Kommentar: Unterschied zwischen den Versionen
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* Der Kommentar erfordert die selben Vorarbeiten wie eine Erörterung - sie müssen unter Umständen sogar noch umfangreicher sein. Es gilt, ein Thema in mehrere Richtungen abzuwägen und Argumente in größerer Anzahl zu sammeln. Dann muss ich entscheiden: '''Welche Argumente sind die wichtigsten? Welche Argumentationsgänge kann ich gut ausführen?''' Das heißt: Obwohl ich in einem Kommentar nur bis zwei bis drei Argumente ausführen muss, muss ich das Thema wesentlich umfangreicher durchdenken. | * Der Kommentar erfordert die selben Vorarbeiten wie eine Erörterung - sie müssen unter Umständen sogar noch umfangreicher sein. Es gilt, ein Thema in mehrere Richtungen abzuwägen und Argumente in größerer Anzahl zu sammeln. Dann muss ich entscheiden: '''Welche Argumente sind die wichtigsten? Welche Argumentationsgänge kann ich gut ausführen?''' Das heißt: Obwohl ich in einem Kommentar nur bis zwei bis drei Argumente ausführen muss, muss ich das Thema wesentlich umfangreicher durchdenken. | ||
* Der Kommentar weist ebenso wie die Erörterung eine argumentative Struktur auf. Das bedeutet im Einzelnen: (1) Es ist eine klare POSITION erkennbar, (2) auf welche sich THESEN beziehen. (3) Diesen Thesen sind ARGUMENTE zugeordnet, die auf dieser Ebene möglichst Oberbegriffe enthalten und noch wenig konkret sein soll. (4) Diese Begründungszusammenhänge werden durch konkrete BEISPIELE gestützt und erklärt. | * Der Kommentar weist ebenso wie die Erörterung eine argumentative Struktur auf. Das bedeutet im Einzelnen: (1) Es ist eine klare POSITION erkennbar, (2) auf welche sich THESEN beziehen. (3) Diesen Thesen sind ARGUMENTE zugeordnet, die auf dieser Ebene möglichst Oberbegriffe enthalten und noch wenig konkret sein soll. (4) Diese Begründungszusammenhänge werden durch konkrete BEISPIELE gestützt und erklärt. | ||
− | * Der '''Unterschied zur Erörterung''' liegt vor allem darin, dass die Gliederung des Kommentars viel weniger schematisch ist. Während man die oben vorgestellte argumentative Struktur bei der Erörterung der Reihe nach durchläuft, kann der ganze Ablauf beim Kommentar auch auf den Kopf gestellt werden. Zudem ist der Kommentar oft weniger konkret: Einzelbeispiele fehlen oft. | + | * Der '''Unterschied zur Erörterung''' liegt vor allem darin, dass die Gliederung des Kommentars '''viel weniger schematisch''' ist. Während man die oben vorgestellte argumentative Struktur bei der Erörterung der Reihe nach durchläuft, kann der ganze Ablauf beim Kommentar auch auf den Kopf gestellt werden. Zudem ist der Kommentar oft '''weniger konkret''': Einzelbeispiele fehlen oft. |
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* Es gilt die Grundregel: Äußere dich nur zu Dingen, bei denen du dich wirklich auskennst. Alles andere gehört an den Stammtisch, nicht in den Kommentar. Damit du die Möglichkeit hast, dich fundiert zu einem Thema zu äußern, werden Kommentare in der Regel mithilfe von zur Verfügung stehenden Materialien (Texten, Bilder, Diagrammen, Statistiken) verfasst. Somit kommt der '''sorgfältigen Materialauswertung''' besondere Bedeutung zu. | * Es gilt die Grundregel: Äußere dich nur zu Dingen, bei denen du dich wirklich auskennst. Alles andere gehört an den Stammtisch, nicht in den Kommentar. Damit du die Möglichkeit hast, dich fundiert zu einem Thema zu äußern, werden Kommentare in der Regel mithilfe von zur Verfügung stehenden Materialien (Texten, Bilder, Diagrammen, Statistiken) verfasst. Somit kommt der '''sorgfältigen Materialauswertung''' besondere Bedeutung zu. | ||
* Grundsätze für die Auswertung von Material: | * Grundsätze für die Auswertung von Material: | ||
