Beispielformulierungen zum Erzählverhalten in einem narrativen Text: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. Januar 2018, 19:23 Uhr


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Beispiel 1

Bei der Erzählung ,,Vor dem Gesetz" handelt es sich um eine typische Kurzgeschichte bzw. Parabel. Charakteristisch sind der offene Anfang und Schluss, sowie die Länge des Textes. Die gesamte Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler vorgetragen.Doch auch wenn man ihn als allwissend beschreiben kann,zumal er bisweilen Einblicke in die Gedanken der einzelnen Personen gibt(„Solche Probleme hatte der Mann vom Lande nicht erwartet“ (Z.x), verhält er sich sehr objektiv. Kafka baut die Erzählung fast wie ein Protokoll auf und hebt lediglich die wichtigen Teile durch wörtliche Reden hervor. Durch diese sehr objektive Schreibweise enthält sich der auktoriale Erzähler jeglicher Deutungsansätze und zwingt so den Leser,sich seine eigenen Gedanken über den Text zu machen. Die einzige Erklärung im ganzen Text gibt der Türhüter, als er zum Ende der Geschichte sagt:„Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten,denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn." In dieser wörtlichen Rede erhalten wir zum ersten und einzigen Mal im ganzen Werk eine Erklärung der Situation durch den Türhüter,die jedoch subjektiv ist und der wir nicht folgen müssen. Durch das häufige Verwenden der wörtlichen Rede speziell an Schlüsselstellen bewirkt Kafka nicht nur eine Auflockerungd des sonst in schlichter Protokollform niedergeschriebenen Textes,sondern sorgt vor allem für die Nähe zum Geschehen und eine gewisse Dramatik.

(E. Herold, betreut von E. Weiß, in: deutsch.digital.de)


Beispiel 2

Der Er-/Sie-Erzähler zeigt in diesem Textausschnitt ein sowohl personales als auch auktoriales Erzählverhalten. Personal erzählt er, wenn er seine Figuren miteinander diskutieren lässt und dabei hinter sie zurücktritt, dem Leser die Deutung überlassend. Allerdings präsentiert er das Gespräch nicht rein als Dialog, wie in einem szenischen Text (Drama), sondern situiert es deutlich und greift gelegentlich in auffälliger Weise ein. So kommentiert er Innstettens Redebeitrag, der Crampas verlegen macht, direkt: ,,Innstetten hielt nur einen seiner kleinen moralischen Vorträge, zu denen er überhaupt neigte." (S.x) Außerdem beschreibt er das nichtverbale kommunikative Verhalten der Figuren, z.B. die Reaktion auf das Erscheinen der Robbe (,,Alle waren erregt.", S.x), Effis Reaktion auf Crampas Worte (,,Effi klatschte in die Hände.", S.x) oder Crampas Unsicherheit (,,Crampas wurde einen Augenblick verlegen.", S.x). Er kennzeichnet auch die Sprechakte genauer (,,lachte der Major", S.x). Solche Bemerkungen lesen sich wie Regieanweisungen, sodass sich die Szene als Spielszene vorstellen lässt. Weiterhin beschreibt der Erzähler die Rahmensituation des Gespräches, besonders in den beiden ersten Absätzen. Hier kommentiert er durch einen Rückblick, dass es Effi bei ihrer ankunft in Kessing wegen der Stürme und im Sommer wegen ihrer Schwangerschaft noch nicht möglich war zu reiten: ,,(...) Denn als sie vorigen November in Kessin eintraf, war schon Sturmzeit, und als der Sommer kam, war sie nicht mehr imstande, weite Gänge zu machen." (S.) Über solche Erzählerkommentare und Bemerkungen hinaus gibt der Erzähler in seiner ,,andeutenden" Erzählweise versteckte Hinweise, die sich für den Leser als Vorausdeutungen auf künftige Ereignisse erweisen, den figuren aber nicht bewusst sind. So verknüpft er das Motiv der Robbe und Robbenjagd mit Effi. Crampas Wunsch nach Robbenjagd hat die Funktion der Anspielung und Vorausdeutung auf das Erjagen Effis und den Ehebruch, zumal Effi mit ihrer naturhaften Beziehung zum Wasser mit der ,,Seejungfrau" als mögliches Jagdopfer zu parallelisieren.

(Quelle: deutsch-digital.de)


Beispiel 3
Der Ich-Erzähler (vgl. die Verwendung des Personalpronomens ,,ich" in ,,dachte ich mir", S.12) ist ein Passagier des Schiffes nach Buenos Aires, der ein Gespräch mit dem Schachspieler Mirko Czentovic führen möchte. Da dieser aber den Kontakt zu seinen Mitmenschen meidet, möchte der Ich-Erzähler ihn mit einem Schachspiel dazu bewegen, mit ihm zu sprechen. Durch einen Geldeinsatz erklärt sich Czentovic zu einer Partie bereit. McConnor und der Ich-Erzähler haben aber keine Chance gegen den Weltmeister zu gewinnen.