HelmsGuteNacht: Unterschied zwischen den Versionen

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:''"Gestern abend hatte ich einen seltenen Genuß. Von KDF wurde hier im Kinosaal ein Ballettabend veranstaltet. Ein gutes Orchester und etwa 10 Tänzerinnen. Die Leistungen waren hervorragend. Du siehst also, wir haben hier allerlei Abwechslung."''
 
:''"Gestern abend hatte ich einen seltenen Genuß. Von KDF wurde hier im Kinosaal ein Ballettabend veranstaltet. Ein gutes Orchester und etwa 10 Tänzerinnen. Die Leistungen waren hervorragend. Du siehst also, wir haben hier allerlei Abwechslung."''
  
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:''"Es war also eine »KDF-Fahrt ins Blaue.« Es wurde herrlich klares Wetter an diesem Nachmittag und folgenden Tages. In bummeliger Fahrt brachte uns der Zug durch Landschaften, die ich zwar schon mehrfach früher durchfahren hatte, aber noch nie bei so herrlichem Sonnenschein wie jetzt. Wir sahen Flüsse, Berge und Täler, liebliche Dorf- und Städtebilder. Ostwärts gings. In den Vogesen sahen wir mitten im herrlichen Frühling hohe schneebedeckte Bergkuppen. Vorbei ging es an Stätten, deren Namen noch aus den Kämpfen des Weltkrieges bekannt sind und auch in diesem Kriege von neuem Zeugen großer Geschichte gewesen sind. Wir erreichten Städte, deren Namen deutsch waren, dann zu Frankreich gehörten und jetzt wiederum zu uns gehören. Mühlhausen, Belfort, Straßburg mit dem gewaltig zum Himmel ragenden Münster. Wir kamen über den Rhein, durchs schöne Hessenland, durch das liebliche Thüringen, über die Fulda und Saale, durch Sachsen, über die Elbe und Oder, durch den Warthegau, über die Weichsel, durch Mittelschlesien, Posen bis hinauf nach Ostpreußen. Ich hatte einen angenehmen Platz in einem Personenwagen. Das Wetter war während der letzten Reisetage kühl, aber unser Wagen war gut geheizt, und auch in den zum Truppentransport hergerichteten Güterwagen waren Öfen aufgestellt worden. Da unser Zug meist nur langsam fuhr, außerdem oft stundenlang hielt, um andere Züge vor- oder durchzulassen, konnte man überall in Ruhe die Augen rumgehen lassen. Man hatte auch oft und lange genug Zeit zum Aussteigen, zum Waschen, Rasieren, Verpflegung empfangen. Zwischendurch wurde geschrieben und gelesen."''
  
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Den Originaltext gibt es [http://www.archiv-der-zeitzeugen.com/PDFHelms_GuteNacht.pdf hier]
  
:''"Wohin nun die Reise gehen würde, wußten wir nicht; es war also eine »KDF-Fahrt ins Blaue.« Es wurde herrlich klares Wetter an diesem Nachmittag und folgenden Tages. In bummeliger Fahrt brachte uns der Zug durch Landschaften, die ich zwar schon mehrfach früher durchfahren hatte, aber noch nie bei so herrlichem Sonnenschein wie jetzt. Wir sahen Flüsse, Berge und Täler, liebliche Dorf- und Städtebilder. Ostwärts gings. In den Vogesen sahen wir mitten im herrlichen Frühling hohe schneebedeckte Bergkuppen. Vorbei ging es an Stätten, deren Namen noch aus den Kämpfen des Weltkrieges bekannt sind und auch in diesem Kriege von neuem Zeugen großer Geschichte gewesen sind. Wir erreichten Städte, deren Namen deutsch waren, dann zu Frankreich gehörten und jetzt wiederum zu uns gehören. Mühlhausen, Belfort, Straßburg mit dem gewaltig zum Himmel ragenden Münster. Wir kamen über den Rhein, durchs schöne Hessenland, durch das liebliche Thüringen, über die Fulda und Saale, durch Sachsen, über die Elbe und Oder, durch den Warthegau, über die Weichsel, durch Mittelschlesien, Posen bis hinauf nach Ostpreußen. Ich hatte einen angenehmen Platz in einem Personenwagen. Das Wetter war während der letzten Reisetage kühl, aber unser Wagen war gut geheizt, und auch in den zum Truppentransport hergerichteten Güterwagen waren Öfen aufgestellt worden. Da unser Zug meist nur langsam fuhr, außerdem oft stundenlang hielt, um andere Züge vor- oder durchzulassen, konnte man überall in Ruhe die Augen rumgehen lassen. Man hatte auch oft und lange genug Zeit zum Aussteigen, zum Waschen, Rasieren, Verpflegung empfangen. Zwischendurch wurde geschrieben und gelesen. Während der ganzen Fahrt ein großes Rätselraten, wohin wir kommen würden. Überall ein erstaunlicher Transportverkehr, überall französische Wagen zwischen deutschen. Das »Erlebnis« Frankreich erschien uns wie ein kurzer Traum, obwohl wir fast ein Jahr dort gewesen sind."''
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Die Berichte sind Ausschnitte aus dem Briefband "Nun gute Nacht, meine Lieben!" vom Lehrer Heinrich Helms. In diesem sind Briefe aus dem 2. Weltkrieg enthalten, die der Autor teilweise noch, während er seinen Beruf ausübte, und teilweise während seines Dienstes als Soldat verfasste. Er starb auch im Krieg im Jahre 1945 während des Rückzuges. Sein Sohn Prof. Dr. Siegmund Helms veröffentlichte das Buch.
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Im ersten Textausschnitt spricht er die Organisation "Kraft durch Freude" an, er war auf einer Vorstellung, die von dem Unternehmen veranstaltet wurde. Im Allgemeinen spricht er positiv von diesem Konzert, kritisiert daran nichts, sondern freut sich über "Abwechslung".
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Im zweiten Brief beschreibt er eine "KDF-Fahrt" mit dem Zug durch Frankreich und Deutschland bis nach Ostpreußen. Im Zug geht es gemütlich zu, die Reisenden sind zufrieden, haben Möglichkeit, ihren hygenischen Bedürfnissen nachzugehen, und sich die Gegend bisweilen anzuschauen. Insgesamt wird auch hier ein positives Bild von der Organisation "KdF" gemalt.
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Die meisten Menschen hatten also Vorteile von diesem Programmpunkt der Nationalsozialisten. Bisher ungebildeten Bürgern wurde die Möglichkeit gegeben, Konzert, Theater und ähnliches zu besuchen. Auch konnten sie verreisen, was voher nicht möglich war. So wurde diese Organisation von der Bevölkerung größtenteils mit Begeisterung aufgenommen, was die obige Textquelle auch verdeutlicht.