− | * '''Genauigkeit''': Informationen aus dem Material müssen genau und unverfälscht verwertet werden. ''Beispiel: In einem Interview mit dem Innenminister sagt dieser aus, die meisten Einbrüche würden tagsüber verübt. Hier wäre es zu ungenau, in | + | * '''Genauigkeit''': Informationen aus dem Material müssen genau und unverfälscht verwertet werden. ''Beispiel: In einem Interview mit dem Innenminister sagt dieser aus, die meisten Einbrüche würden tagsüber verübt. Hier wäre es zu ungenau, in den eigenen Kommentar die Aussage zu übernehmen: "Die meisten Einbrüche werden tagsüber verübt." - Das könnte man streng genommen nur behaupten, wenn man sich in der Kriminalstatistik versichert hat. Die genauestmögliche Übernahme in den eigenen Text wäre: "Laut Innenminister werden die meisten Einbrüche tagsüber verübt."'' |
− | * '''Qualität statt Quantität''': Triff eine sinnvolle Auswahl - und überlege genau, was du wo in deiner Argumentation verwenden kannst (''Möglichkeiten:'' Verwendung von Fakten zur Stützung von Argumenten; Verwendung von konkreten | + | * '''Qualität statt Quantität''': Triff eine sinnvolle Auswahl - und überlege genau, was du wo in deiner Argumentation verwenden kannst (''Möglichkeiten:'' Verwendung von Fakten zur Stützung von Argumenten; Verwendung von konkreten Beispielen; Verwendung von Zitaten zur Illustration einer These oder eines Arguments; Verwendung von Zitaten für die Einleitung oder Überleitung; Verwendung einzelner Informationen, um die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen; Verwendung von Informationen/Zitaten/Ergebnissen, um dagegen zu argumentieren.) |
− | * '''Kein Referat''': Du sollst die Informationen aus dem Material nicht einfach referieren (oder schlimmer noch), sondern in deine Argumentation einbauen. Das bedeutet: Erst muss deine Argumentation stehen, dann baust du die konkreten Informationen aus dem Material ein! | + | * '''Kein Referat''': Du sollst die Informationen aus dem Material nicht einfach referieren (oder schlimmer noch abschreiben), sondern in deine Argumentation einbauen. Das bedeutet: Erst muss deine Argumentation stehen, dann baust du die konkreten Informationen aus dem Material ein! |
* '''Eigene Wortwahl''': Informationen aus dem Material müssen - ähnlich wie in der W-Seminar-Arbeit - immer in eigenen Worten formuliert werden. Dadurch kannst du beweisen, dass du die Informationen wirklich verstanden hast. Direkte Zitate stehen nur an ganz entscheidender Stelle - und nur dann, wenn die Zitate wirklich prägnant sind. | * '''Eigene Wortwahl''': Informationen aus dem Material müssen - ähnlich wie in der W-Seminar-Arbeit - immer in eigenen Worten formuliert werden. Dadurch kannst du beweisen, dass du die Informationen wirklich verstanden hast. Direkte Zitate stehen nur an ganz entscheidender Stelle - und nur dann, wenn die Zitate wirklich prägnant sind. | ||
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− | + | ==== Der Kommentar ist eine journalistische Textsorte - Hinweise zur stilistischen Gestaltung ==== | |
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!Was du in einem Kommentar tun solltest!!Was du in einem Kommentar NICHT tun solltest | !Was du in einem Kommentar tun solltest!!Was du in einem Kommentar NICHT tun solltest | ||
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− | | 1 || 2 | + | | * Eine passende Überschrift finden - Denke dabei daran: Du willst potentielle Leser mit der Überschrift überzeugen, deinen Text zu lesen. Sie darf durchaus schon auf deine Position hinweisen. (Beispiele siehe Arbeitsblatt mit den Kommentareinstiegen aus dem Zeitungsbeispiel)|| - |
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+ | | * Einen gut durchdachten Einstieg wählen. Verschiedene Strategien zum Einstieg findest du mithilfe des Arbeitsblattes. || * Manchmal benutzen Schreiber den Einstieg, um gleich "losledern" zu können. In der Journalistik spricht man von einem "Geradeaus-Kommentar", der - ohne Abwägung und in sehr zugespitzter Form - lediglich die eigene Meinung herausstellt und andere Meinungen mitunter abqualifiziert. Das ist nicht sinnvoll. ''Vermeidungsstrategie: Den Einstieg ernsthaft genug formulieren.'' | ||
