Material Leben des Wesir: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Mai 2008, 15:10 Uhr

Kleidung, Ernährung, Wohnung des Wesir

Ein Wesir ist einer der wenigen Oberbeamten am Hof des Pharao und dessen Stellvertreter. Wenn sein Tag beginnt, beeilen seine Diener sich, ihn anzukleiden. Einer setzt ihm seine Perücke auf den kahlgeschorenen Kopf, ein anderer kümmert sich um die Füße, ein dritter um die Kleider, während ein Dutzend Beamte untertänigst auf die Anweisungen ihres Gebieters warten. Denn der Wesir ist sehr wichtig. Seine Söhne und Töchter sehen ihn nicht sehr häufig, weil er viele Dienstreisen durch das Land unternimmt, um Streitigkeiten zu schlichten, Beschwerden entgegenzunehmen und mit seinen untergebenen Schreibein festzulegen, wieviel Steuern die Untertanen zu zahlen haben. Er sorgt mit großer Strenge für die Einhaltung der Befehle des Pharao und informiert diesen über alles, was im Lande geschieht. Der Wesir muß bei seinen Beschäftigungen nicht laufen, sondern wird wie der Pharao in einer Sänfte von seinen Dienern getragen. Ein Wesir darf mehrere Frauen haben. Seine vielen Kinder werden von Dienerinnen versorgt, während die Mütter sich viel Zeit nehmen, um sich für den anspruchsvollen Gemahl schön zu machen. Sie leben in einer wunderschönen, mit dicken Mauern vor neugierigen Blicken geschützten Villa, die alle erdenklichen Annehmlichkeiten bietet: lustige Wandgemälde, Schwimmbad, schattige Säulengänge und einen zauberhaften Garten mit Lotosblumen, Feigenbäumen, seltenen Tieren, aber auch zahmen Affen, Katzen usw. Gegessen und getrunken wird - nicht nur bei den vielen Festen - ganz fürstlich bei Tafelmusik: hervorragender Wein und erlesenste Speisen wie Fleisch, Geflügel, Obst, Kohl und vielem mehr. Spielen dürfen die Wesir-Kinder mit kunstvoll angefertigtem Spielzeug: Tiere mit beweglichen Gliedmaßen, Puppen mit echtem Haar, Hampelmännern usw. Kinder von Wesiren können auch wieder Oberbeamte werden und so angenehm leben, wenn sie in der Schreibschule gut aufpassen.

aus: Geschichte lernen - Heft 36 (1993), S. 28