Aktuelle Version vom 7. Juli 2008, 20:56 Uhr

"Gestern abend hatte ich einen seltenen Genuß. Von KDF wurde hier im Kinosaal ein Ballettabend veranstaltet. Ein gutes Orchester und etwa 10 Tänzerinnen. Die Leistungen waren hervorragend. Du siehst also, wir haben hier allerlei Abwechslung."
"Es war also eine »KDF-Fahrt ins Blaue.« Es wurde herrlich klares Wetter an diesem Nachmittag und folgenden Tages. In bummeliger Fahrt brachte uns der Zug durch Landschaften, die ich zwar schon mehrfach früher durchfahren hatte, aber noch nie bei so herrlichem Sonnenschein wie jetzt. Wir sahen Flüsse, Berge und Täler, liebliche Dorf- und Städtebilder. Ostwärts gings. In den Vogesen sahen wir mitten im herrlichen Frühling hohe schneebedeckte Bergkuppen. Vorbei ging es an Stätten, deren Namen noch aus den Kämpfen des Weltkrieges bekannt sind und auch in diesem Kriege von neuem Zeugen großer Geschichte gewesen sind. Wir erreichten Städte, deren Namen deutsch waren, dann zu Frankreich gehörten und jetzt wiederum zu uns gehören. Mühlhausen, Belfort, Straßburg mit dem gewaltig zum Himmel ragenden Münster. Wir kamen über den Rhein, durchs schöne Hessenland, durch das liebliche Thüringen, über die Fulda und Saale, durch Sachsen, über die Elbe und Oder, durch den Warthegau, über die Weichsel, durch Mittelschlesien, Posen bis hinauf nach Ostpreußen. Ich hatte einen angenehmen Platz in einem Personenwagen. Das Wetter war während der letzten Reisetage kühl, aber unser Wagen war gut geheizt, und auch in den zum Truppentransport hergerichteten Güterwagen waren Öfen aufgestellt worden. Da unser Zug meist nur langsam fuhr, außerdem oft stundenlang hielt, um andere Züge vor- oder durchzulassen, konnte man überall in Ruhe die Augen rumgehen lassen. Man hatte auch oft und lange genug Zeit zum Aussteigen, zum Waschen, Rasieren, Verpflegung empfangen. Zwischendurch wurde geschrieben und gelesen."

Den Originaltext gibt es hier

Die Berichte sind Ausschnitte aus dem Briefband "Nun gute Nacht, meine Lieben!" vom Lehrer Heinrich Helms. In diesem sind Briefe aus dem 2. Weltkrieg enthalten, die der Autor teilweise noch, während er seinen Beruf ausübte, und teilweise während seines Dienstes als Soldat verfasste. Er starb auch im Krieg im Jahre 1945 während des Rückzuges. Sein Sohn Prof. Dr. Siegmund Helms veröffentlichte das Buch.

Im ersten Textausschnitt spricht er die Organisation "Kraft durch Freude" an, er war auf einer Vorstellung, die von dem Unternehmen veranstaltet wurde. Im Allgemeinen spricht er positiv von diesem Konzert, kritisiert daran nichts, sondern freut sich über "Abwechslung".

Im zweiten Brief beschreibt er eine "KDF-Fahrt" mit dem Zug durch Frankreich und Deutschland bis nach Ostpreußen. Im Zug geht es gemütlich zu, die Reisenden sind zufrieden, haben Möglichkeit, ihren hygenischen Bedürfnissen nachzugehen, und sich die Gegend bisweilen anzuschauen. Insgesamt wird auch hier ein positives Bild von der Organisation "KdF" gemalt.

Die meisten Menschen hatten also Vorteile von diesem Programmpunkt der Nationalsozialisten. Bisher ungebildeten Bürgern wurde die Möglichkeit gegeben, Konzert, Theater und ähnliches zu besuchen. Auch konnten sie verreisen, was voher nicht möglich war. So wurde diese Organisation von der Bevölkerung größtenteils mit Begeisterung aufgenommen, was die obige Textquelle auch verdeutlicht.