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+ | | * Eine Position finden. Es sollte dem Leser klar werden, welche Position du zu einer Fragestellung einnimmst. || * Keine eindeutige Meinung zu einem Thema zu haben | ||
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+ | | * Die eigene Position in differenzierter Form herausarbeiten. Du wirkst glaubwürdiger, wenn du nicht nur die Argumente ausführst, die deine eigene Position stützen, sondern auch auf die Argumente Rücksicht nimmst, die ihr widersprechen. Die kannst du dann entkräften. (''Dieser Einwand ist berechtigt, wiegt aber weniger schwer im Vergleich zu... / Dagegen wirkt der Einwand, ..., wie ein Strohfeuer. / Die Überzeugungskraft wird dadurch nicht beeinträchtigt, denn ...'' || - | ||
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+ | | * Stilmittel dort einsetzen, wo sie deine Argumentation stützen. Das ist vor allem an zentralen Stellen deiner Argumentation (und auch im Einstieg) der Fall. Eine denkbare Strategie wäre, einen Text erst auszuformulieren, dann die zentralen Stellen der Argumentation zu markieren, und dann dort Stilmittel zu integrieren. In Kommentaren beliebte Stilmittel sind zum Beispiel '''die rhetorische Frage, der Chiasmus, die Antithese, der Parallelismus'''. Als Stilmittel kann auch die Verwendung eines umgangssprachlichen (anstatt eines fachsprachlichen oder wissenschaftlichen) Begriffs an zentraler Stelle gelten. || * Mit der Verwendung von Stilmitteln übertreiben: Alliterationen wirken oft lächerlich wie im RTL-Abendprogramm ("der bärtige Bauer Bernd begegnet seiner Braut Berta"), Ellipsen zu "cool" für einen journalistischen Text; für alle Stilmittel gilt: man sollte sie sparsam und gezielt einsetzen - je öfter sie verwendet werden, desto weniger eindrücklich ist ihre Funktion. | ||
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+ | | * Eine sehr reduzierte, knappe Sprache wählen: Der Kommentar verzichtet auf unnötige Füllwörter (''Test: Streiche aus einem Satz alles weg, was nicht notwendig ist''), er verzichtet weitgehend auf Nebensätze, und er benennt Dinge konkret. || * '''Komplexe Satzgefüge'''<br /> * ''' Umgangssprache''' - der Kommentar ist eine Textsorte, die - mit Ausnahme von ein oder zwei Vokabeln - keine gesprochensprachlichen Merkmale aufweisen sollte! <br />* '''"Man-Stil"''' - verzichte in der Argumentation darauf, Thesen oder Argumente mit "man"-Aussagen zu begründen (''"Man mag es nicht, wenn..."''). Vermeidungsstrategie: Formuliere immer konkret (''"Die meisten Menschen mögen es nicht..."'') | ||
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+ | '''Beispiel: Heribert Prantl (SZ) zum Armutsbericht der Bundesregierung -''' [http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/armutsbericht-der-bundesregierung-reichtum-verpflichtet-1.1470778] | ||
+ | * Die überwiegende Zahl der Sätze hat keine Nebensätze! | ||
+ | * Es sind keine gesprochensprachlichen Elemente enthalten - lediglich die Vokabel "kapieren" würde man in einem wissenschaftlichen Text oder einer Erörterung so nicht finden. | ||
+ | * Es ist wohl kein einziges "Füllwort" vorhanden, das man problemlos wegstreichen könnte. | ||
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+ | Das bestätigt sich auch im '''Beispiel: Anno Hecker (FAZ) zur Dopingbekämpfung -''' [http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/doping/doping-kommentar-kein-einsatz-herr-kommissar-11944280.html] | ||
+ | (Die Mehrheit der Sätze hat keine Nebensätze! Es sind keine gesprochensprachlichen Elemente enthalten - lediglich die Vokabeln "rankommen" und evtl. "Pillenschlucken" würde man als gesprochensprachlich durchgehen lassen.) | ||
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+ | '''Wichtig:''' Der Kommentar ist kein Freibrief, so zu schreiben, "wie mir der Schnabel gewachsen ist." Im Gegenteil: Im Kommentar ist noch mehr Planung erforderlich als bei allen anderen bisher einstudierten Textsorten. Die sorgfältige stilistische Ausarbeitung ist dann das Sahnehäubchen des Kommentars! | ||
