrem Unglück selbst schuld?“?) |
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− | Sie sind Nachfahren des Wörtchens „selb“, das heute eigentlich ausgestorben ist, vor etwa tausend Jahren aber auch in dieser Gegend ganz häufig gewesen sein dürfte. Während „selber“ und „selbst“ heute als Pronomen (oder Adverbien) verwendet werden, war „selb“ ein Adjektiv. Man könnte also glatt auf die Idee kommen, dass „selber“ und „selbst“ die Steigerungsformen von „selb“ wären. Doch dem ist nicht so, auch wenn es selbst die Gebrüder Grimm vermuteten (die Grimms gelten heute als Märchenerzähler, doch sie waren | + | Sie sind Nachfahren des Wörtchens „selb“, das heute eigentlich ausgestorben ist, vor etwa tausend Jahren aber auch in dieser Gegend ganz häufig gewesen sein dürfte. Während „selber“ und „selbst“ heute als Pronomen (oder Adverbien) verwendet werden, war „selb“ ein Adjektiv. Man könnte also glatt auf die Idee kommen, dass „selber“ und „selbst“ die Steigerungsformen von „selb“ wären. Doch dem ist nicht so, auch wenn es selbst die Gebrüder Grimm vermuteten (die Grimms gelten heute als Märchenerzähler, doch sie waren in erster Linie Deutschlands bedeutendste Sprachforscher der 19. Jahrhunderts). Unsere beiden gesuchten Wörter sind sogenannte „erstarrte Kasus“, nämlich der Nominativ (selber, andere Flexionsendung als heute) bzw. der Genitiv Singular (selbes – aus dieser Form wurde das heute übliche „selbst“). Im Lauf der Jahrhunderte setzte es sich durch, dass „selber“ und „selbst“ für alle Genera und Kasus gebraucht wurden. So kennen wir heute keine Flexionsformen dieser beiden Wörter mehr. Warum aber nun „selbst“ als standardsprachlich gilt und „selber“ nicht, darüber kann nur gemutmaßt werden… |
Version vom 3. Februar 2009, 21:24 Uhr
Sagt man nun besser „Sind Louise und Ferdinand an ihrem Unglück selber schuld?“ oder „Sind Louise und Ferdinand an ihrem Unglück selbst schuld?“?
Die Antwort könnte lauten: Am Stammtisch wäre, soweit „Kabale und Liebe“ dort überhaupt ein Gesprächsthema ist, die erste Ausdrucksweise wahrscheinlich angemessener. Im Aufsatz oder Zeitungsartikeln – also im Geschriebenen – erwarten die meisten Menschen „selbst“. So kann man es zumindest Rechtschreibwörterbüchern wie dem „Duden“ oder dem „Wahrig“ entnehmen. Dort ist nach „selber“ die Abkürzung „ugs.“ für „umgangssprachlich“ vermerkt, während bei „selbst“ aufgrund seines standardsprachlichen Gebrauchs ein solcher Eintrag fehlt.
Woher aber kommen diese beiden Wörter überhaupt?
Sie sind Nachfahren des Wörtchens „selb“, das heute eigentlich ausgestorben ist, vor etwa tausend Jahren aber auch in dieser Gegend ganz häufig gewesen sein dürfte. Während „selber“ und „selbst“ heute als Pronomen (oder Adverbien) verwendet werden, war „selb“ ein Adjektiv. Man könnte also glatt auf die Idee kommen, dass „selber“ und „selbst“ die Steigerungsformen von „selb“ wären. Doch dem ist nicht so, auch wenn es selbst die Gebrüder Grimm vermuteten (die Grimms gelten heute als Märchenerzähler, doch sie waren in erster Linie Deutschlands bedeutendste Sprachforscher der 19. Jahrhunderts). Unsere beiden gesuchten Wörter sind sogenannte „erstarrte Kasus“, nämlich der Nominativ (selber, andere Flexionsendung als heute) bzw. der Genitiv Singular (selbes – aus dieser Form wurde das heute übliche „selbst“). Im Lauf der Jahrhunderte setzte es sich durch, dass „selber“ und „selbst“ für alle Genera und Kasus gebraucht wurden. So kennen wir heute keine Flexionsformen dieser beiden Wörter mehr. Warum aber nun „selbst“ als standardsprachlich gilt und „selber“ nicht, darüber kann nur gemutmaßt werden…