Im Gewitter verirrt
Es war so dunkel, dass Ludwig seine Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Es blitzte und donnerte und er kämpfte gegen den peitschenden Regen an. Wie ein gewaltiger Wasserfall strömte das Wasser vom Himmel herab.
Eigentlich hatte er mit seinem Freund Klaus nur ein bisschen durch den Wald streunen wollen, um ein Baumhaus zu bauen. Sie hatten sich getrennt, um Holz für dieses zu suchen. Nachdem Ludwig etwa eine halbe Stunde allein im Wald herumgestreift war, waren ganz plötzlich dunkle Wolken aufgezogen und er hatte ein gewaltiges Donnergrollen über sich gehört. Er wurde vom Gewitter überrascht. es war schließlich so schnell fürchterlich dunkel geworden, dass Ludwig vor Schreck stehen geblieben war. Er hatte Klaus völlig aus den Augen verloren und schon lange keine Ahnung mehr, wo er selbst sich befand. „Klaus! Wo bist du?“, schrie er jetzt gegen den tosenden Lärm des Regens an. Da – war da nicht ein ganz leises Rufen zu hören? „Klaus!“, brüllte Ludwig noch einmal und lauschte angestrengt in die Richtung, aus der die Antwort gekommen zu sein schien. Doch diesmal konnte er beim besten Willen nichts außer dem Regen hören. Bis auf die Haut war Ludwig nun durchweicht. Das Wasser lief ihm in Strömen übers Gesicht, sodass er kaum noch etwas sehen konnte. Seine Verzweiflung wuchs in jeder Sekunde. „Ich muss Klaus finden!“, sagte er sich und rannte einfach los. Immer der Nase lang, er sah nicht, wo er hinlief, aber er konnte ja nicht einfach stehen bleiben und warten. Er musste Klaus suchen. „Wer weiß, was alles passieren könnte!“, dachte er panisch. „Wären wir doch bloß nicht in diesen verfluchten Wald gegangen!“ Er rannte immer weiter, strauchelte über Wurzeln, rappelte sich wieder auf. Da! Ein greller Blitz zuckt über den Himmel. Plötzlich gibt es einen gewaltigen Knall. Stockenden Atems sieht Ludwig, dass eine alte Eiche nur etwa 50 Meter vor ihm Feuer gefangen hat und sofort lichterloh brennt. „Oh Gott!“ Mehr kann der Junge, der nun wie erstarrt ist, gar nicht mehr denken. Der lodernd brennende Baum schwankt. „Er wird fallen!“, ist Ludwig mit einem Mal klar und automatisch wirft er sich zu Boden und schützt seinen Kopf mit den Armen. Ohren betäubender Lärm, dann bebt der Boden unter ihm einen Moment, dann sind nur noch der Regen und das Knistern des Feuers zu hören. „Gott sei Dank, ich lebe noch!“, denkt Ludwig als erstes. Vorsicht hebt er den Kopf und blickt um sich. Der Baum lag etwa dreißig Meter neben ihm und brannte. Der Regen ließ langsam nach, anscheinend verzog sich das Gewitter, da auch das Donnern nur noch als leises Grollen zu hören war. Ludwig richtete sich auf und lief weiter, um Klaus zu suchen. Hoffentlich war ihm nichts passiert! Da sah er auf einmal eine Gestalt, die unter einem Baum kauerte. „Klaus!“, rief Ludwig glücklich. „Ludwig?“ „Ja! Gott sei Dank, da bist du ja endlich!“
Die beiden Freunde warteten zusammen unter dem Baum ab, bis der Regen aufgehört hatte. „Wir hatten großes Glück, dass uns nichts passiert ist!“, meinte Ludwig. „Vielleicht sollten wir das Baumhaus lieber in unserem Garten bauen.“, schlug Klaus vor. Patschnass und schlotternd vor Kälte machten sie sich auf den Heimweg.
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Gestaltungsmittel
EINLEITUNG:
Sie beginnt mitten im Geschehen und ist daher besonders spannend.
Schildernde Elemente (farbig markiert) sind bereits geschickt eingesetzt.
Hauptteil:
Rückblick im Plusquamperfekt:
Erklärung, wie es zu der Situation kam, kurze Einführung der Personen
Innere Handlung
Wörtliche Rede
Deutlich beginnender Höhepunkt im szenischen Präsens
Ende des Höhepunkts = Präteritum
Schluss:
Weiterhin lebendig durch wörtliche Rede und schildernde Elemente
Abrundung durch Erklärung der Folgen
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