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+ | === Beispiel: Strategien zur Materialauswertung === | ||
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+ | - Diese Auswertung bezieht sich auf den Arbeitsauftrag im Unterricht - | ||
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+ | <span style="color: grey">M4 PriceWaterhouseCoopers: Studie „Game On“ [[http://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/pwc-studie-mega-events-sorgen-langfristig-fuer-wirtschaftswachstum.jhtml, 7.11.2012| (direkt zitiert aus der Zusammenfassung)]]<br /> | ||
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+ | {| class="wikitable" | ||
+ | !Verwendungsmöglichkeit: Position in der Argumentation!!Verwendungsmöglichkeit: Position im Text!!Beispiel im '''Schreibplan''' (die Umsetzung in einen Text erfordert noch eine durchdachte Ausformulierung!) | ||
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+ | | - || Verwendung von Informationen in der '''Einleitung''', um die Bedeutung des Themas aufzuzeigen. || Einstieg:<br />- "Die Welt zu Gast bei Freunden": WM 2006 bringt Deutschland Image-Gewinn<br />PwC-Studie: Zum Imagegewinn gesellen sich oft positive wirtschaftliche Effekte (Infrastruktur) - Beispiel München 1972, Barcelona 1992 | ||
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+ | | Stützung der Position "Nicht-Vergabe" ('''Subargument/Beispiel''') || (Argumentation) || ''These'': Unrechtsstaaten profitieren ungerechtfertigterweise von positiven wirtschaftlichen Auswirkungen (das ist nicht wünschenswert)<br />''Argument'': Geschichte hat bewiesen, dass die Ausrichternationen und -städte von Großereignissen hinsichtlich ökonomischer, demografischer und sozialer Entwicklung profitieren<br />''Subargument/Beispiel'': PwC-Studie<br />Rückführung zur These: Unrechtsstaaten sollten nicht auf diese Weise von Großereignissen profitieren können. | ||
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+ | | Stützung der Position "Vergabe" ('''Subargument/Beispiel''') || (Argumentation) || ''These'': Menschen in Unrechtsstaaten können von der Ausrichtung profitieren (es ist wünschenswert, dass sich die persönliche Situation der unter dem Unrechtsstaat leidenden Staatsbürger verbessert)<br />''Argument'': Geschichte hat bewiesen, dass die Ausrichternationen und -städte von Großereignissen hinsichtlich ökonomischer, demografischer und sozialer Entwicklung profitieren<br />''Subargument/Beispiel'': PwC-Studie<br />Rückführung zur These: Auf diese profitieren die einzelnen Menschen in Unrechtsstaaten - ihre soziale und wirtschaftliche Situation kann sich verbessern. | ||
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+ | | Stützung der Position "Nicht-Vergabe" ('''Argument''') || (Argumentation) || ''These'': Unrechtsstaaten profitieren ungerechtfertigterweise von positiven wirtschaftlichen Auswirkungen (das ist nicht wünschenswert)<br />''Argument'': Wie eine PwC-Studie ergeben hat...<br />''Subargument/Beispiel'': München 1972/Barcelona 1992<br />Rückführung zur These: Unrechtsstaaten sollten nicht auf diese Weise von Großereignissen profitieren können. | ||
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+ | | Stützung der Position "Vergabe" ('''Argument''') || (Argumentation) || ''These'': Menschen in Unrechtsstaaten können von der Ausrichtung profitieren (es ist wünschenswert, dass sich die persönliche Situation der unter dem Unrechtsstaat leidenden Staatsbürger verbessert)<br />''Argument'': Wie eine PwC-Studie ergeben hat...<br />''Subargument/Beispiel'': München 1972/Barcelona 1992<br />Rückführung zur These: Auf diese profitieren die einzelnen Menschen in Unrechtsstaaten - ihre soziale und wirtschaftliche Situation kann sich verbessern. | ||
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+ | | Verwendung von Informationen, um das Fazit zu illustrieren || '''Schlusssatz, Schlussfolgerung''' || ''Variante 1'': (Nicht-Vergabe) - Unrechtsstaaten verpassen Chance - vgl. PwC-Studie ("Damit würden Unrechtsstaaten eine Chance verpassen, die München mit den Olympischen Spielen 1972 ebenso genutzt hat wie Südafrika mit der Fußball-WM 2010: die Chance auf Verbesserung der Infrastruktur und vor allem auf einen internationalen Imagegewinn.")<br />''Variante 2'': (Vergabe) - Menschen in Unrechtsstaaten erhalten Chance - vgl. PwC-Studie. | ||
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+ | === Beispiel Einstieg: Eine gute Idee und ihre Überarbeitung === | ||
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+ | !Schüler-Beispieltext!!Hinweise!!Überarbeitung | ||
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− | | | + | | Freche Kleinkinder, die nicht für ihre Untaten bestraft werden, vielleicht sogar belohnt werden, lernen nie, anständig und brav zu sein. So verhält es sich auch mit Ländern, welche Menschenrechte und die Werte der Demokratie verletzen. Durch das Austragen von Großveranstaltungen in diesem Land, was einer Belohnung gleichkommt, wird eine falsche Botschaft vermitteln. Die Botschaft, dass es in Ordnung sei, Menschenrechte zu verletzen, aber trotzdem keine Konsequenzen fürchten zu müssen. || Der Einstieg lebt von einem gelungenen bildlichen Vergleich - dem zum Kleinkind, das für sein Verhalten nicht bestraft, sondern noch belohnt wird. An diesem guten Einfall kann man sprachlich noch schleifen: <br />* Weniger Passiv und Nominalstil, <br />* eine Entschachtelung, <br />* das Ersetzen von "welche" durch "die"<br /> * und die Ankopplung des letzten Satzes (der die Position des Autors verdeutlicht) und der darin enthaltenen Repetitio über einen Doppelpunkt. || Freche Kleinkinder, die für ihre Untaten <span style="color: red">nicht </span>bestraft, <span style="color: red"> sondern vielleicht sogar belohnt</span> werden, lernen nie, anständig und brav zu sein. So verhält es sich auch mit Ländern, <span style="color: red">'''die'''</span> Menschenrechte und die Werte der Demokratie verletzen. Großveranstaltungen in diese<span style="color: red">n Ländern kommen einer Belohnung gleich.</span> Das vermittelt eine falsche Botschaft<span style="color: red">''':'''</span> Die Botschaft, dass es in Ordnung sei, Menschenrechte zu verletzen, aber trotzdem keine Konsequenzen fürchten zu müssen. |
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Aktuelle Version vom 13. November 2012, 16:43 Uhr
Inhaltsverzeichnis |
Was beim Verfassen eines Kommentars helfen könnte...
Der Kommentar ist ein argumentativer Text - ähnlich der Erörterung
- Der Kommentar erfordert die selben Vorarbeiten wie eine Erörterung - sie müssen unter Umständen sogar noch umfangreicher sein. Es gilt, ein Thema in mehrere Richtungen abzuwägen und Argumente in größerer Anzahl zu sammeln. Dann muss ich entscheiden: Welche Argumente sind die wichtigsten? Welche Argumentationsgänge kann ich gut ausführen? Das heißt: Obwohl ich in einem Kommentar nur bis zwei bis drei Argumente ausführen muss, muss ich das Thema wesentlich umfangreicher durchdenken.
- Der Kommentar weist ebenso wie die Erörterung eine argumentative Struktur auf. Das bedeutet im Einzelnen: (1) Es ist eine klare POSITION erkennbar, (2) auf welche sich THESEN beziehen. (3) Diesen Thesen sind ARGUMENTE zugeordnet, die auf dieser Ebene möglichst Oberbegriffe enthalten und noch wenig konkret sein soll. (4) Diese Begründungszusammenhänge werden durch konkrete BEISPIELE gestützt und erklärt.
- Der Unterschied zur Erörterung liegt vor allem darin, dass die Gliederung des Kommentars viel weniger schematisch ist. Während man die oben vorgestellte argumentative Struktur bei der Erörterung der Reihe nach durchläuft, kann der ganze Ablauf beim Kommentar auch auf den Kopf gestellt werden. Zudem ist der Kommentar oft weniger konkret: Einzelbeispiele fehlen oft.
Grundlage des Kommentars ist eine umfangreiche Information über das Thema
- Es gilt die Grundregel: Äußere dich nur zu Dingen, bei denen du dich wirklich auskennst. Alles andere gehört an den Stammtisch, nicht in den Kommentar. Damit du die Möglichkeit hast, dich fundiert zu einem Thema zu äußern, werden Kommentare in der Regel mithilfe von zur Verfügung stehenden Materialien (Texten, Bilder, Diagrammen, Statistiken) verfasst. Somit kommt der sorgfältigen Materialauswertung besondere Bedeutung zu.
- Grundsätze für die Auswertung von Material:
- Genauigkeit: Informationen aus dem Material müssen genau und unverfälscht verwertet werden. Beispiel: In einem Interview mit dem Innenminister sagt dieser aus, die meisten Einbrüche würden tagsüber verübt. Hier wäre es zu ungenau, in den eigenen Kommentar die Aussage zu übernehmen: "Die meisten Einbrüche werden tagsüber verübt." - Das könnte man streng genommen nur behaupten, wenn man sich in der Kriminalstatistik versichert hat. Die genauestmögliche Übernahme in den eigenen Text wäre: "Laut Innenminister werden die meisten Einbrüche tagsüber verübt."
- Qualität statt Quantität: Triff eine sinnvolle Auswahl - und überlege genau, was du wo in deiner Argumentation verwenden kannst (Möglichkeiten: Verwendung von Fakten zur Stützung von Argumenten; Verwendung von konkreten Beispielen; Verwendung von Zitaten zur Illustration einer These oder eines Arguments; Verwendung von Zitaten für die Einleitung oder Überleitung; Verwendung einzelner Informationen, um die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen; Verwendung von Informationen/Zitaten/Ergebnissen, um dagegen zu argumentieren.)
- Kein Referat: Du sollst die Informationen aus dem Material nicht einfach referieren (oder schlimmer noch abschreiben), sondern in deine Argumentation einbauen. Das bedeutet: Erst muss deine Argumentation stehen, dann baust du die konkreten Informationen aus dem Material ein!
- Eigene Wortwahl: Informationen aus dem Material müssen - ähnlich wie in der W-Seminar-Arbeit - immer in eigenen Worten formuliert werden. Dadurch kannst du beweisen, dass du die Informationen wirklich verstanden hast. Direkte Zitate stehen nur an ganz entscheidender Stelle - und nur dann, wenn die Zitate wirklich prägnant sind.
Der Kommentar ist eine journalistische Textsorte - Hinweise zur stilistischen Gestaltung
Daraus folgt:
Was du in einem Kommentar tun solltest | Was du in einem Kommentar NICHT tun solltest |
---|---|
* Eine passende Überschrift finden - Denke dabei daran: Du willst potentielle Leser mit der Überschrift überzeugen, deinen Text zu lesen. Sie darf durchaus schon auf deine Position hinweisen. (Beispiele siehe Arbeitsblatt mit den Kommentareinstiegen aus dem Zeitungsbeispiel) | - |
* Einen gut durchdachten Einstieg wählen. Verschiedene Strategien zum Einstieg findest du mithilfe des Arbeitsblattes. | * Manchmal benutzen Schreiber den Einstieg, um gleich "losledern" zu können. In der Journalistik spricht man von einem "Geradeaus-Kommentar", der - ohne Abwägung und in sehr zugespitzter Form - lediglich die eigene Meinung herausstellt und andere Meinungen mitunter abqualifiziert. Das ist nicht sinnvoll. Vermeidungsstrategie: Den Einstieg ernsthaft genug formulieren. |
* Eine Position finden. Es sollte dem Leser klar werden, welche Position du zu einer Fragestellung einnimmst. | * Keine eindeutige Meinung zu einem Thema zu haben |
* Die eigene Position in differenzierter Form herausarbeiten. Du wirkst glaubwürdiger, wenn du nicht nur die Argumente ausführst, die deine eigene Position stützen, sondern auch auf die Argumente Rücksicht nimmst, die ihr widersprechen. Die kannst du dann entkräften. (Dieser Einwand ist berechtigt, wiegt aber weniger schwer im Vergleich zu... / Dagegen wirkt der Einwand, ..., wie ein Strohfeuer. / Die Überzeugungskraft wird dadurch nicht beeinträchtigt, denn ... | - |
* Stilmittel dort einsetzen, wo sie deine Argumentation stützen. Das ist vor allem an zentralen Stellen deiner Argumentation (und auch im Einstieg) der Fall. Eine denkbare Strategie wäre, einen Text erst auszuformulieren, dann die zentralen Stellen der Argumentation zu markieren, und dann dort Stilmittel zu integrieren. In Kommentaren beliebte Stilmittel sind zum Beispiel die rhetorische Frage, der Chiasmus, die Antithese, der Parallelismus. Als Stilmittel kann auch die Verwendung eines umgangssprachlichen (anstatt eines fachsprachlichen oder wissenschaftlichen) Begriffs an zentraler Stelle gelten. | * Mit der Verwendung von Stilmitteln übertreiben: Alliterationen wirken oft lächerlich wie im RTL-Abendprogramm ("der bärtige Bauer Bernd begegnet seiner Braut Berta"), Ellipsen zu "cool" für einen journalistischen Text; für alle Stilmittel gilt: man sollte sie sparsam und gezielt einsetzen - je öfter sie verwendet werden, desto weniger eindrücklich ist ihre Funktion. |
* Eine sehr reduzierte, knappe Sprache wählen: Der Kommentar verzichtet auf unnötige Füllwörter (Test: Streiche aus einem Satz alles weg, was nicht notwendig ist), er verzichtet weitgehend auf Nebensätze, und er benennt Dinge konkret. | * Komplexe Satzgefüge * Umgangssprache - der Kommentar ist eine Textsorte, die - mit Ausnahme von ein oder zwei Vokabeln - keine gesprochensprachlichen Merkmale aufweisen sollte! * "Man-Stil" - verzichte in der Argumentation darauf, Thesen oder Argumente mit "man"-Aussagen zu begründen ("Man mag es nicht, wenn..."). Vermeidungsstrategie: Formuliere immer konkret ("Die meisten Menschen mögen es nicht...") |
Beispiel: Heribert Prantl (SZ) zum Armutsbericht der Bundesregierung - [1]
- Die überwiegende Zahl der Sätze hat keine Nebensätze!
- Es sind keine gesprochensprachlichen Elemente enthalten - lediglich die Vokabel "kapieren" würde man in einem wissenschaftlichen Text oder einer Erörterung so nicht finden.
- Es ist wohl kein einziges "Füllwort" vorhanden, das man problemlos wegstreichen könnte.
Das bestätigt sich auch im Beispiel: Anno Hecker (FAZ) zur Dopingbekämpfung - [2] (Die Mehrheit der Sätze hat keine Nebensätze! Es sind keine gesprochensprachlichen Elemente enthalten - lediglich die Vokabeln "rankommen" und evtl. "Pillenschlucken" würde man als gesprochensprachlich durchgehen lassen.)
Wichtig: Der Kommentar ist kein Freibrief, so zu schreiben, "wie mir der Schnabel gewachsen ist." Im Gegenteil: Im Kommentar ist noch mehr Planung erforderlich als bei allen anderen bisher einstudierten Textsorten. Die sorgfältige stilistische Ausarbeitung ist dann das Sahnehäubchen des Kommentars!
Beispiel: Strategien zur Materialauswertung
- Diese Auswertung bezieht sich auf den Arbeitsauftrag im Unterricht -
M4 PriceWaterhouseCoopers: Studie „Game On“ [7.11.2012| (direkt zitiert aus der Zusammenfassung)]
Verwendungsmöglichkeit: Position in der Argumentation | Verwendungsmöglichkeit: Position im Text | Beispiel im Schreibplan (die Umsetzung in einen Text erfordert noch eine durchdachte Ausformulierung!) |
---|---|---|
- | Verwendung von Informationen in der Einleitung, um die Bedeutung des Themas aufzuzeigen. | Einstieg: - "Die Welt zu Gast bei Freunden": WM 2006 bringt Deutschland Image-Gewinn PwC-Studie: Zum Imagegewinn gesellen sich oft positive wirtschaftliche Effekte (Infrastruktur) - Beispiel München 1972, Barcelona 1992 |
Stützung der Position "Nicht-Vergabe" (Subargument/Beispiel) | (Argumentation) | These: Unrechtsstaaten profitieren ungerechtfertigterweise von positiven wirtschaftlichen Auswirkungen (das ist nicht wünschenswert) Argument: Geschichte hat bewiesen, dass die Ausrichternationen und -städte von Großereignissen hinsichtlich ökonomischer, demografischer und sozialer Entwicklung profitieren Subargument/Beispiel: PwC-Studie Rückführung zur These: Unrechtsstaaten sollten nicht auf diese Weise von Großereignissen profitieren können. |
Stützung der Position "Vergabe" (Subargument/Beispiel) | (Argumentation) | These: Menschen in Unrechtsstaaten können von der Ausrichtung profitieren (es ist wünschenswert, dass sich die persönliche Situation der unter dem Unrechtsstaat leidenden Staatsbürger verbessert) Argument: Geschichte hat bewiesen, dass die Ausrichternationen und -städte von Großereignissen hinsichtlich ökonomischer, demografischer und sozialer Entwicklung profitieren Subargument/Beispiel: PwC-Studie Rückführung zur These: Auf diese profitieren die einzelnen Menschen in Unrechtsstaaten - ihre soziale und wirtschaftliche Situation kann sich verbessern. |
Stützung der Position "Nicht-Vergabe" (Argument) | (Argumentation) | These: Unrechtsstaaten profitieren ungerechtfertigterweise von positiven wirtschaftlichen Auswirkungen (das ist nicht wünschenswert) Argument: Wie eine PwC-Studie ergeben hat... Subargument/Beispiel: München 1972/Barcelona 1992 Rückführung zur These: Unrechtsstaaten sollten nicht auf diese Weise von Großereignissen profitieren können. |
Stützung der Position "Vergabe" (Argument) | (Argumentation) | These: Menschen in Unrechtsstaaten können von der Ausrichtung profitieren (es ist wünschenswert, dass sich die persönliche Situation der unter dem Unrechtsstaat leidenden Staatsbürger verbessert) Argument: Wie eine PwC-Studie ergeben hat... Subargument/Beispiel: München 1972/Barcelona 1992 Rückführung zur These: Auf diese profitieren die einzelnen Menschen in Unrechtsstaaten - ihre soziale und wirtschaftliche Situation kann sich verbessern. |
Verwendung von Informationen, um das Fazit zu illustrieren | Schlusssatz, Schlussfolgerung | Variante 1: (Nicht-Vergabe) - Unrechtsstaaten verpassen Chance - vgl. PwC-Studie ("Damit würden Unrechtsstaaten eine Chance verpassen, die München mit den Olympischen Spielen 1972 ebenso genutzt hat wie Südafrika mit der Fußball-WM 2010: die Chance auf Verbesserung der Infrastruktur und vor allem auf einen internationalen Imagegewinn.") Variante 2: (Vergabe) - Menschen in Unrechtsstaaten erhalten Chance - vgl. PwC-Studie. |
Beispiel Einstieg: Eine gute Idee und ihre Überarbeitung
Schüler-Beispieltext | Hinweise | Überarbeitung |
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Freche Kleinkinder, die nicht für ihre Untaten bestraft werden, vielleicht sogar belohnt werden, lernen nie, anständig und brav zu sein. So verhält es sich auch mit Ländern, welche Menschenrechte und die Werte der Demokratie verletzen. Durch das Austragen von Großveranstaltungen in diesem Land, was einer Belohnung gleichkommt, wird eine falsche Botschaft vermitteln. Die Botschaft, dass es in Ordnung sei, Menschenrechte zu verletzen, aber trotzdem keine Konsequenzen fürchten zu müssen. | Der Einstieg lebt von einem gelungenen bildlichen Vergleich - dem zum Kleinkind, das für sein Verhalten nicht bestraft, sondern noch belohnt wird. An diesem guten Einfall kann man sprachlich noch schleifen: * Weniger Passiv und Nominalstil, * eine Entschachtelung, * das Ersetzen von "welche" durch "die" * und die Ankopplung des letzten Satzes (der die Position des Autors verdeutlicht) und der darin enthaltenen Repetitio über einen Doppelpunkt. |
Freche Kleinkinder, die für ihre Untaten nicht bestraft, sondern vielleicht sogar belohnt werden, lernen nie, anständig und brav zu sein. So verhält es sich auch mit Ländern, die Menschenrechte und die Werte der Demokratie verletzen. Großveranstaltungen in diesen Ländern kommen einer Belohnung gleich. Das vermittelt eine falsche Botschaft: Die Botschaft, dass es in Ordnung sei, Menschenrechte zu verletzen, aber trotzdem keine Konsequenzen fürchten zu müssen. |